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[Yoongi]
› Hast du nen Führerschein? ‹

[Jimin]
› Hast du getrunken? ‹

[Yoongi]
› Hab zuerst gefragt! Außerdem geht dich dass nen Scheiß an! ‹

[Jimin]
› Nein, ich habe keinen Führerschein. Ich bin erst vor kurzem 19 geworden. ‹
› Wieso? ‹

[Yoongi]
› Scheiße! Kann ich zu dir kommen? Joon ist´n Wichser!!! ‹

[Jimin]
› Das würden meine Eltern nie erlauben! Wer ist Joon? Geht’s dir gut? ‹

Verärgert fluchte Yoongi vor sich hin, als er deutliche Schwierigkeiten hatte, die Nachrichten zu lesen. Das Licht des Handydisplay, brannte viel zu hell in seinen Augen und die Illusion, einiger doppelter Buchstaben, verfälschte den Sinn Jimin´s Sätze.
Immer wieder stieß er mit Feiernden zusammen, die sich auf dem Weg in oder aus dem Club befanden und alles in seinem Kopf begann sich zu drehen.
Es war zu laut, zu bunt und zu voll. Eine Situation, die Yoongi schnell über den Kopf wuchs und ihn schwindelnd hinter das Clubgebäude flüchten ließ.
Er kannte die Feuertreppe neben dem Hintereingang des „Arenas“ nur zu gut. Immer mal wieder hatte es nach kleineren Gigs, auf dem Club, eine Privatparty gegeben. Die Künstler hatten es sich mit Bier und Klappstühlen auf dem bekiesten Flachdach bequem gemacht, während das Nachtleben unter ihnen, weiter ging.
Doch an diesem Abend war niemand da, der Yoongi auf das Dach folgte oder darauf achtete, dass er in seinem Zustand nicht von einer der Sprossen abrutschte, die ihn in derart schwindelerregende Höhen führen sollten.
So richtig konnte er es selbst nicht glauben, als er sich rücklings in den Kies fallen ließ und keuchend in die Nacht lachte.
Nervenkitzel war immer ein Gefühl gewesen, auf welches er beinahe Jagt machte und somit kaum eine Gelegenheit ausließ, um sich an die eigenen Grenzen zu bringen.
Den Sternen ein bisschen näher zu sein, klang mehr als verlockend für ihn. Nach Freiheit und stiller Dunkelheit. Doch zu seiner Enttäuschung, leuchtete der Nachthimmel über Seoul nicht aufgrund der Sterne, sondern wegen der Luftverschmutzung, die den Himmel in dystopisches Grün und Orange färbte.
Auch still war es nicht. Das dumpfe Wummern der Bässe, erschütterte den kühlen Boden in seinem Rücken und neben einigen Streitigkeiten, vermischten sich die Stimmen der Feiernden vor dem Club zu einem monotonen Rauschen.
Unzufrieden rollte Yoongi sich über den scharfkantigen Kies, bis an den Rand des Daches und spähte darüber.
Ob es wohl still wäre, wenn er sich ein Stückchen weiter nach vorne lehnen würd?
Ob er den Sternen so näher kommen würde?
Innerlich verfluchte er die Übelkeit, welche ihn letztendlich zurück auf den sicheren Kies zwang. Höhe löste seit je her ein unangenehmes Gefühl in seiner Magengegend aus, doch auch diese Grenzerfahrung machte ihn beinahe süchtig.
Mit halb geschlossenen Augen beobachtete er, wie unzählige Nachtfalter vom blauen Licht der Leuchtreklame angezogen wurden, wie er von der Gefahr.
Der Schriftzug des Clubs, aus blauen Leuchtstoffröhren, welcher sich ebenfalls am Rande des Dachs befand, reizte seine Augen und nachdenklich schloss er sie schließlich ganz.
Auf dem Dach, versteckt von den großen Buchstaben, war man wie unsichtbar für die Welt. Ein kleiner, unbedeutender Organismus, unter unendlich vielen.
Die Einsamkeit, welche erneut so brutal von Yoongi Besitz zu ergreifen versuchte, führte ihn schließlich dazu, sein Handy aus der Hosentasche zu ziehen.
Eilig schaltete er die Helligkeit des Display noch ein Stück dunkler und während sein Finger über dem Anrufsymbol Jimins schwebte, stellte er sich vor, was dieser wohl gerade machte. Es war mitten in der Nacht und vermutlich war er längst ins Bett gegangen. Hatte sich vielleicht noch ein Glas Wasser geholt und sich die Zähne geputzt, ehe er seine Social Media Accounts gecheckt und schließlich eingeschlafen war.
Yoongi stellte sich vor, wie sein Zimmer aussehen mochte, dabei wusste er nicht mal, mit wem er es überhaupt zu tun hatte. Ob Jimin wohl Bandposter an der Wand hängen hatte? Oder gerne Computerspiele spielte, so wie er?

PSYCHOTIC [YoonMin] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt