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20.01.1991 ~21:50 Uhr

Ich bin pünktlich am Treffpunkt und stehe wie immer einen Baum weiter unter den tiefen Ästen und schaue hinüber zum eigentlichen Treffpunkt. Alles ist ruhig und der leichte Schneefall verleiht dem ganzen eine fast schon harmlose Stimmung. Doch ich weiß, was gleich passieren wird. Ein verzweifelter Mann wir kommen, mir Geld in die and drücken und sein Stoff bekommen. Nicht selten machen sich meine Kunden vor Ort darüber her um einfach dem Drang nachzukommen... 

Die Menschen sind Arm. Und ich bin der Grund, dass sie noch ärmer werden. Aber ich kann nichts daran ändern. Selbst wenn mir der Ausstieg gelingen würde... Was soll ich denn dann machen? Ich habe niemanden mehr...

Ich schüttle meinen Kopf, als ich sehe, dass ein Mann auf den Baum zukommt. Er schaut sich um und ich bin mir sicher, ich kenne ihn schon von einem früheren Deal. Also stoße ich mich vom Baumstamm ab und gehe auf leisen Sohlen zu ihm. Kaum bin ich bei ihm, da dreht er sich zu mir und ich bleibe etwas überrascht stehen. Er ist... anders. Etwas in seinen Augen, an seinem Verhalten... Ich kann es nicht genau beschreiben.

Dennoch halte ich mich an das Protokoll und zeige ihm, das ich besitze, was er will. Doch zu meiner Überraschung befinde ich mich nur eine Sekunde später mit dem Rücken an dem dicken alten Baum. Sein linker Arm presst meinen Hals an den Baum und mit der rechten Hand drückt er ein Messer an meine Seite. "Gib mir das Zeug~!", haucht er an mein Ohr und ich kann seinen kalten Atem ganz nahe spüren. Mir wird ein wenig mulmig zu mute und ich schaue ihn unsicher an.

Auch er schaut mir tief in die Augen und ich kann ein leichtes Funkeln in ihnen erkennen. Ganz klar - verrückt. Er beginnt auf einmal zu lachen und drückt den Arm an meinem Hals ein wenig fester zu. "Du hast Angst. Ich sehe es in deinen Augen~", gibt er von sich und ich ziehe etwas überfordert meine Augenbrauen zusammen.

Dann schließe ich meine Augen und konzentriere mich. In nur einer Sekunde analysiere ich die Situation. Ich bin mit ihm alleine. Körperlich bin ich ihm unterlegen, er ist größer und vermutlich stärker. Es ist schon spät, und wir sind in einer unbelebten Ecke des Parks. Also werde ich wohl keine Hilfe von Außen bekommen. Dennoch... Er presst mir ein Messer in die Seite obwohl er mir das Päckchen einfach geben kann und die Art und weiße, wie er mich am Baum fixiert zeigt mir, das er eigentlich keine Ahnung hat.

Aber ich schon. ich habe mit Tamara oft genug geübt. Also öffne ich meine Augen wieder und schmunzle minimal. Der Ausdruck in seinen Augen verändert sich und er lässt einen Augenblick minimal locker. Meine Chance. Ich ziehe mein Knie auf, krümme mich, als er zusammenzuckt zusammen und tauche unter seinem Arm durch. In der nächsten Bewegung habe ich ihn im Polizeigriff und drücke ihn an den Baum. 






Shadow - Wie alles begannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt