🔞 Rache ist heiß •6•

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Kurzgeschichte Doris
(By HannaEllena)

Das Radio, welches nun schon seit Stunden mir kitschigen Weihnachtsliedern um sich warf, machte auch jetzt nicht schlapp. 'Jingle Bell Rock' plätscherte munter vor sich hin, während ich grade das Mehl aus dem Schrank holte und dabei fast von der Arbeitsplatte fiel.
"

Sag nicht, ich hätte es nicht angeboten", hörte ich jemanden hinter mir. Ich hangelte mich von der Platte runter und drehte mich um. Doris stand, an den Türrahmen gelehnt, die Beine gekreuzt, in der Tür und grinste mich an. Ihre türkisenen Haarsträhnen hingen ihr ins Gesicht, ihre Augen funkelten spielerisch.

"Wenn du nicht mit backen magst, musst du auch nicht helfen." Ich zog einen Schmollmund, suchte den Vanillezucker in einer der Schubladen und verdrehte seufzend die Augen, da ich ihn nicht fand.

"Ich mag Weihnachten nicht und das weißt du auch, Kleines", rechtfertigte Doris sich Schultern zuckend.

"Nenn mich nicht so", grummelte ich.

Als ich Den Vanillezucker bei den Nudeln fand, warf ich ihr einen strafenden Blick zu. Wieder zuckte sie nur mit den Schultern und setzte sich auf einen der beiden hohen Stühle, die in unserer Küche standen. Ich hörte, wie sie mit dem Feuerzeug rumhantierte und lächelte leise vor mich hin, als ich sah, dass sie den Adventskranz angezündet hatte.

Warum man Weihnachten nicht mochte, würde ich nie verstehen. Alles war romantisch und gemütlich, überall roch es nach Vanille und Zimt und man konnte Lichterketten aufhängen und dekorieren, ohne sich großartig Ausreden einfallen lassen zu müssen. Außerdem war es ein Fest, an dem man glücklich sein sollte.

"Wann kommen die anderen nochmal?", fragte ich, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Mit ihr darüber zu diskutieren war nämlich vermutlich sinnlos und auf Streit, in der Weihnachtszeit hatte ich keine Lust, mal davon abgesehen, dass es ein wirklich lächerlicher Grund wäre.

"Colin um zwei, Adam und Matt dementsprechend zwanzig Minuten später."
Ich nickte schmunzelnd und stellte den Rest auf die Arbeitsplatte. Als 'Last Christmas I gave you my heart' anging hörte ich Doris genervt aufstöhnen. "Lynn können wir das nicht bitte ausmachen?"

"Nope", insistierte ich. Zwar fand ich dieses Lied auch ätzend, aber zu Weihnachten gehörte Weihnachtsmusik! - Das war nun mal so.

"Du bist wie ein kleines Kind!", beschwerte sie sich. Diesmal war ich die, die eine unschuldige Geste machte und begann den Zucker abzuwiegen. "Und kleine Kinder lieben Weihnachtsmusik. Aber meinetwegen kannst du ein anderes Lied anmachen", schlug ich vor und linste zu ihr rüber.

"Immerhin etwas." Sofort sprang sie auf und lief ins Wohnzimmer.

"Kannst du mir die Backbleche mitbringen?", rief ich ihr nach und schlug zwei Eier zu dem Zucker. Fünf Minuten später, mittlerweile hatte ich alles schaumig gerührt, kam Doris zurück und stellte mir die beiden Bleche hin. Ohne dass ich etwas sagen musste, begann sie, sie schnell abzuspülen, damit sie nicht so staubig waren.

Ich beobachtete sie von der Seite. Ihre Lippen glänzten ein wenig durch den rosanen Lipgloss, ihre Figur wurde von dem schwarzen Sweatshirt-Kleid hübsch betont. Nicht zu viel, aber auch nicht so, als hätte sie sich einen Sack voll mit Kartoffeln umgewickelt.

Nur ihre schlechte Laune störte mich. Für mich war Weihnachten heilig. Als meine Mutter nicht mehr da war, ging ich immer zu meiner Oma und sollte ich doch mal schlechte Laune haben, musste ich mir so lange Opas schlechte Witze reinziehen, bis ich mich gequält ergab.

Also entschloss ich, sowas Ähnliches zu tun.

Ohne groß darüber nach zu denken, griff ich ins Mehl. Vorsichtig schielte ich zu ihr rüber, um mich zu versichern, dass sie auch wirklich nichts merkte. Es schien nicht so. Sie war viel zu sehr mit Grummeln und Abtrocknen beschäftigt. Ich öffnete die Faust mit dem Mehl, hielt sie ungefähr auf Höhe ihres Gesichts und pustete.

Is it Love Adventskalender 2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt