Entschluss

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"Níniel warte!" Ich höre die Rufe meines besten Freundes in meinem Rücken. Er will, dass ich anhalte. Dass ich zurückkomme und mit ihm rede. Aber das kann er vergessen. Ich werde nur wieder mit ihm reden können. Er hat mich verraten. Er ist auch nicht besser als meine Eltern.
Wenn man sie so überhaupt nennen kann, sie sind schließlich noch nicht mal meine Eltern. Nur entfernte Verwandte. Meine Eltern sind tot. Schon lange.

Deshalb wuchs ich hier in Bruchtal bei meiner Tante zweiten oder dritten Grades auf. Ich mag sie, sie ist wirklich nett und zog mich mit Liebe auf. Aber die hat diese lästige Eigenart, über mich bestimmen zu wollen. Bisher war es zwar nervig, aber auszuhalten gewesen. Aber jetzt ist sie wirklich zu weit gegangen.

Heute morgen war meine Tante zu mir gekommen um mir freudig strahlend zu verkünden, dass sie einen Mann für mich gefunden hätte. Nur damit ihr das jetzt richtig versteht: Meine TANTE sagt mir, dass sie mich zwangsverheiraten will! Mich! Dabei weiß sie doch genau, dass ich von so etwas nichts halte. Ich will frei sein. Ich will selbst entscheiden, wen ich liebe und heirate! Das hat sie nicht zu entscheiden. Und mein Onkel steht nur daneben und guckt. Von ihm war keine Hilfe zu erwarten, also bin ich natürlich wohin gegangen? Natürlich zu Cal, bzw. Caladron, meinem besten Freund.

Wir kennen uns schon seit Kindertagen. Ich konnte ihm immer vertrauen, er war immer für mich da. Und was muss ich erfahren, als ich bei ihm ankomme? Er wusste davon! Schlimmer noch, er war es den ich heiraten sollte. Dabei weiß er wie sehr ich meine Freiheit liebte. Er hat mich verraten. Er ist auch nicht besser als meine Tante. Ich kann hier nicht mehr bleiben. Ich will nur noch weg!

"Níniel!", höre ich wieder Cal's besorgte Stimme hinter mir. Ich werde nicht anhalten. So schnell es nur geht, laufe ich nach Hause und in mein Zimmer. Ich schnappe mir den kleinen Leinenrucksack, den Cal mir einmal geschenkt hatte und packe. Ich greife nur nach den wichtigsten Sachen. Ein wenig Kleidung und Nahrung. Mehr passt auch nicht in den Rucksack hinein. Ich schnalle mir meinen Bogen und meinen Köcher um und stecke mir zwei kleine Dolche in die Stiefel. Mein Langschwert nehme ich auch mit. Man weiß ja nie was auf einen zukommt.

So leise ich kann, verschwinde ich aus Haus meiner Tante und steuere auf den Stall zu. Da steht er. Mein Geliebter Nachtschatten. Ein wunderschöner, pechschwarzer Rappe. Ich mache auch ihn fertig und führe ihn hinaus auf die Lichtung. "Níniel! Bleib hier!" Verdammt! Cal darf mich nicht kriegen! Ich springe auf Nachtschatten. Ich will nur noch weg. Ganz egal wohin.

Ich reite in den Wald. Ich reite so weit ich bzw. Nachtschatten kann. Am wichtigsten ist, dass ich erstmal einen gehörigen Abstand zwischen mich und zu Hause bringe. Soweit wie möglich Weg von diesen ganzen Verrätern. Nach einer Weile erkenne ich vor mir das Ende des Waldes. Ich muss die Richtung Wechseln.
Um mich herum kann ich nur Wald erkennen. Ich bleibe kurz stehen um durchzuatmen und meinem Pferd eine Pause zu gönnen. Aber es geht nicht, wie müssen weiter, wir sind immer noch zu nah an zu Hause. Zum Glück ist Nachtschatten lange Stecken gewohnt.

Ich lasse ihn aber trotzdem etwas langsamer laufen, er braucht seine Kräfte, wie haben einen weiten Weg vor uns. Nach etwa einer Stunde sehe ich zum Himmel. Verdammt, es wird schon dunkel. Mit einem Seufzen entschließe ich mich dazu, an einer kleinen Lichtung Halt zu machen. Ich steige von Nachtschatten und versorge ihn. Anbinden brauche ich ihn nicht, ich weiß, dass er mich nie verlassen würde. Ich lege mich in das Weiche Gras und merke erst jetzt wie erschöpft ich bin. Auf einmal kommt alles was ich die letzten Stunden lang verdrängt habe wieder hoch. Ich wurde von meinem besten Freund verraten und meine Familie will mich zwangsverheiraten. Was ist nur aus meinem Leben geworden? Ich spüre wie mir die Tränen über die Wangen laufen, ich kann es einfach nicht verhindern.

Was soll ich jetzt überhaupt machen? Wo soll ich hin?
Mit diesen Gedanken falle ich in einen unruhigen, Traumlosen Schlaf.

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Okay das war also das erste Kapitel. Ja ich weiß, es ist noch nicht sooo spannend aber keine Sorge, das kommt auch noch, ich versprech es euch!

XOXO

Missy

Believe (Legolas FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt