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Tränen liefen mir über die Wangen. Ich fand schließlich eine Brücke. Und zum Glück war hier niemand.
Ich atmete nochmals tief durch. Anschließend stieg ich über das Geländer. Ich sah nach unten; es war zu dunkel, um etwas zu erkennen. Ich schloss meine Augen und zählte bis drei. Meine Finger lösten sich vom Geländer. Aber kurz darauf wurde ich an beiden Handgelenken festgehalten.
"What are you doing?", fragte mich eine bekannte Stimme. Felix zog mich zurück und hielt mich fest.
"Nothing", schluchzte ich und atmete unkontrolliert. Felix zerrte mich zurück auf den Bürgersteig. Mit voller Wucht landete ich in seinen Armen. Felix fiel auf dem Boden und ich auf ihn drauf. Sein Gesicht war von meinem nicht weit entfernt.
"I'm sorry", sagte ich und stand rasch auf. Sofort wurde es mir schwindlig.
"Are you okay?", fragte er besorgt. Ich nickte nur.
"But how did you know where I am at?", erwiderte ich.
"I saw your video on Instagram. And I recognised the park", erklärte Felix und hielt mich am Arm fest, als ich stolperte.
"I'm okay", sagte ich.
"No, you aren't! I'm not blind", sagte er und umfasste mein Handgelenk. Ich riss mich von ihm los. Plötzlich war ich wütend.
"It's non of your business. You are just an classmate of mine, so leave me the fuck alone", schrie ich ihn jetzt an und ging davon.

Ich schwänzte den ganzen Schultag. Und es interessierte auch niemanden.
Ich saß auf dem Schuldach und hatte mir wieder eine Narbe hinzugefügt. Währenddessen hörte ich Musik. Außerdem schrieb ich einen weiteren lyrics. Anschließend ging ich an den Rand des Daches und sah hinunter. Es würde niemanden interessieren, wenn ich springen würde. Ich setzte einen Fuß nach vorn, sodass er in der Luft hing. Ich müsste mich einfach nur noch nach vorne lehnen.
Abermals sah ich nach unten. Dort hatten sich nun ein paar Schüler versammelt. Ich konnte auch Sang Woo erkennen.
"Spring doch endlich, du Drecksstück", brüllte er nach oben und lachte dabei. Tränen liefen mir über die Wangen.
Gerade, als ich fast mein Gleichgewicht verlor, zog mich jemand zurück. Abermals sah ich Felix' Gesicht nah bei meinem.
"Hör auf damit", sagte er in seinem brüchigen Koreanisch.
"Du hast doch keine Ahnung", schrie ich und riss mich von ihm los. "Du wirst nicht jeden Tag von deinem Vater misshandelt und in der Schule gemobbt." Felix sah mich verwirrt an. Wahrscheinlich hatte er rein gar nichts verstanden. Oder er war geschockt.
Ich brach nun endgültig zusammen; mir wurde schwarz vor Augen.

SuicidalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt