Ankunft & Vorstellung

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Wir kamen tatsächlich recht bald nach dem Frühstück im Kapitol an. Vor dem Zug standen Unmengen an Menschen, in bunten Kostümen, mit bunten Frisuren und gefärbten Hunden, die unsere Ankunft erwarteten. Was ein merkwürdiges Gefühl. Und was für ein merkwürdiger Anblick.
Als wir ausstiegen, lächelte ich nur kurz in die Menge, bevor wir weiter zur Reinigung gebracht wurden. So hieß die Prozedur nicht wirklich, aber ich fand den Namen ganz passend, da wir gewaschen und gekämmt, gewachst und die Augenbrauen gezupft wurden. Eine äußerst unangenehme Prozedur aber eine Wahl blieb uns nicht.

Anschließend brachte man uns zu den Stylisten. Mir wurde eine zierliche Frau mit beinahe goldenen Haaren und braunen Augen vorgestellt. Ihr Name war Giada und im Gegensatz zu meinen Erwartungen war sie unglaublich freundlich. Gemeinsam mit mir besprach sie mein Outfit für die Eröffnungsshow und versuchte das ganze Erlebnis so angenehm wie möglich für mich zu entscheiden.
Als ich am Ende das Ergebnis im Spiegel betrachtete war ich hin und weg. Es war einfach unglaublich und ungleich allem, was ich bisher gesehen hatte. Ein breites Türkis-Blaues Band lag über meiner Oberweite, ein Rock im gleichen Farbton und ein beinahe durchsichtiger hellblauer zum Ende hin grün werdender Stoff, welcher über dem Outfit lag, vervollständigten den Look. Durch die verschiedenen Blautöne sah es aus als würde es aus Wasser bestehen. Eine Kette aus Muscheln wurde mir als Akzent um den Hals gelegt und meine Haare kunstvoll, mit einem Muschel besetzten Kamm, hochgesteckt. „Wow.", war alles was ich rausbrachte und Giada lachte erfreut auf. „Freut mich, dass es dir so gut gefällt."

Gemeinsam mit Giada gesellte ich mich zum Restder Gruppe. Ash stand mit seinem Stylisten etwas am Rand, noch einmal Ash's Haare richtete, die schon wieder durcheinander geraten waren. Er hatte die Angewohnheit sich mit den Händen durch die Haare zu fahren, wenn er nervös war. Das hatte er schon bei der Zugfahrt und vor der Ziehung getan. Ihm hatte man eine lockere Hose im gleichen Blau und ebenfalls eine Muschelkette angezogen. Das fehlende Oberteil zog einige Blicke auf sich, was vermutlich der gewünschte Zweck war.
Mags und Finnick gesellten sich schließlich zu uns. Mags lächelte und gestikulierte etwas mit ihren Händen. Fragend sah ich Finnick an: „Was sagt sie?" „Sie meint ihr seht toll aus und da kann ich ihr nur recht geben." „Danke, Mags.", lächelte ich sie an und umarmte sie. Ash bedankte sich ebenfalls bei ihr und fragte: „Noch irgendwelche letzten Tipps?". „Wenn ihr da gleich rausgeht vergesst auf gar keinen Fall zu Lächeln. Wenn ihr den Sponsoren sympathisch seid, steigen eure Chancen. Wirkt stolz euren Distrikt vertreten zu dürfen."

Die Arena war voller Menschen als wir langsam hereinfuhren. Alles applaudierte lautstark, während wir lächelnd den Menschen zuwinkten. Es wurde erst leise als wir vorne ankamen und Präsident Snow seine Rede begann. Sie war lang aber das Publikum liebte sie und feierte ihn.

Nach seiner Rede fuhren die Wagen wieder zurück zum Start wo die anderen bereits auf uns warteten und uns mit Lob überschütteten sobald wir vor ihnen standen. Ich hätte dies auf den Fakt geschoben das sie einfach unglaublich freundlich sind und an uns glaubten aber sie sahen ihre Tribute jedes Jahr auf's neue sterben. Ich glaube sie wollten uns unsere verbleibende Zeit nur so angenehm wie möglich gestalten. Ash schien das gar nicht zu überdenken. Er strahlte übers ganze Gesicht. Ich denke er versuchte den Gedanken zu verdrängen, das wir nicht mehr lange sein würden und genoss dementsprechend einfach die verbleibende Zeit so gut es ging. Aber so war ich nunmal nicht, so sehr ich mir das in manchen Momenten auch wünschte. Ich konnte nicht locker lassen, ich konnte nicht begreifen das es bald vorbei sein sollte.
Ruhig lauschte ich den Gesprächen, die nun entfachten, während wir uns auf den Weg in unsere Etage machten. Es war anstrengend so zu tun als wäre alles in Ordnung, als wäre es eine Ehre hier zu sein. Ich war bereits jetzt müde von diesem Schauspiel und es hatte gerade erst angefangen. Das Abendessen war köstlich aber ich hatte nicht wirklich Hunger. Ich wollte wirklich einfach nur einen Moment für mich alleine haben. Morgen wäre unser erstes Training und alles worüber ich nachdenken konnte, war das jeder meiner Schritte, nun da ich im Kapitol war, verfolgt werden würde.

Meine Gedanken überschlugen sich noch, als ich bereits seit Stunden im Bett lag. Selbst das beruhigende Rauschen des Meeres, welches ich mittels der Technik in dem mir zugewiesenen Raum angeschaltet hatte, brachte nicht wirklich etwas. Als ich eine Weile später noch immer kein Auge zubekam, gab ich auf und machte mich auf den Weg in die Küche. Vielleicht würd mich ein Glas Wasser etwas runterbringen. Ich war jedoch offensichtlich nicht die einzige die auf diese Idee gekommen war, traf ich dort auf Ash.
„Kannst du auch nicht schlafen?", fragte ich sobald ich neben ihm stand. Erschrocken sah er auf. „Ich hab dich nicht gehört, Verzeihung.", entschuldigte er sich. „Was geht dir durch den Kopf?", harkte ich nach. „Nichts Wichtiges.", wank er ab. „Dafür das es nicht wichtig zu sein scheint, beschäftigt es dich aber ziemlich. Na los, erzähl's mir. Vielleicht kann ich dir deine Sorgen ja nehmen?", schlug ich vor. „Es ist nur... Ich habe jemanden zuhause zu dem ich zurück muss. Ich kann sie nicht im Stich lassen, verstehst du?", begann er zögernd. „Ja, das verstehe ich und weißt du was, du wirst zurück kommen, dafür werden wir sorgen. Hast du das verstanden?" „Aber was ist mit dir? Wir können nich beide gewinnen?", fragte er irritiert nach. „Es gibt nicht viel was mich dort hält. Ich habe einer Freundin ein Versprechen gegeben aber ich denke sie wird verstehen, warum ich es brechen werde, wenn das bedeutet das du nachhause kannst.", lächelte ich sanft. „Warum würdest du das für mich tun? Du kennst mich doch kaum?" „Ich weiß wie es ist alles zu verlieren. Lieber sterbe ich als zu sehen wie eine andere Person das gleiche erleiden muss.", erklärte ich, bevor ich mich entschuldige und zurück ins Bett huschte. Seinen leisen Dank vernahm ich nicht mehr.

Die Nacht verlief ruhig, schlafen konnte ich trotzdem nicht gut. Nach Ewigkeiten fand ich Schlaf, aber erst nachdem mir das Gespräch mit Ash noch ewig durch den Kopf ging. Ich war optimistisch gewesen, dass er es schaffen wird, gerade wenn wir zusammenhalten aber die Realität sah anders aus. Vor morgen ließ sich noch nicht im Ansatz erahnen wie gut unsere Chancen waren aber eins wusste ich schon jetzt, leicht würde es alle mal nicht werden.

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Die Hungerspiele - Zwischen Manipulation und WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt