Kapitel 1: Ein Edler Ritter

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Bunte Glasscherben. Nichts Anderes waren doch diese Mosaiksteinchen, die den ganzen Boden bedeckten, auf dem er grade kniete. Während der König sprach, war Aziraphale oftmals woanders mit seinen Gedanken, denn meistens ging es sowieso um die gleichen Themen. Im Moment wunderte er sich darüber, wie viel ihrer kostbaren Lebenszeit die Menschen damit verbrachten, kleine, bunte Steine in abstrakten Bildern auf den Boden, oder die Wände zu kleben.

"... Und früher oder später müssen wir den Sachsen Einhalt gebieten. Vielleicht ist es bald an der Zeit, in die Schlacht zu ziehen." sprach der König grade.

Der Engel seufzte leise. Er war schon seit geraumer Zeit ein Ritter des großen König Artus. Der Himmel hatte ihn gesandt, um den Frieden im Land zu bewahren. Keine große Sache, ein paar wenige Jahre, höchstens ein Jahrzehnt. Die Zeit konnte einem dennoch lang werden, grade wenn man unsterblich war und nichts von Wichtigkeit geschah.

Das Leben eines Ritters war nichts für den Blonden. Jeden Tag wurde mit dem Schwert trainiert, das Essen war nur zu großen Festen gut und das klamme Wetter in diesen Gefilden war ihm auch zuwider. Generell schien dieses Zeitalter nichts für ihn zu sein. Trotzdem tat er, was von ihm verlangt wurde, denn irgendwann würde auch dieser Auftrag vorbei sein. Er straffe die Schultern und sah zu dem König auf.

Artus war eine beeindruckende Person.  Trotz seines recht schmalen Körperbaus hatte er eine große Präsenz. Sein dunkles Haar war fast kinnlang und lenkte den Blick des Betrachters, zusammen mit dem Vollbart, auf die leuchtend grünen Augen. Sie beherrschten das schmale Gesicht und schienen jedem, den er ansah, die Wahrheit abzuverlangen. Aziraphale ahnte, das diesem Menschen ein Schicksal bestimmt war, an dem seine Zentrale Interesse hatte, denn die Verhinderung eines eventuellen Krieges hatte meistens auch politische Hintergründe.

"Mein König, ich denke wir sollten noch ein wenig abwarten. Bis jetzt sind nur vereinzelte, kleine Dörfer überfallen worden. Meistens waren es nur ein paar zerlumpte Streuner, die eures Schwertes nicht würdig wären."

"Sie sind alle zerlumpte Hunde, Sir Aziraphale. Dreckig, ohne einen Funken Ehre im Leib. Sie fordern die Klinge von Excalibur heraus, indem sie meine Untertanen töten. Ich weiß, dass Ihr stets dem Frieden zugetan seid, doch Ich kann ihnen das nicht mehr durchgehen lassen. Sie müssen auf ihren Platz verwiesen werden, damit wir uns wieder den wirklich wichtigen Aufgaben unseres Landes widmen können."

In den grünen Augen blitzte Groll und der Engel senkte wieder demütig den Kopf.

"Was schlagt ihr vor, mein König?"

Artus dachte einen Moment nach. Aziraphale spürte geradezu, wie der Blick des Königs in seinem Nacken brannte.

"Für einen echten Krieg ist es noch zu früh. Ihr habt Recht damit, dass noch kein echter Soldat des Feindes gesehen wurde, bis jetzt marschiert nur das Fußvolk. Ich werde Gawain schicken, eine Kohorte in die Aussenbezirke zu führen, um diese elenden Sachsen zurück zu treiben. Sie sollen einen Heiler und Vorräte mitnehmen, um meine Untertanen zu versorgen."

Der Blonde seufzte innerlich auf.

"Ihr seid sehr weise, mein Gebieter."

"Ich hoffe, nun ist alles zu Eurer Zufriedenheit, Sir Aziraphale?"

Er konnte nicht verhindern, dass sein Blick erschrocken zu dem König zuckte, doch statt Verstimmung, sah er ein kleines, belustigtes Blitzen in den grünen Augen. Artus verschränkte die Arme.

"Denkt nicht, Ihr könnt mich zum Narren halten. Ihr seid der weiseste meiner Ritter, weshalb ich mir immer gerne Euren Rat einhole, aber glaubt nicht, ich würde es nicht bemerken, wenn Ihr mich beeinflussen wollt. Ich weiß, dass Ihr diesen Krieg verhindern wollt, ich weiß nur nicht wieso. Für einen Ritter der Krone beweist ihr erstaunlich wenig Kampfgeist."

Ein himmlischer Kreuzzug (Good Omens) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt