Unvorteilhafte Geschehnisse

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Bevor ich mich dazu brachte meine Lider zu öffnen, fühlte ich den harten und kalten Steinboden unter mir. Meine Hände fühlten die kleinen Kiesel die sich in meine Handfläche drückten während ich mich abstützte um mich aufzusetzen. Meine Glieder waren kaum zu spüren, es kribbelte ein wenig, sonst waren sie taub. Verschwommen fing ich an meine Umgebung wahr zu nehmen, nach einigem Male blinzeln schärften sich die Konturen. Vor mir waren Gitterstäbe zu sehen, ich war also in einer Zelle. Dahinter sah es so aus als wäre dies ein runder Raum, eine Holztür hinter der wahrscheinlich der Ausgang war, sonst verlief eine Zelle nach der anderen. Hier waren gut zehn Zellen in diesen Raum. In der Mitte stand ein Tisch mit einigen Stühlen drum herum, ein Mann mit komischer Maske saß dort und schnitze etwas in den bereits angeschlagenen Holztisch. Hier war es nur leicht beleuchtet da die einzige Lampe von der Mitte des Raumes aus leuchtete. Der Mann sah zu mir hinüber, ich saß steif da.

'Ich hatte doch kein Geräusch von mir gegeben.' schossen mir meine Gedanken durch den Kopf. Als würde es helfen, hielt ich unbewusst die Luft an.

Ohne einen Mucks oder einer Tat stand dieser Mann auf und ging zur einzig normalen Tür hinaus. Ich erblickte noch Treppen die nach oben gingen bevor er verschwunden war. Nun packte mich die neugierde, sorgfältig stand ich auf und schleifte meinen entkräfteten Körper zu den metallenen Stäben an denen ich halt suchte. Meine Iris wanderte von links nach rechts, sie sahen in jede Zelle die nicht in meinem Toten Winkel lag. Jede war besetzt. Viele sahen schlimm zugerichtet aus, hatten einige Verletzungen. Aus dem Raum neben mir, erreichte mich eine Blutlache. Keiner machte auch nur die geringste Bewegung, doch alle zuckten zusammen als der Mann die Tür erneut öffnete und den Raum betrat. Er lief direkt auf mich zu, zückte den Schlüssel und schob schwere Stäbe beiseite. Kurz musterte er mich mit den Handschellen in der Hand, packte sie aber wieder weg. Anscheinend beschloß er, dass ich mich in meinem Zustand nicht großartig wehren könnte, dadurch würde er mich nicht fesseln zu brauchen. Mit einer Handbewegung deutete er mir trotzdem das ich ihm den Rücken kehren muss. Seine Händen drückten meine auf den Rücken, dieser Mann hatte einen eisernen Griff, ich möchte nicht erfahren wie es sich anfühlt wenn er fest zudrückte. Mit Druck schob er mich voran zu den Treppen die wir mühsam hochstiegen, oder zumindest ich. Von ihm war noch nicht einmal der kleinste Atemzug zu hören während ich kaum noch Luft bekam und hächelte als hätte ich drei Tage nichts zu trinken bekommen.

Oben angekommen blendete mich das Licht, mir schlugen Hitzewellen entgegen von den herumstehenden Lagerfeuern, oder auch Dinge die sie einfach angezündet hatten. Wir marschierten durch das heruntergekommene Lager bis wir an einem freien Platz waren, vorne stand so etwas wie ein... Thron?
Auf diesem saß kein anderer als Scarecrow. Lange Lederkuten mit verschiedenen zusammengezogenen Nähten bedeckten seinen Körper. Er hatte eine Kapuze und statt seinem Gesicht sah man einer Maske entgegen. In der einen Hand hielt er eine verdammt lange Sense. Was war denn auch anderes zu erwarten?

Gelassen sah er mir entgegen, zu konzentriert auf das was sich vor mir abspielte, überraschte mich der Schubser von hinten. Ich fiel zu Boden und konnte mich gerade noch rechtzeitig mit meinen Händen abfangen.

"Steh auf." ermahnte die tiefe Stimme des verkleideten Mannes.

Auf wackeligen Beinen, mit hängenden Schultern stand ich nun endlich dem Mann gegenüber der meine Gegend seit langer Zeit terrorisierte.

"Ist das deine Waffe?" fragte er mich und holte den blutigen Schläger hervor.

Ich nickte.

"Du hast einen meiner Männer also so zugerichtet das man ihn nicht einmal mehr erkennen konnte? Damit gestehst du deine Schandtat."

"Meine Schandtat? Weißt du eigentlich was deine widerlichen Typen jedes Mal mit mir anstellen wollen wenn sie mich sehen?!" platzte es aus mir heraus. Überrascht von meinem Mut stand er auf und schlenderte zu mir, die Sense schleift er auf dem erdigen Boden hinter sich her.

"Klär mich doch bitte auf. Was sollte deinen Mord gerechtfertigen."

Warum musste es mir gerade in diesem Moment die Sprache verschlagen. Mein Mund öffnete sich, jedoch kam nichts heraus, perplex stand ich vor einem der gefährlichsten Männer Gothams. Und als er mich bat, mich zu erklären, war ich still. Seine Ungeduld war ihm klar anzuerkennen. Mit meinem neu gefundenen Mut von vorhin erklärte ich ihm meine Situation und hoffte das er Mitgefühl hatte.

"Jedes Mal geben sie mir ekelhafte Spitznamen und wollen mich benutzen bevor sie mich ausliefern wollen. Sie jagen mich und mit jedem Mal kommen sie immer näher. Ich habe Angst das sie mich erwischen und mir die Kleider vom Leib reißen, mich benutzen und mir weh tun. Oder schlimmer, das sie mich traumatisiert an irgendeiner Ecke halbtot liegen lassen. Ich versuche doch nur zu überleben."

Scarecrow war still und sah mich an. Seine Augen durchbohrten mich, vor Scham sah ich zu Boden und hielt mir heiße Tränen zurück. Der mit einem ledrigen Handschuh geschützte Arm, bewegte sich in meine Richtung. Seine Finger stüzten sanft mein Gesicht und richteten meinen Blick wieder nach oben. Diesmal wich ich Scarecrows Blick nicht aus. Mit nassen Augen hielt ich stand. Ich biss mir innen auf meine Lippe und spannte mich an. Sein Arm streifte von meinem Gesicht über mein Schlüsselbein und stoppte an meiner Schulter. Er klopfte sanft dagegen und fragte: "Willst du wirklich in dieser schändlichen Welt überleben?"

"Ja." kam es so selbstsicher wie möglich über meine Lippen.

"Dann arbeite für mich. Oder stirb. Die Entscheidung liegt ganz bei dir."

Jeremiah Valeska	|| [The villain in me]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt