Kapitel 3

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Der Professor beendete den Unterricht und ich folgte meinen Schützling nach draußen. Während er schüchtern an dem Mädchen vorbeiging, warf ich nochmal einen Blick auf den Typen, der mir jedoch keine Beachtung schenkte. Warte, wieso wunderte mich das?

Manchmal vergaß ich, dass mich niemand sehen konnte. Wahrscheinlich hätte man mich sonst für Dylans Stalkerin gehalten. So wie ich in auf Schritt und Tritt verfolgte. Wobei ein Stalker das nicht so offensichtlich wie ich machen würde.

Dylan ging nicht nachhause, sondern zu einem kleinen Café, ein wenig außerhalb der Innenstadt. Das war wohl sein Arbeitsplatz. Das Café sah altmodisch, jedoch trotzdem schön aus.

Die Möbel wirkten Antik und wie ich sah, waren Tiere darin erlaubt. Eine kleine schwarze Katze ging an Dylan vorbei, nicht aber ohne sich eine Streicheleinheit abzuholen.

Plötzlich kam mir eine Idee, wie ich Carter beobachten und gleichzeitig meine Fähigkeiten verbessern konnte. Ich verwandelte mich ebenfalls in eine Katze und machte mich zusätzlich für alle Personen sichtbar. Ein altes Ehepaar schenkte mir sofort Aufmerksamkeit. Ich ließ es zu, mich streicheln zu lassen, ohne meinen Job zu vernachlässigen.

Es widersprach den Regeln, gesehen zu werden. Aber wenn man es genau nahm, sah man mich ja nicht, man sah eine graue Babykatze mit strahlend grünen Augen. Dass ich mich nicht in eine Katze verwandeln darf, wurde mir nicht gesagt. Und seien wir mal ehrlich, das war doch eine tolle Idee von mir, ohne mich selbst loben zu wollen. Ich war in seiner Nähe, wurde aber nicht vollkommen ignoriert. Auch ein Engel möchte ab und zu beachtet werden.

Ich erschrak, als mein Schützling ein Glas Wasser fallen ließ. Er schüttete es auf einen Kunden, der nun richtig wütend erschien. "Kannst du nicht aufpassen? Eine Bedienung zu sein, ist ja wohl nicht so schwer" schrie ihn der Mitte 40-Jährige an.

"Es tut mir leid, ich hole ihnen sofort etwas zum Abtrocknen" versuchte ihn mein Mensch zu beschwichtigen. Was ihn überhaupt nicht gelang.

"Das macht es auch nicht rückgängig. Sehen Sie sich diese Sauerei an! Ich möchte mit ihrem Chef sprechen." fuhr er unbeirrt weiter. Man kann sich auch anstellen, immerhin war es nur Wasser. Den Gedanken, die Flüssigkeit in etwas anderes zu verwandeln, ließ ich lieber wieder fallen.

Dylan wurde nun noch nervöser und ging los um seinen Chef zu holen.
Derweil schlich ich mich von dem alten Paar davon, um mich wieder zurückzuverwandeln. Damit ich helfen konnte, da ich nicht wollte das er Ärger bekam.

Um den Gast zu beruhigen, blies ich Engelsstaub in sein Gesicht. Als Dylan mit seinen Vorgesetzten ankam, war der Mann wieder ruhig und meinte, dass sich schon alles geregelt hatte. Sichtlich verwirrt, fuhr Carter seine Arbeit für 1 Stunde fort, bis er Feierabend machte.

Zu Hause angekommen, machte er sich ans lernen. Die Zeit nutze ich, um mir dein Zimmer noch ein wenig anzuschauen. Wie ich wohl gelebt habe, als ich noch am Leben war? Kannte ich vielleicht sogar diesen Typen aus der Vorlesung, er kam mir so bekannt vor. Ich konnte nicht mehr aufhören mir diese Fragen zu stellen. Es schien jedoch unmöglich auch nur eine sinnvolle Antwort zu bekommen.

Ich wartete noch 30 Minuten, bis meine Schicht zu Ende dann wurde zurück zu dem goldenen Tor im Himmel teleportiert. Als ich in meine zu Hause angekommen war, nahm ich mein Tagebuch heraus. Ich schrieb darin, seit ich hier war. Es hatte eine kräftige pinke Farbe und war mit Glitzer überzogen. An den Seiten hatte es schon einige Gebrauchsspuren, die mich nicht weiter störten. Ich schrieb alles bis ins kleinste Detail hinein, damit ich mich an den heutigen Tag auch in Jahren noch erinnern würde. Nachdem ich noch ein Bild von Dylan gezeichnet hatte, kam mir eine Idee.

Eigentlich war allein der Gedanke daran verboten. Ich wollte nicht zu den verdammten, aber ich hatte so viele Fragen. Ich wollte wissen, wer ich war, wieso war das uns überhaupt nicht gestattet? Zitternd begann ich ein paar Fragen in die letzte Seite meines Tagebuchs zu schreiben.

Name: Amara

Alter:

Familie:

Wohnort:

Beruf:

Hobbys:

Todesursache:

Typ von der Vorlesung:

Ich füllte alle Felder aus, die ich wusste. Also nur ein halbes da mir nicht mal mein Nachname bekannt war. Und in dem Jahr bei Dylan werde ich die anderen Informationen über mich herausfinden. Es ist mein Recht zu wissen, wer ich einmal gewesen bin.

Als ich fertig war, legte ich mein Buch in die Kommode neben mein Bett, dort wo ich bereits den Brief aufbewahre.

Es ist sehr riskant was ich vorhabe und ich weiß nicht, wieso mir das im Augenblick so wichtig erscheint.

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A/N
Macht man mit 22 Lesern schon Fan treffen oder reichen erstmal Autogrammkarten?

Das Reich der EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt