(7) a.m.tommischmitt

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Ich habe das kleine Gläschen kaum geleert, da schnappt sich Mabou schon ungeduldig meine Hand und stürzt sich mit mir in das Meer aus Menschen. Sie zieht mich durch das Gedränge, bis wir eine kleine Stelle mit genügend Platz für uns beide finden.

Mabou fängt sofort an, sich im Takt der Musik zu bewegen, und zupft so lange an mir herum, bis ich meine Hemmungen schließlich über Bord werfe und mich ebenfalls zum Affen mache. Immerhin stellt sich auf diese Weise tatsächlich langsam ein Club-Feeling ein, und ich kann beinahe verdrängen, wo wir uns tatsächlich befinden.

Mabou - wie sollte es auch anders sein - gehört zu dieser ersten Gruppe von Menschen, die das Tanzen wirklich draufhaben. Und das leider so sehr, dass ich mich regelrecht albern neben ihr fühle. Ich kann nicht sagen, dass ich steif bin oder kein Rhythmusgefühl besitze, werde den Eindruck aber nicht los, dass ausladende Hüftschwünge bei mir trotzdem nicht besonders gut aussehen.

Als nach einer Weile die ersten Takte von »Low« von Flo Rida erklingen und somit ausnahmsweise mal ein Lied gespielt wird, das mir nicht vollkommen zuwider ist, stellt Mabou ein für alle Mal unter Beweis, wie viel sie tatsächlich getrunken hat: Sie presst ihren Schoß gegen meinen Hintern, drückt mir ihre Knie in die Kehlen und zwingt mich regelrecht dazu, mich mit ihr in kreisenden Hüftbewegungen nach unten zu bewegen.

Für gewöhnlich ist es nicht mein Stil, wie korpulierende Tiere zu tanzen, aber weil es Mabou so viel Spaß zu bereiten scheint, mache ich das Rauf und Runter ein paarmal mit.

Zumindest so lange, bis meine Augen auf eine Person treffen, die ich grade am allerwenigsten sehen will. Umringt von einer Gruppe südländisch anmutender Männer steht Felix lässig an eine Wand gegenüber gelehnt.
Sein belustigtes Grinsen lässt durchblicken, dass er uns die ganze Zeit beobachtet hat.

Mich trifft fast der Schlag, als ein Bild von uns in meinem Kopf Gestalt annimmt:
Mabou, sexy tanzend und wunderschön, und ich, in meinem lächerlichen Hemdchen, das beim Runterbücken wahrscheinlich einen ziemlich tiefen Einblick in mein nicht vorhandenes Dekolltée gewährt.

»Durst?«, rufe ich Mabou entgegen, in einem verzweifelten Versuch, aus Felix' Blickfeld zu entkommen.

Leider hat Besagte viel zu viel Spaß, um die Dringlichkeit in meiner Stimme auch nur zu bemerken. Immerhin befinden wir uns auch erst seit maximal zehn Minuten auf der Tanzfläche. Für meine Verhältnisse mag das rekordverdächtig sein - Mabou hingegen verbringt an guten Abenden gut und gerne mal mehrere Studen dort.

»Nein, aber geh du ruhig. Ich finde schon einen anderen Tanzpartner.«

Ihr Zwinkern lässt keinen Zweifel daran, was für eine Art Tanzpartner sie meint.
Ich nicke. Wenn sie auf Männersuche ist, vermassele ich ihr ohnehin bloß die Tour.

Also überlasse ich sie Felix' Blicken, während ich mir einen Weg zurück zur Bar bahne. Als Milo mich kommen sieht, winkt er mich lächelnd zu sich. Neben ihm sitzt eine schlaksige, männliche Gestalt, die ich im funzeligen Licht des Clubs aber nicht erkennen kann.

Seufzend lasse ich mich auf einen Barhocker neben Milo fallen, greife nach seinem Getränk und genehmige mir einen tiefen Schluck.

Prompt verziehe ich angesichts des bitteren Geschmacks den Mund.
»Seit wann trinkst du denn Gin Tonic?«

Er starrt mich einen Moment lang erschrocken an, dann bricht er in schallendes Gelächter aus.

»Das ist nicht mein Getränk, Maeve.«, bringt er unter einzelnen Lachsalven hervor. Demonstrativ hält er mir einen anderen Becher unter die Nase, den er von etwas weiter hinten auf der Theke hervorzaubert. Darin befindet sich eine orangefarbene Flüssigkeit, die mir verdächtig nach Tequila Sunrise aussieht und damit vielmehr wie die Art Getränk, die Milo normalerweise bestellt.

(zivil-) courage - felix lobrechtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt