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Alina's Sicht

Ich hatte einen angenehmen Tag. Hatte ich wirklich. Fernsehen und Pizza essen. Bis ein Eichhörnchen an mein Fenster geklopft und kleine Pieps-Laute ausgestoßen hatte. Jetzt lief ich ihm hinterher durch den Wald und fragte mich, wieso zum Teufel ich einem Eichhörnchen glaubte.
 
Vor allem weil es mich andauernd nervte. Blieb ich auch nur eine Sekunde stehen oder verlangsamte mein Tempo, begann es zu quieken und zerrte an meinem Hosenbein.
 
Ich folgte ihm immer tiefer in den Wald, bis ich von Weitem mehrere Stimmen hörte. Ich blieb stehen und deutete dem Eichhörnchen schnell zu verschwinden. Es folgte dem Befehl, ohne zu zögern.
 
Ich hockte mich ins Gebüsch und linste durch die schmalen Äste, die mit kleinen Stacheln versetzt waren. Mehrere Menschen wuselten um etwas auf dem Boden herum und schienen miteinander zu streiten.
 
Berichtigung: Es waren Werwölfe. Ich erkannte Damian unter ihnen, der sich aufgebracht durch die Haare fuhr und sehr wütend aussah. Neben ihm stand ein etwas kleinerer Mann, den ich vom Schulhof erkannte. Er hatte blonde Haare, braune Augen und markante Gesichtszüge.
 
Meine Handfläche auf den Waldboden legend sah ich mich kurz um und schloss dann die Augen. Ich spürte die dicken Wurzeln der Bäume um mich herum sowie kleine Tiere, die sich im Erdboden tummelten.
 
Doch dann fühlte ich etwas Dunkleres. Etwas, das in den Boden gesickert sein musste. Ich öffnete die Augen und blickte wieder zu der Lichtung, auf der die Werwölfe standen. Eine Leiche. Sie tummelten sich um eine Leiche. Deswegen auch die dunkle Macht. Was auch immer hier passiert war, es hatte die Tiere verschreckt.
 
Eine tiefe Stimme neben mir ließ mich herumfahren. "Na sieh mal einer an!" Der Werwolf, der mich auch zu Damian gebracht hatte, betrachtete mich schmunzelnd. "Was machst du hier, komisches Mädchen?"
 
"Wie heißen Sie?"
Er lachte leise. "Fragen beantworten ist wohl nicht so dein Ding, was? Lerhome."
"Ok, Lerhome. Ich war hier zufällig unterwegs." Ich zuckte mit den Schultern.
Lerhome sah immer noch lächelnd auf mich herab. "Sicher doch. Komm mit, Mädchen! Ich bring dich zu Damian, dem eigentlichen Grund warum du hier bist."
"Ja, natürlich. Danke." Klar, ich war nur wegen Damian hier.
 
Ich rollte die Augen. Die hielten mich echt für eine liebeskranke Teenagerin. Aber solange mir das Zugang zu der Leiche verschaffte, konnte ich diese Rolle noch etwas länger spielen. Ich nahm Lerhomes Hand entgegen und hievte mich daran hoch.
 
Dann geleitete er mich an den Rudelkriegern vorbei, die mich skeptisch musterten, uns aber passieren ließen. Rangniedere Werwölfe machten uns Platz, bis wir circa zehn Meter von Damian und seinem Beta entfernt standen.
 
Ich runzelte die Stirn. Damian schien mich nicht zu bemerken. Weder sah er mich, noch roch er mich. Vielleicht lag ich mit meiner Vermutung doch falsch. Weiter darüber nachdenken konnte ich aber nicht. Lerhome räusperte sich etwas unbeholfen und machte damit auf uns aufmerksam.
 
Damians Blick schoss zu uns. Seine Augen weiteten sich erschrocken als er mich sah, dann ging er mit großen Schritten auf mich zu und blieb erst stehen, als sich unsere Nasenspitzen berührten. Lerhome beachtete er nicht eines Blickes, ich spürte aber, wie er sich leicht von uns entfernte. So wie sich auch andere Werwölfe in unserer Nähe abwandten und plötzlich ganz geschäftig zu tun hatten.
 
Belustigt hob ich eine Augenbraue. Meine Belustigung verflog jedoch als ich in Damians wütende Augen sah. Seine Lippen waren zusammengekniffen und ich musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass er seine Hände zu Fäusten geballt hatte.
 
"Was machst du hier?", presste er hervor.
Wieder zuckte ich mit den Schultern. "Spazieren."
"Dann geh wieder nach Hause spazieren. Ich geb dir ein paar meiner Krieger mit."
"Wieso? Angst, dass ich von einem Wolf gefressen werde?"
 
"Geh. Nach. Hause. Alina."
"Warum? Versteckst du etwas vor mir?" Ich linste hinter seinem Rücken hervor, aber Damian packte mich an den Schultern, sodass ich nur ihn sehen konnte.
"Alina, geh jetzt nach Hause. Lerhome bringt dich bestimmt liebend gerne."
 
Ich runzelte die Stirn. Hier ging es nicht darum, dass Damian um mich besorgt war. Das glaubte ich nicht. Er wollte nur seine Macht demonstrieren.
"Ok."
Damian drehte sich dankbar weg und nickte Lerhome zu. Dann ging er wieder zu der Leiche.
 
"Aber vorher würde ich gern wissen, welche Identität das Opfer hat", rief ich Damian zu.
Der drehte sich geschockt zu mir um, um dann wieder mit großen Schritten auf mich zuzukommen.
 
Er murmelte dem blonden Mann ein "Macht hier weiter" zu. Der nickte grinsend.
Damian legte die Hände auf meinen Rücken und dirigierte mich zwischen den Werwölfen hindurch zu einem Platz, der etwas abseits von dem ganzen Trubel war. Dort ließ er mich los und raufte sich die Haare.
 
"Woher weißt du, dass das hier eine Leiche ist?"
"Ich hab es vermutet."
"Weshalb?"
"Ich habe mehrere Werwölfe um eine Stelle gehen sehen, es stinkt nach Blut und die Tiere sind in Aufruhr."
 
Verwirrt sah er mich an. "Bitte was? Die Tiere sind in Aufruhr?"
"Ja, sieht man doch."
Er schüttelte nochmal kurz den Kopf. "Ist ja auch egal. Ich möchte, dass du nach Hause gehst."
"Wieso? Vielleicht könnte ich euch helfen."
 
"Alina, du bist ein Mensch und hast keine Ahnung von sowas. Geh einfach nach Hause. Ich sag dir Bescheid, wenn sich die Lage beruhigt hat."
"Ich lass mir nichts von dir sagen, Alpha. Ich kann helfen und wenn du mich nicht helfen lässt, arbeite ich allein."
 
"Alina..." Beschwichtigend hob er die Hände, doch ich schüttelte meinen Kopf. Er knurrte erbost. "Gott, wieso bist du so stur?"
"Kann dir doch egal sein, ob ich mich in Gefahr begebe oder nicht. Ich will nur helfen."
"Es ist mir aber nicht egal!"
 
Erschrocken sah ich ihn an. Damian entfernte sich ein paar Schritte von mir und fuhr sich dann durch die schwarzen Haare. Er schloss kurz die Augen und atmete einmal tief durch.
Wie in Trance ging ich auf ihn zu und legte dann meine Hände auf seine muskulösen Oberarme. Ich wusste nicht, was mich dazu brachte, aber es fühlte sich richtig an.
 
Damian stockte als er meine Berührung spürte und sah mich dann aus braunen Augen an.
"Wie meinst du das?"
Er schien etwas sagen zu wollen, änderte dann aber seine Meinung.
"Wenn jemand hier rumläuft und Leute umbringt, was hindert es ihn, dich auch umzubringen. Wir wissen nicht, was das Motiv des Mörders ist, also ist jeder in dieser Stadt gefährdet."
 
"Du machst dir ja wirklich Sorgen." Erstaunt sah ich die Unruhe in seinen faszinierenden Augen.
Er öffnete den Mund um zu antworten, wurde aber von einer anderen Stimme unterbrochen. Von jemandem, der offenbar kein Problem damit hatte, seinen Alpha zu unterbrechen.
 
Ein blonder Haarschopf schob sich zwischen uns und grinste mich an. "Hi, ich bin Jack."


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Ich versuche in nächster Zeit häufiger Kapitel hochzuladen, da ich gerade zu Hause bin :)
Wie vermutlich die meisten von uns, durch Corona 🙄

Goddess Of The MoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt