Kapitel 2: Hexer Gibt Es Nicht

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Kurze Anmerkung am Rande: Einige Teile dieser Story sind ebenfalls auf Youtube als Podfic 🎧 hörbar, wer also keine Lust auf lesen hat, hört einfach zu. Schaut vorbei:
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Er hörte die Musik bereits durch die Gänge hallen, als er den Weg zum Schlosshof antrat. Das Wetter war trotz des Sommermonats recht frisch, auch wenn es ausnahmsweise mal nicht neblig war, oder regnete. Um auch zu später Stunde nicht zu frieren (oder zumindest damit nicht auffiel, das er nicht fror), trug Aziraphale über seinem hellen Leinengewand und den hellen Leinenhosen einen taubenblauen Umhang, der von einer kleinen, goldfarbenen Spange an seiner Schulter  gehalten wurde. Mehr Luxus würde negativ auffallen, konnte er seinen immerwährenden, goldenen Ring doch grade noch so als Erbstück rechtfertigen. Er galt zwar als Adeliger, doch Ritter seines Standes verzichteten trotz Allem meistens auf jeglichen Tand und waren oftmals raue Gesellen, ohne Sinn für das Schöne dieser Welt - wenn es nicht grade Brüste hatte.
Der dicke Stoff schwang ein wenig mit, als er den Innenhof des Schlosses betrat und schmeichelte den weichen Bundschuhen, die denselben, hellen Blauton hatten. Die Sonne stand bereits tief am Himmel und wenn nicht ein heimtückischer Mordauftrag in seinen Gedanken umherspuken würde, wäre er sehr glücklich gewesen. Ein gutes Essen lag vor ihm, Musik und Unterhaltung.

Lange Tische mit hölzernen Bänken davor waren aufgestellt worden, auf denen sich bereits große Mengen an diversen Köstlichkeiten befanden. Am Rand des großen Platzes stand eine bunte Mischung aus kleinen Buden, Zelten und Musikern, die für Unterhaltung sorgen würden. Aziraphale ließ seinen Blick schweifen und beschloss, erst den Rand des Geschehens in Augenschein zu nehmen, um eventuell diesen Crowley zu finden, bevor er sich dem amüsanten Teil des Abends widmete. Die meisten Gäste waren bereits anwesend und das Gemenge dementsprechend dicht. Er schob sich zwischen Menschen unterschiedlichsten Standes hindurch, hielt die Augen offen, spähte nach rotem Haar. Dann spürte er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter.

„Sir Aziraphale!“

Der Blonde erkannte die laute, freundliche Stimme und drehte sich um.

„Oh, Sir Gawain.“

Hinter ihm stand der Ritter, der nicht nur ebenfalls zur Tafelrunde gehörte, sondern überdies auch noch Artus Neffe war. Genau wie der König, besaß der junge Mann, der fast noch ein Knabe war, dunkles Haar und ein sonniges Gemüt. Allerdings hatte er braune Augen, die Aziraphale jetzt mit einigem Schalk anblitzten.

„Ich hörte, Ihr habt meinem Onkel erneut den Krieg ausgeredet.“

„Nunja...“ Der Engel spürte, wie er errötete. „... Ausgeredet kann man es wohl nicht nennen. Aber ich denke, man sollte nichts überstürzen.“

Gawain schmunzelte. „Ihr seit wie immer äußerst besonnen. Man könnte fast meinen, ein Fest wie dieses hier wäre Euch wichtiger, als ein guter Kampf.“

„Die Welt besteht aus mehr, als Schlachten und Heldentaten, mein lieber Sir Gawain.“

„Ihr habt wohl Recht, vielleicht bringt das Alter mehr Weisheit mit sich, als ich bis jetzt dachte.“

Aziraphale schnaubte leise. Die Aussage des jungen Ritters war anmaßend, sogar unverschämt und doch mochte der Engel ihn. Gawain war die Art von Mensch, die trotz ihrer vorlauten und ungestümen Art das Herz erwärmte. So hatte der Dunkelhaarige auch jetzt nichts Böses am Leib, trotz seiner unbedachten Worte.

„Gebt Acht, eure Worte könnten andernorts falsch aufgenommen werden. Auch Euereins wird nur alt, wenn er das Herz nicht immer auf der Zunge trägt.“

„Nun, das ist wohl so. Wie könnte es sonst sein, dass ich es erneut bin, der diese elenden Sachsen zurück treiben muss, während Ihr euch Euren Hintern am Feuer wärmt.“

Ein himmlischer Kreuzzug (Good Omens) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt