Merry Christmas

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"Und wie geht es jetzt weiter?" frage ich Alec etwas später und er zieht die warme Wolldecke fester um mich. "Wir reisen weiter aber erst morgen. Und dann musst du dich entscheiden, was du willst." murmelt er und ich nicke. "Ich hab versprochen, mich darauf einzulassen und das mache ich auch." Er gibt mir einen Kuss auf die Nasenspitze. "Danke, dass du mir vertraust." antwortet er. "Naja, was bleibt mir schon anderes übrig? Du bist mein Freund und dem sollte ich wohl vertrauen." lächel ich und er grinst breit.

"Ich bin dein Freund?" fragt er und ich ziehe die Augenbrauen hoch. "Was für eine Frage. Teilen will ich dich jedenfalls nicht oder muss ich das?" Plötzlich wird mir bewusst, wie wenig ich über ihn weiß. "Das musst du auch nicht. Niemand in Sicht, der dir gefährlich werden könnte." verkündet er. "Warum bist du singel oder warst es bis gestern?" frage ich neugierig und er zuckt mit den Schultern. "Ich hatte mal hier, mal da etwas Lockeres aber nichts Ernstes. Irgendwie hat niemand dem Idealbild entsprochen, das ich im Kopf hatte." erwidert er. "Idealbild? Wie sollte er denn sein?" frage ich nach und er lächelt. "Er sollte witzig und klug sein, mit beiden Beinen im Leben stehen und wissen, was er will. Er sollte interessant sein und ein großes Herz haben. Außerdem sollte er schwarze Haare und nussbraune Augen mit goldenen Flecken darin haben. So ca. einen Meter achtzig sein, sportlich und wunderschön." schwärmt er und erstaunt sehe ich ihn an.

"Die optische Beschreibung klingt irgendwie nach mir. Siehst du mich so?" frage ich rau und er nickt. "Das habe ich immer. An dieses Bild ist nie jemand herangekommen. Für mich bist du all das, Magnus." antwortet er und ich schlucke. "So hat noch nie jemand über mich geredet." flüster ich. "Ich hoffe, das bleibt auch alleine mir vorbehalten." erwidert er heiser und im nächsten Moment liegen schon unserer Lippen aufeinander.

"Okay. Was genau ist der Plan?" frage ich am nächsten Abend, als Alec mich wieder hinter sich herzieht. "Abwarten. Ich sage dir ehrlich, es wird vielleicht nicht ganz einfach aber bitte lass dich darauf ein, ja?" Ernst sieht er mich an und ich nicke. "Ich verspreche es." Entschlossen zieht er mich weiter durch den Schnee und ich bin neugierig, was er geplant hat.

Vor dem kleinen Café von Clary bleiben wir stehen und wieder sieht er mich ernst an. "Wir gehen da jetzt rein und keiner von uns beiden, darf ein Wort sagen. Hör einfach zu, ja? Da drinnen warten die Geister der Gegenwart und der Zukunft auf dich." Ein ungutes Gefühl überkommt mich aber ich habe es ihm versprochen, also nicke ich und signalisiere ihm, dass ich kein Wort sagen werde.

Drinnen ist es dunkel und nur an einem Tisch, brennt eine Kerze. Ein junger Mann sitzt da und ich runzel die Stirn. Er kommt mir bekannt vor und bei näherem Hinsehen, erkenne ich Victor Aldertree. Ich kenne ihn von früher und habe ihn immer gemocht, allerdings habe ich ihn noch nie im Anzug gesehen. Alec zieht mich zum Nachbartisch und wir setzen uns. Gespannt sehe ich zu Victor hinüber und frage mich, was nun passiert.

Er beachtet uns nicht im Geringsten und greift neben sich und stellt einen Laptop auf den Tisch. Er beginnt wild darauf herum zu tippen und zückt sein Handy. "Geben Sie mir die aktuellen Kurse durch." motzt er ins Telefon. "Ich weiß, dass heute Weihnachten ist aber die Börse kennt keine Feiertage, also los, ich höre." Er klemmt sich das Handy zwischen sein Ohr und seine Schulter und hämmert auf seinem Laptop herum.

"Verkaufen, sofort." schnarrt er und lockert sich nebenbei seine Krawatte. Dann legt er das Handy auf den Tisch und seufzt leise. "Frohe Weihnachten, Magnus." murmelt er und ich bekomme einen Kloß im Hals. Wieder schnappt er sich sein Telefon und starrt darauf. "Ich hab jetzt keine  Zeit, Mum." murmelt er und widmet sich wieder seiner Arbeit. Schmerzlich wird mir bewusst, dass es wirklich eine Szene aus meinem Leben ist und ich schlucke hart.

Plötzlich pustet er die Kerze aus und am Nebentisch wird ein kleines Licht angemacht. Überrascht sehe ich, dass dort Clary und unverkennbar Jace sitzen. "Frohe Weihnachten, mein Schatz." verkündet die kleine Rothaarige und die beiden prosten sich mit zwei Gläsern zu. "Dir auch." erwidert Jace liebevoll und hält einen Kalender hoch. "Sieh mal Clary, es ist der fünfundzwanzigste Dezember 2030. Unsere Tochter ist jetzt schon zehn Jahre alt. Langsam werden wir alt." sinniert er und Clary seufzt. "Ja, du hast Recht. Die Jahre sind so an uns vorbeigegangen. Was wohl Alec heute macht?" fragt sie und Jace sieht traurig aus. "Was er seit zehn Jahren macht. Alleine Weihnachten feiern, ohne ihn."

Snowing InnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt