Training & Strategie

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In den Trainingsräumen führte uns eine Frau in den Ablauf ein. Sie erklärte die Regeln und gab uns ein paar Hinweise, die wir beachten sollten, wie die Überlebensstationen nicht zu vernachlässigen. Zu wissen was man essen kann, wie man Feuer macht oder einen Unterschlupf baut, können letztendlich schließlich auch über Leben und Tod entscheiden. Der Großteil der Tribute hörte ihr, sich ich, aufmerksam zu aber vereinzelt gab es Ausnahmen. Ich weiß nicht ob es Übermut war oder ob sie schon jetzt aufgegeben hatten, schlau fand ich es jedoch nicht.

Es gab insgesamt vier Pflichtstationen, allesamt keine große Sache. Wissend wie die Spiele abliefen, betrachtete ich die anderen Tribute, abwägend wer eine gute Allianz abgeben würde. Es müsste jemand sein der eine Chance hat, nicht sofort stirbt uns aber auch nicht gleich in der Nacht im schlaf tötet. Im besten Fall jemanden den man leicht manipulieren konnte. Es dauerte eine Weile, dann hatte ich mein Ziel gefunden. Der Junge aus 2 schaute immer wieder zu mir rüber. Er war stark, und scheinbar war ich sein Typ, perfekt für meine Zwecke. Ein wenig tat es mir leid das ich ihn ausnutzen würde, aber so funktionierten die Spiele.
Schüchtern ging ich zu ihm rüber. „Hi.", begrüßte er mich lächelnd. „Hi.", lächelte ich zurück. „Ich bin Cirilla und du bist?", fragte ich neugierig. „Tyrell. Tyrell Picoult, Distrikt 2. Ich hab dich bei der Parade gesehen und ich muss zugeben du hast mir die Sprache verschlagen. Du sahst in diesem Kleid atemberaubend aus.", komplimentierte er mich. „Hast du deswegen die ganze Zeit rüber gesehen?", fragte ich mit roten Wangen. „Wieso? Hat es dich nervös gemacht?" Flirtete er gerade mit mir? Es war zwar das Ziel ihn dazu zu bringen aber das ging jetzt doch einfacher als gedacht. „Ein wenig. Nicht oft schauen mir attraktive Männer hinterher.", flirtete ich zurück. „Das kann ich irgendwie nicht glauben. Du hast doch bestimmt schon haufenweise Jungen den Kopf verdreht." Ich musste lachen. Er war ja schon süß. Ich unterhielt mich noch den Rest des Tages mit ihm. Wir trainierten zusammen. Er zeigte mir wie ich ein Schwert zu halten hatte, ich brachte ihm bei wie man ein Feuer machte. Fähigkeitenaustausch und Allianzbildung, das nenne ich einen erfolgreichen Tag.
Ash hingegen hatte sich auf die beiden aus 1 und das Mädchen aus 5 konzentriert. Sie übten heute alle nur mit Waffen, waren aber auch alle dementsprechend talentiert. Das uns die aus 1 gefährlich werden könnten war klar, die aus 5 war aber eine Überraschung. Die kleine 15-jährige hatte es faustig in hinter den Ohren. Wir hatten uns schon jetzt gute Allianzen gesichert, zumindest wenn diese bis zum Beginn der Spiele bestehen blieben.

Es war unglaublich wie lang und kurz einem der Tag zur gleichen Zeit vorkam. Das Training war hart und lang und schien kaum zu enden, dennoch war ich überrascht als es dann wirklich zu Ende war. Ich hatte erstaunlich viel Spaß.
Abends saßen wir dann um den großen Esstisch und erzählten. Es war eine merkwürdig ausgelassene Stimmung und Ash und Cynthia fielen immer wieder neue Themen ein über die wir reden konnten. Selbst Mags brachte sich heute viel in die Gespräche ein. Finnick musste außerdem immer weniger übersetzen, auch wenn nur wenig Zeit seit unserem Kennenlernen vergangen war, die Phrasen die sie am meisten zeigte, sind bereits hängengeblieben. Auch ich entschloss mich heute einmal locker zu lassen und das Essen einfach zu genießen. Ash schien langsam auf mich abzufärben, mit seiner, zumindest äußerlichen, Ruhe.
Als sich jedoch langsam Kopfschmerzen bemerkbar machten, entschloss ich mich mich zurückzuziehen. Ich verabschiedete mich von den anderen und wünschte ihnen eine gute Nacht, bevor ich mich in meinem Zimmer auf's Bett fallen ließ. Wie ich das alles vermissen würde.
Unterbrochen wurden meine Gedanken von einem Türklopfen. „Herein?", fragte ich irritiert. „Ich bin's nur. Ich wollte kurz nach dir sehen, du bist so früh gegangen.", erklärte er sich. „Das ist nett von dir, Finnick. Mir geht's gut, ich habe nur ein wenig Kopfschmerzen. Es ist viel auf einmal." „Das versteh ich. Dann ruh dich gut aus. Wenn etwas sein sollte, weißt du wo du mich findest.", sagte er und wendete sich der Tür zu. „Finnick?", fragte ich. Er blieb stehen. „Ja?" „Dankeschön.", meinte ich. Es war ernst gemeint. Er, Mags und Cynthia gaben sich soviel Mühe für uns, das gerade hatte es nur noch weiter verdeutlicht. „Dafür nicht."
In dieser Nacht schlief ich wieder nicht besonders gut. Ich machte mir Sorgen. Was würde aus Xara und Lupinia werden? Würden Mags, Finnick, Cynthia und Giada um mich trauern wenn ich starb? Konnte ich mir vergeben für das was ich hier tat und was ich noch vorhatte zu tun? Ich trieb ein falsches Spiel, nutzte Menschen aus und würde sie vielleicht auch noch töten. Ich war kein guter Mensch, das wusste ich aber seit ich gezogen wurde, wurden auch die Abgründe in mir tiefer.

Die Hungerspiele - Zwischen Manipulation und WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt