Harrys P.O.V
Kaum war die Kamera aus verschwand mein strahlendes Lächeln. Josh ließ Niall kaum aus den Augen. Er rückte immer näher zu ihm. Drückte sich schon quasi an ihn. Mit Wut im Bauch stand ich auf und stürmte in die Garderobe. Schnell zog ich mich um. Schmiss die Klamotten nur so in die Ecke. Als ich nach draußen kam liefen mir Liam, Zayn und Louis entgegen. Sie sahen meinen verärgerten Gesichtsausdruck, sprachen mich aber zum Glück nicht drauf an. Ich wollte zurück zum Ausgang und mich einfach in den Wagen setzen. Doch ich blieb schlagartig stehen als ich Niall und Josh zusammen sah. Die beiden standen Abseits. Ziemlich versteckt, aber ich sah sie trotzdem sofort. Josh grinste Niall an und hielt einen kleinen Zettel in den Händen. Ich verstand die beiden nicht, weil die Hintergrundgeräusche zu laut waren. Niall lächelte verlegen. Seine Hände vergrub er in seinen Hosentaschen. Erst als Josh ihm den Zettel hin hob nahm er sie raus. Verwirrt guckte er diesen an. Ich wusste nicht wie ich seinen Blick deuten sollte. Er guckte irgendwie geschmeichelt, aber trotzdem schien ihm die Situation unangenehm zu sein. Josh allerdings merkte es nicht, sondern zog ihn noch in eine Umarmung. Er presste ihn an sich und erst dann sah er mich. Mit einem dreckigen Grinsen provozierte er mich. Er mochte mich genauso wenig wie ich ihn. Was aber daran lag das Niall und ich uns immer super verstanden. Seine Hände glitten langsam Nialls Rücken herunter. Innerlich musste ich beherrschen nicht sofort auf ihn loszugehen. Mein Körper spannte sich krampfhaft an. Die beiden standen seitlich von mir, weswegen ich auch Nialls Gesichtsausdruck sehen konnte. Seine Augen weiteten sich als er spürte wohin Josh Hände wanderten. Ich konnte förmlich spüren wie Niall wegwollte, doch Josh ließ ihn nicht gehen sondern drückte ihn noch mehr zu sich. Ohne nachzudenken stürmte ich auf die beiden zu und stoß Josh zu Boden. Niall blieb glücklicherweise stehen und sah mich nur geschockt an. Mit voller Kraft holte ich aus und schlug Josh mit der Faust ins Gesicht. Seine Nase fing sofort an zu bluten. Gerade als ich nochmal ansetzte zogen mich vier starke Arme von ihm weg. Louis und Zayn. Liam ging Niall hinterher, der gerade fluchtartig den Raum verließ. "Spinnst du?", fragte Zayn und starrte mir in die Augen. Auch Louis sah mich geschockt an. Erst jetzt begriff ich was ich eigentlich getan hatte. Mein Körper entspannte sich und wand sich aus Zayns festem Griff. Ich rannte aus dem Gebäude, wartete nicht auf die Jungs sondern lief alleine nach Hause. Es fing an zu regnen, doch es war mir egal. Ich hatte keine Ahnung wie lang unsere Wohnung von hier weg war, sondern stapfte einfach weiter durch den Regen.
Nialls P.O.V
Ohne ein Wort zu sagen rannte ich aus dem Raum. Weg von Harry. Weg von Josh und weg von den geschockten Blicken der anderen. Ich spürte wie mir jemand panisch hinterher lief. Liam. Ruckartig öffnete ich die Tür zur Garderobe und schloss mich ein. Sie fiel noch vor ihm ins Schloss. Er klopfte noch wie wild, doch ich ignorierte ihn. Ließ mich erschöpft auf eines der Sofas fallen. In einer Ecke sah ich Harrys Shirt. Meiner Finger griffen verträumt nach ihm und sahen es einfach nur an. Fragen schwirrten in meinem Kopf. Fragen nach dem Warum. Ich verstand einfach nicht wieso Harry ihn geschlagen hatte. Mir war die Umarmung unangenehm und ich war auch froh das Harry kam, doch Josh gleich zu verprügeln. Das passte einfach nicht zu ihm. Er war kein Typ der andere grundlos schlug. Hoffnungen machten sich in mir breit. Mein Herz raste wieder bei dem Gedanken das Harry meine Gefühle erwidern könnte. Es war sinnlos, doch nicht abstellbar. Immer wieder dieses Fragezeichen in meinem Kopf das sich einfach nicht unterdrücken ließ. Tränen hielt ich mir krampfhaft zurück, indem ich meine Zähne in die Unterlippe rammte. Ein weiteres Klopfen riss mich aus den Gedanken. Schnell zog ich mich um und öffnete. Louis sah mich fragend an. Ohne was zu sagen drückte ich mich an ihm vorbei und rannte nach draußen. Es regnete in Strömen. Harry war nirgends zu sehen. Wahrscheinlich war er noch drinnen. Kurz bevor ich richtig nass wurde schloss Louis das Auto auf und wir fuhren nach Hause. Von Harry keine Spur. Niemand sagte was darüber. Erst am Abend beim Essen fingen wir uns an Sorgen zu machen. "Soll ich ihn mal anrufen?", fragte Louis zögernd. Er kämpfte sichtlich mit der Aussprache. Jeder von uns dachte darüber nach, doch es löste in allen ein besorgtes Gefühl aus als es Louis ansprach. Ich schwieg. Liam nickte leicht, also stand Louis auf und ging mit seinem Handy in sein Zimmer. Man hörte nichts. Ich stocherte einfach weiter auf meinem Teller herum. "Niall?", sprach mich Zayn vorsichtig an. Er guckte besorgt. "Hm?", fragte ich ohne ihn anzusehen. "Alles klar?" Ich nickte zur Bestätigung. Liam und er tauschten besorgte Blicke. Das merkte ich ohne hinzusehen. Meine Augen füllten sich zum gefühlten hundertsten Mal mit Tränen. Bevor sie endgültig herunterflossen, stellte ich meinen noch halbvollen Teller in die Küche und flüchtete in mein Zimmer. Die Tür schloss ich ab. Erschöpft legte ich mich mit Musik auf den Ohren ins Bett. Von den anderen Jungs bekam ich nichts mehr mit. Keine Ahnung ob Harry noch zurückkam oder nicht.
Harrys P.O.V
Völlig durchnässt ließ ich mich gegen einen Baum fallen. Ohne einen Plan wo ich war. Meinen Kopf vergrub ich in den Händen. Meine Beine umschlang ich mit den Armen. Tiefe Schuldgefühle überkamen mich. Nialls Blick brannte sich förmlich in mein Gedächtnis. Er guckte so verletzt und geschockt. Ich hatte ihm wehgetan. Meinem besten Freund der mir alles bedeutete. Ich war immer derjenige der um jeden Preis verhindern wollte das es Niall schlecht ging und jetzt war ich es selbst. Das strahlen in seinen Augen wurde durch Schock ersetzt. Er schien völlig überfordert gewesen zu sein. Ich fühlte mich schlechter denn je. Tränen liefen plötzlich meine Wange entlang. Mein Handy klingelte. Ohne aufs Display zu sehen nahm ich ab. "Harry? Gehts dir gut? Wo bist du?", fragte die Stimme von Louis hysterisch. Kurz mussten sich meine Gedanken ordnen. "Was?", fragte ich verwirrt und verheult. "Harry wo bist du?", schrie Louis schon fast. "In irgendeinem Wald. Beim Studio." Plötzlich wusste ich alles. "Warte da!", befiel er mir und legte auf. Es dauerte keine halbe Stunde bis ich ihn schreien hörte. Ich bewegte mich keinen Millimeter weg. Erst als Louis mich hochzerrte stolperte ich mit ihm zum Wagen. Völlig kaputt lehnte ich meinen Kopf ans Autofenster und schlief ein. Mein Schlaf war unruhig. Ich zuckte immer wieder und schwitzte wie verrückt. Louis half mir irgendwann aus dem Auto. Immer noch im Halbschlaf quälte ich mich die Treppe nach oben und ließ mich dann plump ins Bett fallen. Das zuziehen der Vorhänge war das letzte was ich hörte bevor ich in einen tiefen Schlaf fiel. So unruhig ich auch schlief wachte ich erst am nächsten Morgen auf. Draußen schien schon die Sonne was mich einen Blick auf die Uhr werfen ließ. Voller Schock riss ich die Augen auf und rannte nach draußen. Louis saß als einziger auf dem Sofa. "Müssen wir nicht los?", fragte ich panisch. "Liam hat den Termin abgesagt.", antwortete er knapp. Ohne zu fragen ging ich wieder ins Bett. Die Müdigkeit übermannte mich bis mir die Augen wieder zuklappten.
