Kapitel 3: Freund Und Feind

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Weiter gehts 😘!

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Engel. Es sollte wohl ein kleiner Spott sein, doch so wie das Wort aus Crowleys Mund kam, klang es eher wie ein Kosewort. Aziraphale wusste nicht genau ob ihn das ärgerte. Sollte es wohl, und trotzdem verspürte er nichts als eine leichte Wärme im Bauch. Also sagte er nichts dazu, nahm nur das Weinglas entgegen, das vor seiner Nase schwebte.

„Na dann mal los...“ sagte er und prostete dem Dämon leicht zu. Crowley lächelte und es sah das erste Mal freundlich aus.

„Gut. Also hör zu. Vor ein paar Tagen stand dieser wirklich finstere Kerl vor meiner Tür. Er wollte einen Trank von mir haben, für seine Herrin.“

Aziraphale zog eine blonde Augenbraue hoch.

„Du verkaufst Tränke? Was für ein Dämon bist du eigentlich?“

Er klang ungläubig, doch Crowley schnalzte nur ungeduldig mit der Zunge.

„Nein, ich verkaufe natürlich keine Tränke. Ich verkaufe Zauber...“

„Du verkaufst... Zauber?“

„Keine echten. Es sind eher kleine... Wunder. Verführungen, Verlockungen und so etwas. Eigentlich bin ich nur für ein bisschen Unruhe hier in der Gegend, aber heutzutage braucht man ja einen Grund, um sich irgendwo aufzuhalten.“

„Das klingt schon eher nach etwas dämonischem.“

„Ja... Wie dem auch sei. Erst wollte er mir nicht sagen, wer ihn schickte, aber mit ein klein wenig Überredungskunst, plauderte er dann doch... Es war die Königin.“

Der Engel hatte sich unbewusst näher zu dem Anderen hin gebeugt und nahm jetzt einen großen Schluck Wein, während er seinen Rücken streckte.

„So. Die Königin will also deinen Tod, weil du ihr einen bestimmten Trank nicht herstellen wolltest? Das kommt mir seltsam vor.“

„Ja, weil es nicht darum geht, dass ich ihr den Trank nicht verkaufen wollte, sondern eher, dass ich weiß, für was sie ihn nutzen wollte.“

Der Rothaarige saß immer noch sehr entspannt in seinen Polstern, hatte die langen Beine übereinander geschlagen und nahm ab und zu einen Schluck Wein. Jetzt behielt er das Getränk einen Moment länger im Mund, als notwendig gewesen wäre, vielleicht um die Spannung zu erhöhen, wahrscheinlicher aber, um den Engel ein wenig zu ärgern. Aziraphale schnaufte leise, wartete aber geduldig ab, bis der Dämon schließlich nachgab.

„Was würdest du dazu sagen, wenn ich dir verrate, dass dieser Bote einen Trank zum sicheren Abort eines ungeborenen Kindes haben wollte?“

Der Engel verschluckte sich lauthals an seinem Wein und ließ überrascht das Glas fallen. Er hustete geräuschvoll in ein Taschentuch während er sich mit der anderen Hand auf die Brust klopfte.

„Was sagst du da?“

„Ich denke, du hast mich sehr gut verstanden.“

Crowley nahm einen weiteren Schluck Wein, ein Lächeln spielte um seinen schmalen Mund. Aziraphale konnte für einen Augenblick überhaupt nichts dazu sagen, die Gedanken in seinem Kopf überschlugen sich. Nachdem er wohl eine Weile lang mit glasigem Blick, zusammengesunken auf seinem Stuhl verbracht hatte, hob er den Kopf. Seine blauen Augen hatten einen unglücklichen Ausdruck angenommen und er wrang die Hände, an denen Crowley zum ersten Mal der goldene Ring auffiel, den der Engel am kleinen Finger trug.

„Aber... Warum?“

Es klang fast verzweifelt. Er drückte sich ruckartig in den Stand hoch und fing an unruhig auf und ab zu gehen.

Ein himmlischer Kreuzzug (Good Omens) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt