Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit, eine junge Frau...
Die Geschichte von Dornröschen hatte mich schon als Kind sehr fasziniert. Ich habe mich damals immer schlafen gestellt und darauf gewartet, dass mich mein Prinz wach küsst.
Natürlich, weiß ich jetzt, dass das nicht möglich ist. Heutzutage gibt es keine wahre Liebe mehr. Selbst wenn ich in einem tiefen Schlaf falle, kann mich kein Prinz wach küssen, da es diese Liebe nicht gibt. Den Traum habe ich also aufgegeben. Aber was an meinem 16. Geburtstag passiert ist, das möchte ich euch erzählen.
Nein, ich habe mir meinen Finger nicht an einem Spinnrad gestochen.
Es war eher so, dass ich von Tag zu Tag immer müder wurde. Ich habe immer mehr geschlafen, konnte mich nicht mehr wachhalten. Als meine Mutter mich zur Untersuchung in die Klinik schickt, hat sich herausgestellt, dass ich unter das „Dornröschen Syndrom“ leide. Ja, das gibt es wirklich.
Seitdem bin ich nur noch am Schlafen.
In der Schule kann ich mich nicht konzentrieren, weil mir meine Augen immer wieder zufallen.
Ich wollte einfach nichts mehr machen. Ich habe keine Lust etwas zu tun, als zu schlafen.Also schlafe ich.
Tagein, Tagaus.
Bis ich eines Tages in einem Krankenzimmer aufwache.
Man hat mich hier eingeliefert, als ich geschlafen habe.
Ich habe vier Monate lang geschlafen.
Ich habe nicht mal bemerkt, dass ich in einem Krankenhaus war, als ich ab und zu mal wie in Trance auf die Toilette gehe, oder etwas trinke. Meine Mutter ist immer da gewesen und hat mich versorgt. Nur in meinem Wachzustand, kann ich etwas zu mir nehmen. Und meist dauert diese nicht lange, also muss mich meine Mutter in dieser Zeit füttern. Auch wenn ich nicht wollte oder das gar nicht bemerke. In dieser Zeit habe ich mehr als zehn Kilo abgenommen. Ich kann manchmal nicht mehr richtig laufen oder sprechen. Ich komme alleine nicht mehr klar.Ich verpasse mein Leben.
In letzter Zeit ist es besser geworden. Ich schlafe nur noch 20 Stunden und in den 4 Stunden, in der ich wach bin, versuche ich alles zu tun, was ich tun möchte. Ich lerne für die Schule, ich übe am Klavier, ich esse mein Lieblingsessen oder ich gehe nach draußen. Meist wache ich Abends auf. Dann muss ich erst versuchen aufzustehen. Zu laufen, zu sprechen, zu mir zukommen.
Ich würde gerne nach Hause.
Aber meine Eltern haben keine Zeit, sich 24 Stunden um mich zu kümmern... und da wären noch meine kleinen Geschwister. Aber sie kommen mich besuchen so oft es geht. Meist Abends, wenn ich wach bin, ist meine Mutter immer da. Dann lächelt sie mich müde an und hilft mir aufzustehen und zu laufen. Manchmal verhalte ich mich kindlich, hat sie zu mir gesagt. Ich wäre nicht ich selbst.
Das kommt manchmal vor, hat mir mein Arzt gesagt.Ich versuche so gut wie möglich alles nachzuholen, was ich jeden Tag verpasse. Ich will ein normales Leben führen. Ich bin froh, dass ich nicht 100 Jahre lang schlafe wie Dornröschen, denn sonst würde ich niemals wieder aufwachen können.
Aber wer hätte gedacht, dass mein Prinz ganz in der Nähe ist?
Diese Geschichte ist mein persönliches Märchen.
Von mir und meinen doppelten Prinzen.
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Dornröschen wacht nicht auf
DragosteEin Mädchen leidet unter den Dornröschen Syndrom. Und sie wartet darauf, dass sie eines Tages ihr Prinz wach küsst. Doch was, wenn es den Prinzen im Doppelpack gibt?!