Tweedledum and Tweedledee

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An einem Sommertag, als die Sonne langsam untergeht...
… bin ich aufgewacht.
Ich blicke mich um und entdecke meine Mutter wie immer neben mir. Sie hilft mir aufzustehen und im Bad ich spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht.
Dann gehe ich raus.
Der Wind weht mir sanft durch meine langen Haare. 
Ich atme tief ein... und wieder aus. 
Dann starre lange in den rot-orangen Himmel. 
Ein Rascheln lässt mich herumfahren. Ein Junge mit blonden Haaren steht hinter mir und lächelt mich an.

Hallo, sagt er und kommt auf mich zu.
Hallo, antworte ich und lächle zurück.
Dann bleibt er neben mir stehen und wir starren beide stumm in den Himmel.

Bald ist sie verschwunden... die Sonne, flüstert er.

Ich erwidere nichts, sondern genieße einfach nur die Nähe eines Anderen Menschen. Ich habe schon lange nicht mehr mit jemanden außerhalb des Krankenhauses gesprochen.

Ist sie nicht wunderschön?, fragt er mich nun und sieht mich lächelnd an.
Ja, flüstere ich nur.
Ich habe dich hier oft gesehen, wie du in den Himmel starrst..., beginnt er schüchtern.
Ich wollte dich schon lange mal ansprechen. Aber du warst schnell wieder verschwunden.

Ich sehe ihn an.
Ich erinnere mich nur noch verschwommen an meine Schulzeit. Schließlich hat es mit meinen Schlafstörungen angefangen, als ich hierher gezogen bin. Also kenne ich fast niemanden aus meiner neuen Schule.

Kennst du mich?, frage ich ihn.
Ja, du bist neu an meiner Schule, antwortet er und lächelt wieder.
Aber ich habe dich lange nicht mehr in der Schule gesehen und wollte dich fragen..., er kratzt sich verlegen am Hinterkopf und wendet seinen Blick ab.

Ich bin im Krankenhaus, sage ich.
Oh..., jetzt ist er ganz rot im Gesicht.

Ich muss kichern.

Keine sorge, es ist nichts schlimmes, sage ich kichernd.

Verlegen und erleichtert, fragt er mich, ob ich morgen wieder hierher komme. Ich nicke nur und meine, dass ich es ihm nicht versprechen kann.

Schließlich weiß ich selbst nicht, wann ich das nächste mal wieder aufwachen werde.

Ich verabschiede mich von dem Jungen, als es dunkel wurde.

In meinem Zimmer setze ich mich ans Klavier und spiele mein Lieblingslied.

Das nächste mal, als ich meine Augen öffne, schaue ich als erstes auf meinem Handy. Erleichtert atme ich aus. Ich habe nur 20 Stunden geschlafen. Ich frage mich, ob der Junge dort sein wird.
Ich stehe langsam auf und mache mich fertig. Heute ist meine Mutter nicht da.

Ich gehe schnell duschen und stopfe mir das Essen in den Mund, den mir die Krankenschwester gebracht hat. Dann gehe ich schnell in den Park.
Ich bleibe wieder an den Punkt stehen, wo ich das letzte mal gestanden habe.

Dann starre ich wieder in den Himmel. Heute ist es wolkig.

Hey, höre ich seine Stimme. 

Ich drehe mich um.

Hallo, sage ich aufgeregt. Meine Wangen färben sich leicht rötlich.
Ich sehe dich hier immer wieder stehen, was gib's denn so interessantes zu sehen?, fragt er.
Ich vermisse den Himmel, sage ich nur und blicke wieder hoch.

Hoffentlich bemerkt er nicht, wie rot ich im Gesicht bin.

Siehst du nicht jeden Tag den Himmel?, fragt er lachend.
Nein. Leider nicht, antworte ich.
Ich schlafe... ich leide unter den Dornröschen Syndrom, erkläre ich.
Oh... tut mir leid, entschuldigt er sich.

Ich schüttle nur den Kopf und lächle ihn an.

Hey, höre ich wieder. 

Doch diesmal kommt es nicht von ihm. Ich drehe mich um und sehe noch einen Jungen neben mir stehen... und sie sehen sich zum verwechseln ähnlich.

Hä?

Warte mal...

Beide blonde Haare und graue Augen... gleich groß, selbst die Stimme klingt verblüffend ähnlich!

Ich sehe sie mit großen Augen an.

Zwillinge!

Dornröschen wacht nicht aufWo Geschichten leben. Entdecke jetzt