Kapitel 12

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Die letzten Meter rannte die Gruppe auf das Haus zu. Das Gebrüll im Inneren wurde lauter, je näher sie kamen, doch unerschrocken stieß Mein-Haus die alte, rostige Eisentür mit den aufwendigen Verziehrungen auf.

Sie betrat mit der Heilerin, die Wächterin der Heilerin und Petrus den Raum. Durch große Fenster an der hinteren Wand durchflutete Licht das einzige Zimmer des Hauses. In einer Ecke lagen drei Matratzen, Decken und ein Brennhofen, der Hallenboden war fein gebohnert.

„LOS! Macht schon!" Die Lärmquelle hatte blondes Haar, welches mit einer Haarklammer unordentlich zusammengehalten wurde. Vor ihr saßen zwei Männer, wobei, sie saßen nicht. Sie machten einen Spagat.

Beide trugen blaue Tutus und weiße Kniestrümpfe. Einer hatte braunes Haar und machte ein angestrenges Gesicht, der Andere trug sein blondes Haar kürzer und schien sich, abgesehen von der tobenden Dame vor ihm, ziemlich wohl zu fühlen.

„Bitte Annie, ich kann nicht mehr!" Quälte sich der Braunhaarige eine Erklärung ab. „DAS SAGST DU SCHON SEIT WOCHEN! Wie soll die Aufführung funktionieren, wenn DU immer VERSA..." Als sie sich wütend im Kreis drehte, bemerkte sie diese Besucher, die einfach nur starr in der Tür standen.

„PUBLIKUM!" Schrie sie begeistert auf. „Los, LOS, zieht euch um, wir...!"

Mein-Haus räusperte sich. „Wir sind kein Publikum. Wir wollen nur wissen ob ihr Eren gesehen habt."

„Eren?"

„Eren."

„Welcher Eren?"

"..."

"..."

„MEIN EREN!"

„Ach so, nein, tut mir leid!"

"..."

"..."

„Können wir mitkommen?"

Der letzte Satz kam vom Größeren der Balletttänzer. Statt Mein-Haus antworten zu lassen, rief Annie: „Das ist eine großartige Idee. Wohin geht es denn... Ninja-Ding?"

„Zu Eren." „Zum Königspalast."

Mein-Haus und Ymir sahen sich an. Ihre Augen wurden zu schlitzen, dann sagte der Ninja. „In Richtung Königspalast bis wir Eren gefunden haben."

Annie hatte ja gesagt. Natürlich. Sie wollte sich die Chance aus dem kleinen Schuppen auszubrechen nicht nehmen lassen und ihre Opfer... äh... Lehrlinge, mussten auch mit. Die beiden liefen ganz hinten und unterhielten sich.

„Hälst du das für eine gute Idee, Reiner?"

„Warum nicht, Bertl?"

„Na, ich kann das nicht!"

„Aber das ist unsere Gelegenheit! Stell dir nur mal vor, alle werden uns bewundern! Wir werden Stars!" Der Blonde starrte gedankenversunken in den Himmel, während sein Tanzpartner sich die Handgelenke rieb.

„Ich weiß nicht. Ich fühle mich so unwohl im Tutu."
„Ach was! Das steht dir hervorragend. Außerdem vertrau Annie."
„Sie ist doch an allem Schuld!"
„Mach dir keine Sorgen Bertl. Alles wird gut."

Mit diesem Beschwichtigungsversuch gab sich Berthold zufrieden, aber innerlich machte er sich sorgen. Ja, in einem Tutu hatte man viele Freiheiten, aber irgendwie war es ihm doch unangenehm und er konnte sich nicht so gehen lassen wie Reiner.

An der Spitze diskutierte die noch immer genervte Annie mit Ymir, mit der sie sich schnell anfreundete, bis b.l.e.w.h.a.w. Christa der Gedultsfaden riss und sie ihrer Wächterin das Reden verbot.

Prinz Erwin und seine ungeliebten AugenbrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt