Wir hatten knapp eine Stunde an der Liste gesessen. Aber wirklich lang war sie nicht; ausbaufähig, hatte mein Vater nach erster Betrachtung gesagt.
Auch er war kurze Zeit später zu uns gestoßen und gemeinsam hatten wir darüber gegrübelt, was ich alles noch machen könnte. Natürlich hatten wir ebenfalls gefrühstückt und uns dabei angeregt unterhalten. Aber wiegende stand die Liste dabei immer im Vordergrund.
Alle wollten wir meine Träume ermöglichen, damit ich vieles hatte, woran ich mich erinnern konnte. Aber so ganz wusste ich nicht, was ich eigentlich wollte. Denn ich hatte mich nie wirklich selbst gefragt. Stattdessen legte ich meist viel Wert auf die meiner Mitmenschen; selbst mein Studium hatte ich danach ausgerichtet. Auch wenn das alles andere als logisch klingen mochte.Meine Eltern arbeiteten beide in der Öffentlichkeit; unterhielten sogar eine gemeinsame Firma. Sie waren erfolgreich, auch wenn das mancher als Untertreibung ansah. Aber für mich waren sie eben einfach meine Eltern.
Ihre Arbeit war wichtig, keine Frage, aber genau damit hatten sie versucht mich ebenfalls in diese Bahn zu lenken. Statt also etwas zu studieren, wie Biologie oder Lehramt, hatte ich mir ‚International Business' ausgesucht. Meinen Schwerpunkt wollte ich immer auf die Öffentlichkeitsarbeit legen. Auch wenn ich mich durch meine Eltern hatte leiten lassen, gefiel mir das Studium dennoch. Es war nichts schlechtes so beeinflusst worden zu sein; aber jetzt lag alles an mir. Ich konnte zum ersten Mal selbst entscheiden, wie mein Leben ab jetzt verlaufen sollte.Mein Blick glitt auf den Notizblock, der mittlerweile alle Handschriften enthielt. Jeder am Tisch hatte sich etwas überlegt, was ich irgendwann einmal erwähnt hatte, und es aufgeschrieben. Folgendermaßen sah die Liste bis jetzt aus:
- Fallschirm springen
- Sportarten ausprobieren (vor allem Golf, Eiskunstlaufen und Polo)
- nach Australien fliegen und Koalas streicheln (eindeutig ein Einfall meiner Tante Elena!)
- ein Tattoo (Noah's vollkommen verrückte Idee)
- eine Kreuzfahrt machen
- das Rockefeller Centre zu Weihnachten sehen
- im Sommer Sterne am Himmel beobachten
- ein schnelles Auto fahren
- ein Formel 1 Rennen besuchen (definitiv Papa's Einfall)Letzteres war einer hitzigen Diskussion zwischen Noah und meinem Vater entsprungen. Die beiden sahen regelmäßig die Rennen der, meiner Meinung nach vollkommen überschätzen, Rennfahrer, die sich gegenseitig im Kreis jagten und dabei anscheinend auch noch den Leichtsinn besaßen, sich in so ein hohes Risiko zu begeben. Ich wusste was geschah, wenn die Aufmerksamkeit nachließ oder man sich für einen kurzen Moment nicht konzentrierte. Genau deshalb mied ich diesen Sport auch.
Für mich war es ein riskanter und vollkommen sinnloser Sport, den ich nie wirklich unterstützt hatte. Vor allem nicht nachdem ich einige Unfälle gesehen hatte; einen ganz besonders.„Hast du noch etwas?", fragend sah mich Noah an, versuchte dabei wahrscheinlich auszumachen, worüber ich nachdachte. Ich schüttelte jedoch nur den Kopf. In Gedanken wurde ich einige Jahre zurückgeworfen; zu dem Zeitpunkt, an dem ich meine Abneigung gegen den Motorsport entwickelt hatte. Am liebsten wollte ich all das vergessen, aber das war schier unmöglich.
„Dir fällt bestimmt mit der Zeit noch etwas ein", schaltete sich mein Vater dazwischen und legte den Arm um mich. Auch wenn meine Eltern oft unterwegs waren, liebte ich sie. Sie waren für mich da, vor allem jetzt.
Als Antwort nickte ich einfach, wirklich nach Reden war mir augenblicklich nicht. Dankbar, dass Noah das akzeptierte, da er mir ebenfalls zunickte, drückte ich mich an meinen Vater.
Wir würden gleich ein wenig in die Stadt fahren, um einige Sachen für mich zu kaufen.Für viele mochte das vielleicht unverständlich sein; aber meine Eltern wollten mir alle Wünsche erfüllen. Also hatten sie in Anbetracht meiner ausgewählten Sportarten beschlossen, dass wir alles notwendige dafür einkaufen würden. Und zwar genau heute. Sie wollten damit nicht warten; viel zu groß war ihre Angst, dass mir etwas passierte und ich dann all meine Wünsche doch nicht erleben konnte. Man merkte ihnen an, dass es sie sehr mitnahm und dass ihre Sorge immer mehr wuchs. Ich versuchte sie deshalb immer ein wenig abzuholen und ihnen zu versichern, dass es mir gut ging.
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Racing Heartbeat - Incoming Hope [Mick Schumacher FF]
FanfictionHast du jemals darüber nachgedacht was du machen würdest, wenn du nur noch ein Jahr zu Leben hättest? Kayla hat niemals einen Gedanken daran verschwendet, denn bisher hatte sie nie einen Grund dazu. Doch eines Tages wird ihr schmerzhaft bewusst, da...