Ein Plausch am Feuer

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Es war ganz schön schwer diesen Kerl die Treppe hoch zu schleifen. Bei mir angekommen legte ich ihn sachte auf die Couch und zog seine Jacke zur Seite. Er hatte eine stark blutende Schusswunde, ohne mehr Zeit zu vergeuden ging ich zu meinem erste Hilfekasten der im Badezimmer hing. Ich wusste doch das der irgendwann mal nützlich sein würde. Mit einer Schere, einigen Wundsalben, einem Verband und einer längeren Pinzette ging ich zurück zu dem geheimnissvollem Mann und kniete mich daneben hin. Mit der Schere schnitt ich erstmal sein Hemd auf und legte die blutigen Fetzen zur Seite. Es war verdammt widerlich das mit an zusehen und es war das erste Mal das ich so eine Wunde pflegte. Öfter kamen meine Nachbarn mit minimalen Verletzungen zu mir doch das hier konnte man damit nicht vergleichen. Mit einigen nassen Tüchern säuberte ich die Wunde so gut es ging und entfernte das Blut. Bevor ich weiter machen konnte musste ich mit der Pinzette in dieses Loch fahren und die Kugel herausholen, es war so ekelhaft das mir übel wurde und ich dachte das ich mich jeden Moment übergab. Zum Glück passierte das nicht. Als die Kugel draußen war, säuberte ich die Stelle nochmal, schmierte eine dicke Schicht von der Wundsalbe drum rum und legte einen Verband darüber. Es war schwer die Rolle unter seinem Rücken mehrmals durchzuquetschen, aber ich schaffte es. Mit einer winzigen Klammer steckte ich das Ende des Verbandes dran. Vorsichtig zog ich ihm seine Jacke aus und wusch das Blut raus, zum trocknen hängte ich sie einfach auf einen Kleiderständer. Danach schnitt ich das restliche Hemd auf und zog die Fetzen von ihm weg. Das konnte man sich eindeutig nicht mehr anziehen. Also warf ich es in den Müll. Bei genauerer Betrachtung dieses Mannes fiel mir auf das er sogar einen Recht gut gebauten Körper hatte, seine dunkelgrünen Haare schiemerten in dem Licht, dass das Feuer im Kamin verursachte. Doch als ich versuchte ihm seine Schminken abzuwaschen funktionierte es nicht, als wäre das seine echte Haut. Würde mich nicht mehr wundern denn wir leben hier ja in Gotham. Und in Gotham ist alles möglich. Als ich mich von diesem Mann wieder abwendete versuchte ich so gut wie möglich mein Türschloss zu reparieren.

Es waren mittlerweile schon zwei Stunden vergangen und ich bekam Hunger. Also nahm ich mir zwei Dosen Tomatensuppe und fing an sie über dem Feuer aufzuheizen. Die zweite für den Fall das unser Mr. mit den wunderschönen Augen auch aufwachen sollte. Warum nahm ich diesen Fremden überhaupt mit zu mir? Wahrscheinlich hoffte ich einfach nur das wenn er aufwacht und sieht das ich ihn gerettet hatte, er mir dankbar sein wird und mir hilft zu überleben. Aber für den Fall, dass wenn er aufwacht und es ihm egal ist, würde er mich töten, so wie er es vor hatte. Es war ein gigantisches Risiko das ich hier einging doch, blieb mir eine andere Wahl? Gegen diese Leute von Scarecrow, denn der geheimnissvolle Mann anscheinend kennt, konnte ich nichts ausrichten. Doch er, er tötete direkt vier von ihnen und das obwohl er schwer verletzt war. Die angenehm anzusehenden Flammen des Kamins holten mich zurück aus meinen panischen Gedanken. Aus reiner Vorsichtsmaßnahme, sah ich über meine Schulter nach hinten, doch der Typ hatte sich noch kein Stück bewegt. Da ich jetzt sowieso neues Holz für den Kamin holen wollte, stand ich auf und legte meinen Kopf an seine Brust um seinen Herzschlag zu überprüfen. Boom Boom...Boom Boom. Gut es schlug noch, zwar etwas langsamer aber es schlug, und das war die Hauptsache. Ich nahm meine Schlüssel und schlich aus meiner Wohnung. Vorsichtig ging ich die Treppen hinunter und ging raus aus dem Gebäude. Da dies so eine abgelegene Gegend war, befanden sich hier auch genug Bäume und Büsche zwischen denen ich durch spazierte. Mit einer Handvoll dicken Stöcken ging ich noch einmal in die Gasse in der mich der Unbekannte gerettet hatte. Alle Leichen lagen noch verteilt hier, auch wenn einige bereits von Ratten angeknabbert wurden. Ich spazierte zu dem Toten mit dem Messer im Kopf, dort zog ich es ihm raus. Es war einfach nur zum Kotzen wenn man Dinge aus dem menschlichen Fleisch heraus zog. Angewidert joggte ich zurück zu meinem Apartment und schloss die Tür auf. An dem immernoch bewusstlosen ging ich vorbei, ich legte das Messer neben dem Kamin auf dem Boden und verteilte die Stöcke gleichmäßig im Feuer. Das Dosenfutter sollte in wenigen Minuten fertig zubereitet sein also ging ich schonmal in die Küche und holte zwei Löffel. Auf meinem Weg zurück zum Kamin fiel mir gar nicht auf das ein bestimmter jemand nicht mehr auf meiner Couch lag. Ich kniete auf dem Boden, nahm das Messer und sah es mir an. Es war wunderschön, es hatte eine leicht gebogene Klinge. Ein eiskalter scharfer Gegenstand an meinem Hals, riss mich aus meiner Trance. Scharf zog ich die Luft ein und mir war bewusst wer es war und was er mir an die Kehle hielt. Schwer schluckte ich, hielt das Messer vor mich und sagte mit einem Hauch von Angst: "Ich dachte du willst dein Karambit wieder haben, darum habe ich es geholt." Vorsichtig hielt ich es näher an den Mann heran der hinter mir kniete. Er nahm es und sagte gar nichts. Jedoch fühlte ich wie der Druck an meinem Hals stärker wurde. In der Hoffnung einige Sekunden raus zögern zu könne sprach ich schnell: "Du kennst Scarecrow?" Seine Stimme ertönte nah an meinem Ohr: "Und ich kann ihn nicht Leiden." "Das trifft sich gut, ich auch nicht." antwortete ich mit zittriger Stimme. Der Druck an meiner Kehle wurde leichter und ein minimaler Glücksseufzer überkam meine Lippen. "Wer ist dieser Scarecrow?" fragte ich möglicherweise etwas zu neugierig. Und trotzdem bekam ich eine Antwort: "Er ist ein Mann, gekleidet wie eine Vogelscheuche. Er versprüht Angstgas und treibt Leute damit in den Wahnsinn."

"Er hat ein Gebiet hier in der Nähe übernommen."

"Warum sollte mich das interessieren?" fragte er nun leicht gereizt.

"Bitte töte mich nicht."

"Hätte ich dich töten wollen, hätte ich es bereits getan. Noch bevor du überhaupt dieses Zimmer hättest betreten können."

Erneut entfloh mir ein erleichterter Seufzer. Ich tastete mich nach seinem Handgelenk ab mit dem er die Klinge hielt. Langsam schob ich es weg und fühlte wie das Messer von meiner Kehle ging.  Mit ruhigen Bewegungen drehte ich mich zu dem Mann um, er saß immer noch ohne Oberteil vor mir und musterte meine Gesichtszüge. Er sah mich monoton und doch Aufmerksam an. Seine Stimme erfüllte den Raum: "Warum hast du mich verarztet?" Nun durfte ich keine dämliche Antwort bringen. "Ich weiß es nicht, du hast mich halt gerettet." So viel zu nicht dämlich, dümmer gehts nicht mehr. Er wollte mich umbringen. Sein Blick veränderte sich kein Stück, jedoch gab er mir auch keine Antwort mehr. Genauso langsam wie zuvor drehte ich mich um und nahm das fertig zubereitete Essen vom Feuer. Ich bewegte mich so vorsichtig als würde vor mir ein wildes Tier sitzen bei dem ich Angst hätte es zu verscheuchen. Ich hielt ihm seine Dose hin, er sah runter und dann wieder zu mir. Etwas verängstigt von seiner Mimik flüsterte ich nur: "Tomatensuppe." Er nahm die Dose und nahm den Löffel. Wir beide saßen neben dem Feuer und aßen. Alles war still, das einzige was zuhören war, waren die knisternden Flammen. Bis er endlich etwas sagte: "Wie ist dein Name?"

"Nina. Und deiner?"

"Jeremiah."

Jeremiah Valeska	|| [The villain in me]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt