Mit gebrochenem Herz und enttäuschten Augen, schaut er sie wieder an. Er ist den Trähen nahe, man kann es ihm ansehen. Er atmet tief durch und blickt ihr dabei direkt in ihre grünbraunen Augen. Würde man lange genug hinschauen, könnte man sich in einem Fichtenwald wiederfinden, in dem die Wurzeln bedeckt sind mit grünem und goldigen Moos.
S: „War das alles nur irgendein Spiel für dich?"
L: „Nein, natürlich nicht. Bitte denk nicht so etwas über mich. Du weisst doch, dass ich nie mit deinen Gefühlen hätte spielen können."
S: „Dann warum, sag mir, warum musste es so geschehen?"
L: „Ich weiss es ehrlich gesagt nicht, ich ..."Sie bricht den Satz ab und wendet den Blick von ihm ab. Sie kann das nicht ertragen, ihn so traurig zu sehen. Sie hat ihn extrem verletzt, sie weiss das. Sie will einfach nur weg von hier, alles vergessen, Löschtaste drücken, als wäre nichts von all dem geschehen. Doch leider geht das nicht. Sie muss durchhalten, ein letztes Mal stark sein, die Fassade aufrechterhalten, die Mauer nicht zertrümmern lassen. Sie schluckt kurz, blickt ihn wieder an und schaut ihm dabei tief in seine blauen Augen. Normalerweise sieht sie einen ruhigen, wunderschönen unendlichen hellblauen Ozean in seinen Augen, doch heute sieht sie nur einen Sturm, der wild auf dem Meer tobt. Sein Augen sind dunkler, fast schwarz. Die Ruhe, die ihr normalerweise Sicherheit gegeben hatte, ist fort.
L: „Ich glaube, wir haben uns einfach zum falschen Zeitpunkt, aber am richtigen Ort kennengelernt. Wäre es ein Jahr früher gewesen, hätte das mit uns wahrscheinlich geklappt."
S: „Ja ... kann sein."
L: „Die Distanz zwischen uns war zu gross, wir kannten uns erst seit wenigen Wochen. Wir waren noch jung, gerade frisch verliebt und zu naiv zu glauben, dass wir eine Fernbeziehung für ein ganzes Jahr überleben würden. Ich wollte so sehr an uns glauben, wirklich! Es tut mir leid, dass es so gekommen ist. Ich konnte einfach nicht mehr weitermachen."
S: „Ich glaube immer noch an uns und werde meine Hoffnung nie aufgeben. Du warst meine grosse echte Liebe und wirst es auch für immer sein. Ich werde auf dich warten, so lange ich muss, nur damit du das weisst. Ich werde dich für immer lieben und das sage ich nicht einfach so. Ich meine das wirklich."Sie wird nur noch trauriger, durch seinen eigentlich doch lieb gemeinten Worten.
L: „Es tut mir leid, aber das glaube ich dir nicht. So oft haben mir das Leute schon gesagt. Ehemalige beste Freunde die meinten, dass sie für immer für mich da sein werden. Und wo waren sie, als ich sie brauchte? Wo sind sie jetzt? Alles vergeht, verstehst du denn nicht? Deine Liebe zu mir wird vergehen, so wie wir als Menschen vergehen und sterben werden. Alle Versprechungen sind doch gar nichts mehr wert. Ich versteh nicht, warum man überhaupt noch solche Sachen verspricht. Das Ganze „Ich werde dich für immer lieben" ist doch nur Bullshit. Sie wissen doch ganz genau, dass sie diese Versprechen nicht einhalten werden. Dass, wenn jemand besseres kommt, sie dich für diese Person verlassen werden. Alle sind nur verdammte heuchlerische Personen."
S: „So wie du."
L: „Nein ... Das stimmt nicht. Ich bin nicht so eine Person."
S: „Ach ja, bist du dir ganz sicher?! Wieso hast du denn mich verlassen? Wieso hast du mir leere Versprechen gegeben? Wieso hast du uns aufgegeben? Und wieso verdammt, bist du jetzt mit einer anderen Person zusammen?"Seine Traurigkeit wechselt zu Wut. Sein ganzer Körper zittert. Das kann doch nicht ihr ernst sein, denkt er sich, völlig aufgebracht über ihre Worte.
L: „Bitte hör auf, es ist nicht so, wie du dir denkst."
S: „Oh doch, ich glaube, es ist alles genau so, wie ich es mir denke. Ich war dir nicht gut genug, deshalb hast du mich für einen Besseren verlassen. Du bist genau so heuchlerisch wie alle anderen. Ich kann es nicht fassen, mit so einer Person wie du zusammen gewesen zu sein."Bevor er sich ganz umdreht, wirft er ihr noch einen verächtlichen enttäuschten Blick zu und wendet sich dann zum Gehen. Er hat genug.
Nein, er kann nicht einfach so gehen, denkt sie sich, nicht so. Sie springt ihm nach, greift ihm am rechten Arm und wirbelt ihn herum, so dass er direkt vor ihr steht. Sein Gesicht ist nur nochwenige Zentimeter von ihrem entfernt. Sie spürt seinen gestockten, flachen Atem auf ihrer Haut. Sie sieht im tief in seine Augen, aber sie kann den sichtbaren Schmerz nicht aushalten. Sie schliesst die Augen und küsst ihn ohne zu überlegen auf den Mund. Sie küsst ihn mit dem Versuch, ihm alle ihre versteckten Gefühle zu zeigen.
Er erwidert ihren Kuss. Der Kuss ist fast magisch. Er ist intensiv, aber gleichzeitig so zärtlich. Sie fühlt sich stark und zugleich zerbrechlich wie ein wertvoller Kristall. Sie will sich an ihm festhalten, nie aufhören ihn zu küssen, all den Schmerz endlich vergessen, Vergangenes löschen. Aber nach wenigen Sekunden ist es wieder vorbei. Sie vergräbt ihr Gesicht in seinen Nacken und flüstert ihm etwas zu, bevor er sich von ihr abwenden kann.
L: „Ich habe nie aufgehört an uns zu glauben, bitte vergiss das nicht. Ich habe nie aufgehört dich zu lieben."
Sie lässt ihn los, dreht sich um und läuft davon, ohne sich noch einmal umzudrehen. Er hingehen bleibt stocksteif stehen. Er hat noch nicht realisiert, was gerade geschah. Als er wieder zu Sinnen kommt, ist sie schon weg, wie von der Erdoberfläche verschluckt. Fort.
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Verlorene Liebe?
RomanceEin herzbrechender Dialog zwischen ehemaligen Liebenden. Enttäuschung. Liebe. Leere Versprechungen. Und doch Hoffnung. Eine Vergangenheit, die man nicht verändern kann. Eine Zukunft, die noch ungewiss ist. Werden sie je den Weg zu einander wiederf...