Kapitel 5

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Er räusperte sich, als ich ihn nur anstarrte, nicht in der Lage zu antworten.

"Ja ich kann dich sehen", sagte er mir in seiner rauen Stimme. Könnte mein Herz noch schlagen, hätte es in diesen moment einen aussetzer gehabt.

Wie konnte das sein? Habe ich mich versehentlich sichtbar gemacht? Was dachte ich mir nur dabei, ich sollte um 8:00 Uhr bei Dylan sein und nicht so früh die Menschenwelt erkunden. Das war total verantwortungslos von mir gewesen. Ich habe es nicht verdient ein Schutzengel zu sein. Es ist nicht mal eine Woche vergangen und ich brach so gut wie alle regeln.

"Hast du überhaupt vor mir noch zu antworten?" Er klangt genervt, seiner Mimik nach zu beurteilen, sah er jedoch belustigt aus. Seine vollen Lippen zogen sich leicht nach oben. Sein Blick war abwartend.

"Ja, ich verstehe nur nicht..." meine Stimme brach mitten in Satz ab, doch er verstand.

"Du verstehst nicht wie ich es schaffe dich sehen zu können?" der Junge mit den dunklen Haaren klangt nun etwas freundlicher. Seine Haut war blass, seine Augen hatten keinerlei Glanz.

Ich war ihn vor der Vorlesung noch nie begegnet, da war ich mir nun sicher. Nichtsdestotrotz spürte ich ein merkwürdiges Gefühl von Bekanntheit. Oder Zugehörigkeit?

Auf einmal wurde es mir schlagartig bewusst. Er war tot. Als könnte er meine Gedanken lesen, legte er seine kalte Hand auf meine, die noch starr an der Tastatur hing. Schnell zog ich sie auf mein schoss, um jede weitere Berührung zu vermeiden.

"Ich schätze, das wäre jetzt geklärt."

"Du bist tot?" sprach ich das offensichtliche aus. Er kann kein Engel sein, Engel sind weder leichenblass noch so kalt wie er es war. Er muss ein verdammter sein. Eine Angst erreichte mein Körper.

"Bist du ein verdammter?", fragte ich mutig, sah ihm ohne Unterbrechung in die Augen.

"Ich bin mir nicht sicher, was das sein soll. Ich weiß nur, dass ich vor ein 2 Jahren, 5 Monaten und 14 Tagen gestorben bin." seine Stimme war nun sanft und klang traurig. Das war nicht lange, um seinen eigenen Tod zu verarbeiten. Wobei, es dafür keine Zeitangaben gibt.

"Das Leben nach dem Tod, hab ich mir immer anderes Vorgestellt. Doch jetzt sitzte ich in dieser Zwischenwelt fest, zwischen Leben und Tod. Niemand sieht mich, doch ich sehe jeden. Niemand hört mich, aber ich höre alles. Niemand spürt meine Berührungen, außer dir. Du bist auch gestorben, oder?" er war weder verdammt noch ein Engel. Er war etwas dazwischen. Ein Geist? Ein Dämon? Ein verdammter der mir frech ins Gesicht log? Nein das kann nicht sein. Er wirkt so aufrichtig, so ehrlich.

"Ich bin ein Engel, genauer gesagt ein Schutzengel. An nichts von meinem vorherigen Leben, kann ich mich erinnern, weswegen ich versuche ein bisschen zu recherchieren." das mir das verboten wurde, musste er nicht unbedingt wissen. Seine blauen Augen begutachteten mich neugierig. Sie waren komplett ausdruckslos und wirkten fast unheimlich. Alles an ihm stand in einem starken Kontrast zueinander und passten trotzdem perfekt zusammen.

Er war wunderschön.

Er war kalt.

Er war bleich.

Er war tot.

"Du recherchierst in einer Bibliothek? Was erwartest du zu finden? Eine Biografie von deinem Mörder?" sein sarkastischer Ton entging mir nicht. Mir war klar, das ich hier sowas nicht finden werde, deswegen bin ich doch am Computer. 

Dies teilte ich dem Geister jungen auch selbstgefällig mit und lehnte seine Hilfe -auch, wenn Sie nett gemeint war- ab.

"Es war nett deine Bekanntschaft zu machen, aber meine Schicht beginnt gleich. Ich muss zu Dylan, meinen Schützling" erklärte ich ihm.

"Wir sehen uns in der Vorlesung" er zwinkerte mir zu, ging durch die Bücherregale durch und verschwand geradewegs aus dem Gebäude ohne die Tür aufgemacht zu haben. So ein Angeber, dachte ich mir und beneidete ihn gleichzeitig dafür, dass ich das nicht konnte.

Bei Dylan angekommen, nahm ich mein Buch hervor und schrieb mir meine Notizen, in fein säuberlicher Schrift auf. Meine knie zitterten noch leicht, von der Begegnung mit dem gepierten Jungen. Ich hätte ihn nach seinem Namen fragen sollen, dann müsste ich mir nicht dauernd selbst einen ausdenken.

Das Geräusch der Türklinke riss mich aus meiner Gedankenspirale. Am Eingang stand ein Junge, der ebenfalls in dem Jura-Studiengang vertreten war. Er holte Dylan ab, und Sie fuhren zusammen zum großen Universitätsgebäude.

Froh darüber, dass er kein kompletter Einzelgänger war, wie ich zuvor vermutet hatte, machte ich mich erneut klein und setzte mich wie die anderen Tage auch, auf seine Schulter. Wie immer saß der gepiercte Geist, neben dem blauhaarigen Mädchen.

Fragend, warum er ständig neben ihr Platz nahm, versuchte ich nicht zu auffällig in seine Richtung zu starren.
Erneut schlug ich mein Engelbuch auf und schaute meine Notizen an.

Name: Amara

Alter:

Familie:

Wohnort:

Beruf:

Hobbys:

Todesursache:

Typ von der Vorlesung: Toter geister/Dämonen Typ.

Ich ergänzte noch einen Punkt

Zwischenwelt: Weder Engel noch verdammte. Person ist Tod, aber verweilt auf der Erde. Hat die Erinnerungen an sein Leben behalten dürfen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 14, 2020 ⏰

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