Gefangen

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Die Zelle in der ich festsitze ist klein, kalt und nur spärlich beleuchtet. Es fällt lediglich etwas Licht von draußen durch die Gitterstäbe. Meine Zelle ist leer, bis auf eine kleine Pritsche, die in der Ecke steht. Sie sieht nicht gemütlicher aus als der Boden. Und ich? Ich kauere weinend in einer Ecke. Meine Güte was tue ich hier nur? Heulen bringt mich jetzt auch nicht weiter. Ich muss versuchen hier irgendwie rauszukommen.

Meinen Bogen, mein Schwert und meinen einen Dolch haben sie mir zwar genommen, aber der andere Dolch steckt noch immer in meinem Linken Stiefel. Die Wache hat sich nicht besonders viel Mühe mit der Durchsuchung gegeben. Ob ich mit dem Dolch das Schloss knacken kann? Einen Versuch ist es wert... Aber was wenn mich die Wache erwischt? Ach was kann mir denn schon groß passieren?

Ich muss allerdings leise sein, sonst komme ich hier nie raus. Vorsichtig ziehe ich meinen Dolch und sehe durch die Gitterstäbe. Es ist niemand zu sehen, bis auf die Wache, die ungefähr 50 Meter weiter oben steht. Also gut.

So leise wie möglich stecke ich meinen Dolch in das Schloss und beginne, daran herumzuwerkeln. Immer wieder sehe ich nach oben, doch der Wachmann scheint mich nicht zu bemerken. "Na wie geht es unserer kleinen Durchreisenden?" Wie von der Tarantel gestochen hechte ich zurück in die äußerste Ecke meiner Zelle und erwarte schon ein Gesicht an den Gitterstäben zu sehen, aber nichts passiert. Wem gehört diese Stimme? "Sie weint. Schon seit sie hier ist. Nur jetzt gerade ist Ruhe." Wer war das jetzt. Leise gehe ich zu den Gitterstäben und sehe hinaus. Dort oben steht der Wachmann und er unterhält sich mit jemandem, aber ich kann nicht erkennen mit wem, er steht im Weg. Als er sich schließlich ein Stück zur Seite bewegt und ich erkenne mit wem er redet, teilen sich meine Gefühle.

Auf der einen Seite spüre ich diese unendliche Wut und ich habe Lust ihm meinen Dolch in den Hals zu rammen, aber auf der anderen Seite ist da ein ganz kleiner Teil von mir der einfach nur in seinen Augen versinken möchte. Okay, wie schnulzig war das denn jetzt bitte, schlag dir diesen Mist aus dem Kopf Níniel! Und ich weiß, dass meine innere Stimme Recht hat. Er ist arrogant und viel zu selbstsicher. "Die Arme. Aber so schlimm ist es doch gar nicht. Es ist ja nur eine Nacht."

Das war wieder der arrogante Schnösel. NUR eine Nacht? Für ihn mag es nur irgendeine belanglose Nacht sein, für mich ist es das Ende! Ich verliere unendlich viel Zeit in der ich schon weit Weg sein könnte, aber stattdessen Sitze ich hier. Nicht zu vergessen, dass meine Familie mich bestimmt schon sucht und ich Gefahr laufe ihnen zu begegnen sobald ich wieder raus bin. Ich werde mit diesen Elben ganz bestimmt nicht nach Bruchtal zurückkehren.

Aber wie soll ich es verhindern? Einfach abhauen? Es wird mich bestimmt nicht bloß ein Elb begleiten und gegen mehr als drei auf einmal komme ich alleine nicht an. Und töten möchte ich sie schließlich auch nicht, sie gehören zu meinem Volk! Also bleibt mir nur die Möglichkeit aus dieser Zelle rauszukommen. "Ja ich weiß auch nicht was sie hat, aber das kann uns ja egal sein", reißt mich der Wachmann aus meinen Gedanken. Ich wage erneut einen Blick durch die Gitterstäbe. Der Wachmann steht mit dem Rücken zu mir und er scheint in eine Gepräch mit Blondi vertieft zu sein. Das ist meine Chance! Leise mache ich mich wieder ans Werk und lausche dabei dem Gespräch der beiden. Aber ich komme einfach nicht weiter, das Schloss will einfach nicht aufgehen.

"Ich verstehe nicht wieso ich andauernd zum Wachdienst eingeteilt werde, ich kann mehr als das hier.", beschwert sich die Wache. Der blonde Elb lacht nur und erwidert: "Ich denke du solltest dich erstmal darum kümmern, dass du deinen Wachdienst ordentlich erledigst. Die Gefangene versucht schon seit ungefähr einer Viertel Stunde das Schloss zu knacken."

Oh Verdammt! Blitzschnell habe ich den Dolch wieder in meinem Stiefel versteckt in kauere mich in eine Ecke. Aber es ist zu spät. Er hat mich gesehen. "Du kannst gehen ich regle das schon.", sagt Blondi und schon höre ich Schritte, die immer näher kommen. Dann sehe ich sein Gesicht durch die Gitterstäbe. Ich schaue zur Seite, sein schadenfrohes Grinsen brauche ich mir nicht anzusehen. "Hast du wirklich gedacht, du könntest das Schloß mit einem Dolch knacken?" Seine Stimme klingt belustigt. Sehr witzig, Mister Arrogant! "Du musst echt verzweifelt sein." Ach ist dir das auch schon aufgefallen? "Was willst du?", Frage ich genervt. Wann sind wir eigentlich zum 'Du' übergesprungen?

"Ich möchte nur verstehen, warum es für dich so ein Horror ist eine Nacht hier zu verbringen. Es ist doch nur eine einzige Nacht. Auch wenn ich finde, dass mein Vater übertrieben reagiert hat." Moment mal was?! Sein Vater? Habe ich das gerade richtig verstanden? "Warte mal willst du mir etwa sagen, der König ist dein Vater?" Er nickt. Oh dann ist er also auch noch ein königlicher Kotzbrocken. Das macht es ja viel besser. "Mein Name ist Legolas." "Níniel." Ich stehe auf und gehe zu den Gitterstäben. Mein Gott von nahem sind seine Augen ja noch schöner! Nein, ich darf so nicht denken. Nicht über ihn!

"Zurück zu meiner Frage: Was ist an dieser einen Nacht so schlimm?" Ich schnaube verächtlich. "Ich wüsste nicht was dich das angeht. Außerdem würdest du es sowieso nicht verstehen." Was interessiert sich denn bitte ein Prinz dafür was ich für Probleme habe. "Na ja du hast es dir jedenfalls selbst zuzuschreiben. Hättest du die Wache nicht mit deinem Dolch bedroht, hätte dich mein Vater vielleicht noch laufen lassen." Das kann doch jetzt nicht wirklich sein Ernst sein!

"Ich hätte mit also von einer dahergelaufenen Wache einfach an den Hintern fassen lassen sollen?", rufe ich empört. "So habe ich das nicht gemeint, aber du hättest den Dolch aus dem Spiel lassen sollen. Wo wir gerade dabei sind: Gib ihn her." Oh Nein ganz sicher nicht, dieser Dolch ist meine einzige Möglichkeit hier noch heute Abend rauszukommen. Ganz egal wie gering die Chance ist. "Was soll ich hergeben?", Frage ich so unschuldig wie nur möglich und ich weiß schon jetzt, dass das bei ihm nicht ziehen wird. "Stell dich nicht dumm, ich weiß, dass du es nicht bist. Gib mir den Dolch." "Zwing mich doch dazu!" Und ich bereue meine Worte auf der Stelle , denn ich weiß, dass er mich dazu zwingen kann. Auch er scheint das zu wissen, denn er lächelt siegessicher.

"Wie du willst. Wenn du mir den Dolch nicht gibst, dann werde ich dafür sorgen, dass du noch deutlich länger als eine Nacht hier bleiben musst." Das war ja klar! Aber es stimmt - er hat mich in der Hand. Ich werfe ihm noch einen letzten vernichtenden Blick zu und gebe ihm dann widerstrebend den Dolch. Er scheint noch etwas sagen zu wollen, aber ich habe keine Lust mehr mit ihm zu reden. Ich drehe mich um und gehe wortlos auf die kleine Pritsche zu und lege mich hin . Dann sehe ich wieder zu den Gitterstäben, doch Legolas ist weg. Ich bin wieder alleine. Mit dem Gedanken an seine unnatürlich blauen Augen schlafe ich schließlich ein.

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Wie immer Danke fürs lesen und bis zum nächsten Mal!

XOXO

Missy

Believe (Legolas FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt