Kapitel 4

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Erschrocken fuhr ich zusammen, denn es bestand kein Zweifel, dass es JJ war. Also auch der selbe Typ mit dem ich geschlafen hatte und das letzte wozu ich Lust hatte war in hier in einem Restaurant wieder zu treffen. Instinktiv guckte ich auf den Boden um Blickkontakt mit ihm zu vermeiden und da ich hinter meinen Eltern stand, schien er mich noch nicht bemerkt zu haben. „Ja, natürlich...", fing er an meiner Mutter zu antworten und atmete den letzten Zug seiner Zigarette aus. Ich bemerkte wie meine Eltern sich einen wissenden Blick zu warfen, der ganz klar zeigte, was sie von JJ hielten. „ ... folgen Sie mir." Er schloss das Fenster und ging gerade aus durch eine Tür. Wir befanden uns nun auf einer wunderschönen Terrasse mit Blick auf das Meer und den Strand. JJ deutete auf einen Tisch und sagte: „ich bin gleich bei Ihnen", danach machte er eine kleine Verbeugung, die mich zum schmunzeln brachte. Das Gesicht meiner Eltern dagegen sah aus, als hätte ich ihnen gerade verkündigt die Schule abbrechen zu wollen.

Bisher konnte ich hinter meinen Eltern stehen und mich, feige wie ich war, verstecken, aber jetzt musste ich mich wohl oder übel an den Tisch setzten und daraus resultierte, dass man mich erkennen konnte. JJ war zwar gerade nicht hier, aber der Kellner an der Tür hatte gesagt, dass er uns den ganzen Abend über bedienen würde. Oh Gott! Meine Mutter räusperte sich und machte ihr "sollen wir darüber reden oder stillschweigend darüber einstimmen" Gesicht. Damit meinte sie natürlich, stillschweigend darüber einstimmen, dass es eine Unverschämtheit war, so jemanden wie JJ einzustellen. Es dauerte ein paar Minuten, bis die Tür erneut aufging und der peinlichste Augenblick, den ich mir zur Zeit vorstellen konnte auf mich zu kam. JJ hatte Speisekarten geholt und steuerte auf unseren Platz zu. Scheiße... die Umstände waren eh schon schlimm genug und hinzu kam noch, dass man ganz klar erkennen konnte, dass unserer Familie es nicht gerade an Geld mangelte (man beachte meine Mutter in ihrem Kaschmir Schal und meinen Vater in seinem 3000$ Anzug). Tja und meine Eltern würden nicht unbedingt los lachen, wenn JJ einen Witz machte oder seinen Job nicht "perfekt" ausführte... wie mich dieses Verhalten manchmal ankotzte!

... 2 Schritte ... 1 Schritt ... im letzten Moment hielt ich mir meine Hand seitlich vor's Gesicht. „So... die Ladys...", mein Vater gab ein Grummeln von sich, „und natürlich der Herr", setzte er hastig nach. Meine Mutter machte eine hochnäsige Miene. „Kann man hier womöglich schon mal was zu trinken bekommen?" „Ja klar, was darf es sein?" Wow, der erste vernünftige Satz den er hinbekommen hatte. Mein Vater legte die Karte beiseite und widmete sich JJ. „Was können sie denn empfehlen?" „Nun ja... ich persönlich steh auf Bier." Mein Vater musste dies wohl für einen Witz halten, denn nach ein paar Sekunden der Stille, brach er in ein dröhnendes Gelächter aus. Verwirrt guckte JJ sich um und fing dann ebenfalls an zu lachen, wobei er sich offensichtlich etwas unwohl fühlte.

Schließlich beruhigte sich mein Vater wieder und er und meine Mutter gaben eine Bestellung auf. „Was willst du Olivia?" und meine mum sah mich fragend an. Nervös nahm ich meine Hand runter und blickte auf. Keine Ahnung ob ich rot wurde als ich JJ in die Augen sah, aber es fühlte sich auf jeden Fall so an. Für eine Moment schien es ihm die Sprache verschlagen zu haben und er kratzte sich verlegen am Hinterkopf, aber dann wanderte sein Blick zu meinen Eltern und er guckte etwas verwirrt, aber auch angewiedert. Ich wär am liebsten im Boden versunken, aber JJ schien sich schneller wieder zu fassen. "Ja... also... was möchtest du? Olivia? So heißt du doch oder?" Arschloch, vermutlich hätte er es, ohne das meine Mutter es gerade erwähnt hätte, wirklich nicht mehr gewusst wie ich heiße. Ein paar weitere leere Sekunden verstrichen, in denen meine Eltern sich wunderten, was hier gerade abging, bis ich bestellte. "Gut, ich werd' dann mal gehen und die Bestellung weiter geben... was man halt so macht als Kellner. Natürlich nicht nur, aber unter anderem." JJ wandte sich auf dem Absatz um und ließ auf dem Weg zur Tür sein Tablett fallen. Die verwirrten Gesichter meiner Eltern sollten mich eigentlich belustigen, aber meine Aufmerksamkeit hatte etwas anderes gewonnen. 3 Leute meines Alters hatten gerade das Restaurant betreten und sie sahen nicht wie der Rest der Kundschaft aus.

Es waren zwei Jungs, der eine war recht groß und trug eine Kap wo drunter sich blonde und etwas längere Haare verborgen. Der andere war etwas kleiner und er hatte dunkle Haut und kürzere, schwarze Haare. Die dritte Person war ein Mädchen mit dunklen, langen Locken. Ich kannte sie, es war Kiara. Sie ging in meine Klasse, aber ich hatte nicht viel mit ihr zu tun, aber sympathisch war sie mir schon immer vor gekommen. Ich wusste außerdem, dass sie eigentlich viel Geld hatte aber dennoch immer mit ein paar von den Pogues rumhang. Das mussten dann wohl ihre Freunde sein. JJ war wieder raus gekommen mit einem Tablett voller Getränke. "Hey JJ, schicker Anzug. Hast du auch n ' Tisch für uns?" Gesprochen hatte der große Typ und Kiara schüttelte belustigt den Kopf. Er stellte das Tablet ab und ging zu der Gruppe. "Halt's maul John B. Denkst du ich mach die Scheiße freiwillig?" Ich konnte nicht viel verstehen, aber es schien ein sehr lustiges Gespräch zu sein. Fast neidisch beobachtete ich ein paar Minuten die Harmonie der Vier, bis ein anderer Angestellter auftauchte und JJ wieder an die Arbeit musste.

Der Rest des Abends war zwar sehr unangenehm, aber er ging vorrüber. Nach dem wir bezahlt hatten, stand ich schnell auf um nichts hinaus zu zögern und es dauerte nicht lange, bis die Tür des Restarants hinter mir zu schlug. Meine Mutter war auf die Toilette gegangen und mein Vater holte gerade den Wagen um uns gleich hier abzuholen. Ich setzte mich auf die steinernden Stufen vor dem Restaurant und bemerkte nicht, wie die Tür hinter mir erneut aufging. "Oh hey, Olivia!" Ich fuhr zusammen und erkannte Kiara die hinter mir stand.

Outer Banks - we call it DREAM // JJ ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt