Einige Tage später habe ich den Scheck zusammen mit Nolan eingelöst und konnte den letzten freien Termin dieses Jahr beim Notar bekommen. Der war heute Morgen und nun bin ich die Inhaberin des Cafés, das Malcolms Home heißt.
Ich könnte mir keinen besseren Namen vorstellen, denn bis anhin hatte es keines. Aber ich bin mir sicher, dass es Mr Malcolm genauso gut gefallen wird, wie mir und allen anderen. Wir betreten das Lokal und auf einmal schreien alle „Herzlichen Glückwunsch!", und überraschen mich mit einer kleinen Feier. Der Innenraum ist festlich geschmückt und alle tragen lustige Hütchen, die wahrscheinlich Sallys Nähzirkel gefertigt haben.
„Ich danke euch, das ist der Wahnsinn!", stoße ich erfreut aus und kämpfe mit den Tränen. Nach allem, was in den letzten Jahren so los war, fühlt sich dieser Tag tatsächlich an, als würde ich endlich nachhause kommen.
„Du bist der Wahnsinn, Mary!", ruft Luke und Roy im Chor.
Ich lächle sie an und spüre Nolans Hand auf meinem Rücken. Wir haben die Tage zusammen verbracht, aber vor allem haben wir uns die Arbeit im Café geteilt, was wirklich Spaß gemacht hat. Aber ich weiß nicht, ob es für Nolan reicht.
Sicher, er ist gelöst und erholt sich, aber irgendwann wird es ihn langweilen, oder er ist nicht mehr glücklich und das will ich nicht. Ich möchte ihm nicht im Weg stehen und genau wie in den letzten Tagen, überkommen mich diese Zweifel urplötzlich.
Doch dann schaue ich in sein markantes und wunderschönes Gesicht, sehe das Lächeln, das voller Wärme ist und weiß, dass er es mir sagen würde. Er würde es nicht verschweigen, sondern ansprechen und das gibt mir Hoffnung. Und die brauche ich.
„Erde an Mary!?", höre ich Lindsey. Blinzelnd tauche ich in die Wirklichkeit zurück und lache über mein Verhalten.
„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll", antworte ich und wische mir über die Augen. „Ohne Nolans Hilfe, hätte ich das nicht geschafft und nicht nur ihr hättet ein Zuhause verloren, ich auch", füge ich hinzu und schaue ihn an. „Danke", flüstere ich und küsse ihn.
Ein Seufzen geht durch die Menge, als wären wir in einem kitschigen Weihnachtsfilm, die es zuhauf auf Netflix gibt. Aber es fühlt sich gut an. Mom hatte recht, ich muss das Glück festhalten und nie mehr loslassen.
„Und was habt ihr nun vor?", erkundigt sich Lindsey und wackelt mit den Brauen. Ich lache, genau wie alle anderen. Nolan meint, dass wir langsam losmüssen. „Ach ja? Und wohin?", frage ich nach. Er zwinkert mir zu und bringt die anderen zum Lachen.
„Der Lake Christmas wartet auf uns, Mary", raunt er mir ins Ohr, was mich vor Freude fast in die Luft springen lässt. Denn in den letzten Tagen war so viel los, dass wir nicht dazu gekommen sind, doch jetzt zum Jahreswechsel bin ich froh, etwas Zeit für mich zu haben. Mit Nolan zusammen.
„Na dann, ihr wisst ja, wo ihr was findet", sage ich lachend. „Keine Sorge, wir halten hier die Stellung", erwidert Lindsey und zeigt einen Daumen nach oben. Und ich bin mir sicher, dass sie das schafft.
„Viel Spaß!", rufen sie uns nach, als wir nach draußen in Richtung Wagen gehen. „Ich habe alles schon gepackt", meint er, als ich Luft holen und genau das fragen will.
„Und wann hast du das gemacht?", frage ich lachend, als er mir die Beifahrertür aufhält. Ich setze mich hin und sehe ihn geheimnisvoll lächeln, was mir Antwort genug ist.
„Die anderen wussten davon, oder?", lache ich und er schließt die Tür, umrundet den Wagen und setzt sich neben mich. „Ich fange an zu verstehen, wieso du die Menschen hier so sehr ins Herz geschlossen hast", erwidert er.
Ich nicke und stelle das Radio an, was natürlich Weihnachtslieder spielt. Die ganze Fahrt über singen wir mit, reden und lachen und futtern meine Plätzchen. Der Lake Christmas ist ein paar Stunden entfernt, doch als wir gegen Einbruch der Dunkelheit ankommen, bietet sich uns ein wahres Schauspiel.
„So, so schön", flüstere ich, als ich den glitzernden See vor mir sehe. Der Himmel ist in altrosa getaucht, während sich die Sonne noch mit ein paar orangenen und roten Stellen mit einbringt. Die Luft ist klar und kalt, aber der Geruch von Harz und Natur steigt mir in die Nase und erfüllt mein Herz mit Liebe. Unendlicher Liebe.
„Das kann ich nur bestätigen", meint er mit kehliger Stimme, als er mich betrachtet. Und auf einmal bin ich mir sicher, dass er nicht nur den Himmel über uns meint. Die Bäume sind mit Lichterketten geschmückt und auf dem gefrorenen See haben sich einige Paare eingefunden, um Schlittschuh zu laufen. Und genau das haben wir vor, denn Nolans Grinsen sagt mir alles.
Aufgeregt gehen wir zum Stand, mieten uns welche und setzen uns auf einen der Holstämme, die extra dafür da sind. Nolan hilft mir mit den Dingern über den Boden zu laufen und damit auch auf die Eisfläche zu kommen.
„Vorsichtig", sagt er, als ich drohe zu fallen. Lachend klammere ich mich an ihm fest und komme mir dabei so unsportlich vor. Denn, wenn ich mir die anderen ansehe, fühle ich mich wie ein Trampel.
Sie alle fahren sicher und schlenkern nicht herum, oder rudern mit den Armen bevor sie auf den Hintern fallen. Doch das macht alles nichts, denn Nolan ist auch nicht sicherer auf den Kufen als ich und fällt genauso oft hin, wie ich. Lachend liegen wir auf dem Eis, während alle um uns herum fahren und die eine oder andere Drehung vorführen.
„Das ist das schönste, was ich seit langem getan habe", sagt er und sieht mir fest in die Augen. Die ausgelassene Stimmung ändert sich schlagartig und auf einmal fühle ich mich, als gäbe es nur uns beide auf der Welt. Ich schlucke und lasse mich von ihm küssen. Er ist über mir und sein warmer Atem streift meine kalte Wange, was sich berauschend anfühlt.
„Ich glaube ich verliebe mich in dich", wispere ich und halte den Atem an. Denn er sieht mich an, als hätte ich etwas gesagt, dass er nicht erwartet hat. Aber als er zu lächeln beginnt und mich küsst, ist alle Sorge verschwunden und mein Herz kann wieder regelmäßig schlagen.
„Und ich mich in dich, Mary Sue Peterson." Er beugt sich zu mir runter, streicht mir eine Locke aus dem Gesicht und küsst mich, genau in dem Moment, als das Feuerwerk beginnt und das neue Jahr beginnt.
Doch wir lassen uns davon nicht stören und genießen den unvergleichlichen Moment. Seine Lippen liegen auf meinen, während er meinen Mund im Sturm erobert, lege ich meine Hand um seinen Nacken und schließe die Augen. Die Welt um uns herum versinkt in einem bunten Meer aus Feuerwerk und erhellt den Himmel wie das Polarlicht im tiefsten Norden.
„Happy New Year", wünsche ich ihm, als wir uns voneinander lösen und uns in die Augen schauen. Ich grinse wie ein Honigkuchenpferd und kann nicht damit aufhören, selbst dann nicht, als ein älterer Herr auf uns zukommt und uns auf die Beine hilft.
„Frisch verliebt?", fragt er lachend, während er sich über den weißen Bart streicht. Nolan und ich schauen uns an und nicken. „Ja, das sind wir", sagen wir zeitgleich, was den alten Mann lachen lässt.
„Na dann, wünsche ich euch ein frohes neues Jahr!"
ENDE
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Mehr gibt es nicht zu sagen, oder? Ausser vielleicht Merry Christmas everybody and happy new Year!!!!
Eure Adelaide
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Baby it's cold outside
RomansaEs ist Heiligabend und ein Schneesturm zieht über das kleine Örtchen Last Christmas, das mitten in den Rocky Mountains liegt. Alle Bewohner strömen in das einzige Café, das so viel mehr ist. Für Mary Sue Peterson ist es ihr Zuhause und das Herz der...