9. KRISTIN

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Auch wenn Pauline und ich gerade mit schallendem Gelächter über den Wanderweg schlenderten, war die Vorstellung, dass meine beste Freundin in Amerika Sex hatte, ein klein wenig komisch

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Auch wenn Pauline und ich gerade mit schallendem Gelächter über den Wanderweg schlenderten, war die Vorstellung, dass meine beste Freundin in Amerika Sex hatte, ein klein wenig komisch.

Zugegeben; kaum hatte der Gedanke meinen Kopf verlassen, schämte ich mich auch schon für diesen. Aber in all den Jahren, in denen ich Pauline Jordan kannte, war sie stets dieses schüchterne zurückhaltende Mädchen gewesen. Denn Erzählungen über meine Sexkapaden wurden von ihr stets nur mit einem müden Lächeln belächelt.

Natürlich fühlte ich mich als ihre beste Freundin gerade schlecht, dass ich sie durch meinen Gedanken gerade als jemand verklemmtes darstellte, welcher höchstwahrscheinlich nie Sex haben würde.

Obwohl Pauline ein Jahr älter als ich war, hatte ich sie stets als eine Art kleine Schwester wahrgenommen. Pauline war eine Meisterin darin gewesen die Sorte Fragen zu stellen, wie sie eben nun einmal jüngere Geschwister stellen würden.

Es waren halt die Sorte von Fragen gewesen, die mich stets als reifer und erfahrener als dieses Mädchen hatten fühlen lassen. Fragen wie; wie merkt man, dass man verliebt ist? Oder wie sage ich jemandem, dass ich verliebt in ihn bin? Sollte ich diejenige sein, die die Person zuerst küsst oder warten, bis das Gegenüber den ersten Schritt tat?

All diese Fragen eben, von denen ich als Einzelkind ausging, dass jüngere Geschwister sie ihre älteren Geschwister fragen würden.

Aber das war nicht alles von vorhin, dass sich in meinen Gehirngängen festgebrannt hatte. Da war noch diese andere Frage von vorhin gewesen, welche Pauline gestellt hatte: «War ich dir eigentlich eine schlechte Freundin während ich in Amerika war?»

Wenn ich ehrlich sein durfte: Ich musste die Frage mir selbst stellen. War ich eine schlechte Freundin, während Pauline in Amerika war?

Wie oft war ich diejenige gewesen, die es nicht hingekriegt hatte sich bei Pauline zu melden?

Wie oft ist es vorgekommen, dass wir versucht haben einen Termin zum skypen auszumachen – und dann war ich diejenige gewesen, welche es komplett versifft hatte ihn wahrzunehmen? Egal ob es die Try Outs fürs Roller Derby waren, ein Konzert oder gar einfach nur ein Hook Up – mir war gefühlt alles irgendwann zurechtgekommen was ich hatte als Ausrede nutzen können unser Skypedate zu verschieben.

Langsam aber sicher hatten wir wieder den Anfang des Planetenweges erreicht. Bislang war die vierer Gruppe von Mädchen, welche sichtlich investiert in den potentiellen Secret Act des Showcases waren, sind uns keine weiteren potentiellen Zuschauer mehr begegnet.

Ich wollte Paulines Frage von vorhin ansprechen. Doch meine beste Freundin hatte sich zu mir umgedreht. Sie hatte mit aufgeblasenen Backen ihre Arme in die Hüften gestemmt und sah mich wartend an. «Es gibt keinen anderen Weg zurück, oder?»

Missmutig blickte Pauline zum Tor des Friedhofes. Der Gedanke schien dem Mädchen nicht zu gefallen, dass wir wieder über denselben Weg zurück mussten. Und dieser Weg führte nun einmal über den Friedhof.

nacht aus goldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt