Kapitel 3

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Ich bin gefangen. Fest umschlungen von den Seilen, sie lassen mich nicht mehr los, je mehr ich versuche daran zu ziehen um mich zu befreien desto enger werden sie.

Halten mich fest, fest, ganz fest.

Dieses laute Ticken beginnt schon wieder.

Es ist mir vertraut, ich kenne es bereits...

Ich beiße mir auf die Lippe und versuche in der Dunkelheit etwas zu erkennen, als ich Schritte höre. 
Schritte? Waren es Schritte oder waren es-

Tick, Tack

Tick, Tack

Ich reiße die Augen auf und finde mich in meinem Schlafzimmer wieder.
Ziemlich verwirrt, noch etwas paranoid und schockiert sehe ich mich in meinem Raum um.

Was davon war jetzt real und was war es nicht?

Ich denke nicht, dass es ein Traum war, aber habe auch keine Indizien dass es einer war.
-Moment. Mein Postfach! Falls es real war, müsste ich ja die Nachrichten von dem Unbekannten dort vorfinden, richtig?

Nervös greife ich nach meinem Handy und öffne mit zittrigen Händen mein Postfach und... - nichts.

Nichts? Nichts. Sofort verfliegt meine Aufregung und ich muss über mich selbst schmunzeln.
Oh man war das blöd, wie konnte ich denken, dass das real war?

Aber trotzdem lässt mich das Erlebnis nicht los.

Was war gestern passiert und warum habe ich sowas wie einen Filmriss?

Ich weiß nur noch, dass ich an meinen Computer saß, und dann erhielt ich diesen Anruf...

Hatte ich Alkohol getrunken?

Ich drehe das Wasser auf, inzwischen habe ich mich auf den Weg ins Badezimmer gemacht, es wird langsam Zeit für die Uni.

Ich ziehe meine Klamotten aus und spüre das lauwarme Wasser auf meine Haut prasseln, sofort fühle ich mich besser.

Ich wasche alles ab, alles ab...
Ich fühle mich frei und wieder etwas besser, die Müdigkeit schwindet und meine Energie kehrt zurück.

Die Geschehnisse rücken nun in meinen Gedanken immer weiter in die Ferne und ich denke nicht mehr so viel über die skurrile Erfahrung nach.

Gerade als ich dabei war mich abzutrocknen, ertönt meine Klingel.
Verdammt, Lucy!
Ich hatte versprochen sie mit zur Uni zu nehmen.

Noch etwas nass und ins Handtuch gewickelt öffne ich beschämt die Wohnungstür.

"Entschuldige meinen Aufzug, ich-"

"Ach was wir haben Zeit" unterbricht sie mich und tritt ein, mit ihr kommt der typische Lucy-Duft in meine Wohnung.
Zigaretten und zu viel Parfüm. Strafend sehe ich sie an. "Jaaa ich höre schon auf, versprochen!" entgegnet sie und verdreht ihre Augen.
"Schon klar..." ich sehe sie an. "Geh ruhig ins Wohnzimmer ich brauche nicht mehr lang"

"Setzen Sie bitte die Kopfhörer auf und Hören Sie ganz genau hin!" fordert der Dozent uns auf.
Ich studiere Musik und es geht um eine Übung, in der wir Töne erkennen und notieren sollen, normalerweise ein Kinderspiel für mich.
Ich greife nach den schwarzen Kopfhörern die vor mir liegen, schließe sie an meinen Laptop an und öffne die Datei die er uns über Airdrop hat zukommen lassen.

Der erste Ton... ganz klar, ein d, der zweite ein h, nein ein b.
Ich notiere die Töne und mache weiter, als auf einmal das Signal abbricht.
Genervt drehe ich etwas am AUX Kabel, die Dinger sind schon viel zu alt, das passiert dauernd.
Es raschelt ganz unangenehm in meinen Ohren.
Die nächste Datei ist eine Melodie, im Hintergrund ein Metronom, was den Takt angibt. Es klingt wie ein ticken, ich bin auf einmal gar nicht mehr bei der Sache und ganz fasziniert von dem Geräusch.

Es..tickt? Moment, nein, das kann nicht-

Meine Hände wandern zu den Kopfhörern und wollen sie instinktiv abreißen doch soweit kam es nicht.

Tick, Tack

Tick, Tack

Tick, Tack

Meine Augen rollen auf einmal kurz nach oben und ich merke wieder wie mein Herzschlag steigt.
Ich stehe auf. Mir wird auf einmal warm und kalt und warm und kalt-

Ich starre gerade aus.
"Ich muss geho-"

Mein Bildschirm geht aus und mit ihm auch der Ton, sofort ist alles vorbei, aber alle Blicke sind auf mich gerichtet.

Mir fällt es wie Schuppen von den Augen.

Scheiße.

Hypno SlaveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt