Kapitel 10

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"Aaaangriff!" eine hohe Frauenstimme ertönte von der Seite, noch bevor ich meinen Kopf in die Richtung aus der sie kam drehen konnte, wurde ich in Lucys Arme gezogen. "Ist ja gut du Verrückte", lachend befreite ich mich aus ihren Armen. "Also Vanny-Sunny, was werden wir beide heute Abend unternehmen?" fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen, während sie einen Arm um mich legte und wir Richtung Parkplatz liefen. "Unternehmen? Heute Abend?" erwiderte ich, da ich nicht schon wieder in so einen stickigen Club wollte. "Na klar, bitte bitte bitte, ich will ausgehen" fing sie an zu betteln und sah mich mit großen Augen an. "Hör auf damit, das sieht aus als würdest du in Ohnmacht fallen!" stichelte ich spielerisch genervt. "Oh ja, das werde ich auch, aus laaangeweile" sie strich sich mit der Hand dramatisch über die Stirn und ich verdrehte die Augen. "Also gut", stimmte ich letztendlich zu. Er würde diesmal eh nicht da sein, da er mich ja bei sich daheim "erwartete". "Du bist die beeeeste!" schon wieder klammerte sie sich an mich um mich zu drücken. "Oh man..." stöhnte ich. "Aber diesmal rauchst du an dem Abend nichts, du Schornstein" gab ich vor. "Ok Ok" Sie hob die Hände hoch zu ihrem Kopf "Keine Zigarette, ich hol dich um sieben!" damit drehte sie und verschwand wieder. Ich sah es positiv, immerhin kam ich nicht in Versuchung doch zu der Adresse auf dem Zettel zu gehen, richtig?

Pünktlich um 19 Uhr klingelte es dann an meiner Tür, nach einem letzten Blick in den Spiegel und zurecht zupfen meines schwarzen Kleides, was nebenbei meinen Busen betonte, schloss ich ab und ging nach draußen zu Lucy. "Wow, du siehst hot aus" begrüßte sie mich mit breitem lächeln, während ich beschämt zu Boden blickte. "Hör auf so verklemmt zu sein, Spaß haben!" ich lächelte und mein Blick fiel auf das Taxi, was meine beste Freundin offenbar bestellt hatte. "Don´t drink and drive" lachte sie und ließ sich auf die Rückbank fallen, ich folgte ihr.

Nachdem uns der Fahrer vor dem Club abgelassen hatte stellten wir uns an und warteten darauf, dass sich die Schlange fort bewegte Richtung Eingang. Als wir kurz kontrolliert wurden durften wir dann endlich rein, als die ohrenbetäubende Musik, die man draußen schon hörte, uns empfing, und ich mein Gesicht verzog. Menschen, nichts als Menschen dicht an dicht. Aber gut, Lucy zu Liebe lasse ich mich wohl darauf ein. Wir konnten uns zwei Plätze an der Bar ergattern und bekamen ein laminiertes, in die Jahre gekommenes Blatt, die Getränkekarte. "Also meine Liebe, was nimmst du?" ratlos starrte ich auf die Karte und zuckte mit den Schultern. "Weiß nicht" schrie ich gegen die Musik an. "Was empfiehlst du denn?" Lucys Finger glitt über die Karte und stoppte bei etwas, was "Tequila Sunrise" hieß. "Das da, ich geb aus", diese Einladung nahm ich gerne an, und das Mädchen neben mir gab dem Barkeeper die Bestellung durch.

"Sag mal, was macht die Liebe? Hast du auf wen ein Auge geworfen?" ich zuckte zusammen und errötete. "Was? Verliebt? Ich? Nein" ich lachte. "Ich möchte mich auf mein Studium konzentrieren". Dem prüfenden Blick konnte ich mich nicht entziehen, ich glaubte mir ja selbst nicht mal, beziehungsweise wollte es vor mir selbst nicht zu geben. Aber verliebt war ich ja tatsächlich nicht mal, sondern vielleicht... neugierig? Nein, auch das nicht. Das ist nämlich absolut krank. "Wie heißt er? Der vom letzten mal im Club? Als du nen Korb kassiert hast?" hakte Lucy weiter nach. Klar, dass sie wusste dass da was nicht stimmte. "Du Spinnerin, ehrlich jetzt" "Na gut, ich glaube dir" sie erhob spielerisch mahnend den Zeigefinger und wollte mich gerade verschimpfen als wir unsere Getränke bekamen. Gott sei Dank war sie jetzt abgelenkt. "Also, stoßen wir an!" forderte sie mich auf und erhob das Glas, ich tat es ihr gleich un wir ließen unsere Gläser klirren. Vorsichtig zog ich am Strohhalm und ließ die kalte Flüssigkeit durch meinen Mund meinen Hals hinunter fließen. Etwas bitter, aber gar nicht mal schlecht. "Ist gut" bestätigte ich Lucy die mich voller Erwartung ansah, woraufhin sie, stolz auf sich selbst, grinste.

Wie viel ich getrunken hatte weiß ich nicht mehr.

Wie spät es war? Keine Ahnung

Aber was ich weiß, dass es mir verdammt guuuut geht. Alles drehte sich zwar, aber hey, es machte Spaß. Leider wollte Lucy unbedingt schon gehen, nachdem sie sich übergeben hatte. Sie musste es auch übertreiben, aber immerhin hatte sie das mit dem nicht rauchen durchgezogen. Gab es vielleicht Hoffnung für sie? Da saß ich wieder im Taxi, auf dem Heimweg. Zuerst hatte der Fahrer Lucy abgesetzt, jetzt war ich dran. Ich hatte die Adresse durchgegeben und beobachtete jetzt die Lichter der Straßenlaternen an uns vorbei rasen, lange gelbe Striche, dann weiß, gelb, weiß, gelb, weiß...

Die Striche wurden wieder Punkte, wir wurden langsamer, bis ich nur noch einen Punkt sah, das Taxi hatte gehalten. Ich gab mein Bestes was mein vernebelter Verstand zuließ um mich zu bedanken und drückte ihm das Geld in die Hand. Nachdem ich ausgestiegen war, rauschte das Taxi wieder ab. War wohl viel zu tun.

Aber, Moment. Wo war ich? Etwas verwirrt drehte ich mich um um die Gegend zu mustern, definitv ist keines der Häuser meines. Keine gute Idee, sofort wurde mir wieder schwindelig. Welche Adresse hatte ich bitte genannt? Und da fiel es mir vor Schuppen vor den Augen. Die frische Luft tat gut und ich kam wieder zu klarem Verstand was passiert war und ließ die Fahrt Revue passieren. Die Adresse, die ich genannt hatte, war offenbar nicht meine eigene, aber jetzt wurde mir wieder kalr, wessen Adresse das eigentlich war. Verdammt. 

"Sieh an..."

Ich erstarrte und wagte einen Blick auf den Schatten der neben meinem auf den Boden geworfen wurde, von dem, der hinter mir stand.

Natürlich wusste ich wer das war.

Verdammte Scheiße.

Ich wagte es nicht zu atmen, als ich mich herumdrehte und mein Blick auf den Mann komplett in schwarz vor mir fiel.

Das erste Mal nahm ich sein Gesicht wirklich war. Er war gar kein alter Sack, vielleicht grade mal 3-4 Jahre älter als ich. Ich musste schlucken, mein Blick glitt von den schwarzen Lederstiefeln nach oben zum schwarzen Mantel der locker über seine nebenbei erwähnt gar nicht schlecht trainierten Schultern fiel, dann weiter hoch, zum Gesicht, in das seine schwarzen Locken hingen, die Kette um den Hals, an dem golden diese eine Uhr hing.

Die Uhr... und dann die Augen, diese... grünen Augen...

Hypno SlaveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt