Kapitel 8

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Zarte, morgendliche Sonnenstrahlen krochen durch die großen Fensterscheiben des Wohnzimmers. Das Licht schien der jungen Hexe Hermine Granger sanft auf ihr Gesicht. Noch wenige Sekunden zuvor hatte sie tief und fest auf dem Sofa geschlafen, doch langsam erwachte sie. Ihre Augen öffneten sich zaghaft gegen das Licht. An ihrem Hinterkopf spürte sie plötzlich eine vorsichtige Bewegung und sie erschrak fast ein wenig, als hinter ihr eine Person sprach. "Guten Morgen." Erst verstand Hermine nicht ganz, wem diese raue, immer noch ein wenig verschlafen Stimme gehörte, doch dann sah sie hastig über ihre Schulter und erblickte Fred, an dessen Brust sie gelehnt war. Der junge rothaarige Mann lächelte ihr freundlich zu. "G-guten Morgen..." murmelte Hermine ein wenig verdattert, denn sie konnte sich nicht ganz zusammenreimen, wieso sie an die Brust Freds gelehnt aufgewacht war. "Du bist gestern an meine Schulter gelehnt eingeschlafen. Du sahst so friedlich aus und schienst keinen Albtraum zu haben, deswegen wollte ich dich nicht wecken." Anscheinend hatte man Hermine ihre Verwirrung angesehen, doch nun wachte sie endlich langsam auf und erinnerte sich an den gestrigen. Sie hatte wohl ein wenig zu viel Wein getrunken und musst eingeschlafen sein. "Das ist nett von dir." Hermine lächelte den Mann hinter sich aufrichtig an und die beiden verweilten einige Sekunden so, doch plötzlich realisierte Hermine, dass sie immer noch an die starke Brust Freds gelehnt war. Sie richtete sich hastig auf und sofort fehlte ihr seine Wärme an ihrem Rücken. Auch Fred verzog kurz seine Lippen, doch sammelte sich sofort wieder. Hermine räusperte sich. "Entschuldigung, dass muss nicht gerade die angenehmste Schlafposition gewesen sein." Der Ton der jungen Frau war zaghaft und entschuldigend, doch der Weasley wank nur lächelnd ab. "Ach was, sonst friere ich nachts immer. Es war schön warm!" Er zwinkerte ihr zu und Hermine musste auch ein wenig lächeln. "Na..." setzte die junge Frau zum sprechen an, doch das laute Klingeln der Tür unterbrach sie. Sofort zuckte Hermine heftig zusammen. Sie hatte generell ein Problem mit lauten Geräuschen, seit... Sie schüttelte den Kopf ein wenig gegen diesen Gedanken. "Hey, Mine, das ist nur die Klingel..." Fred lächelte ihr sanft zu, denn er schien verstanden zu haben, dass es manche Dinge gab, die Hermine sehr erschreckten. "Ich mache kurz auf und dann koche ich uns Frühstück. Hört sich das nach einem Plan an?" Fred erhob sich, während er sprach. Hermine nickte auf seine vorherige Frage. Der großgebaute, rothaarige Mann, der immer noch eine Jogginghose und einen Pulli trug, lief in Richtung der Haustür, welche genau in das Wohnzimmer führte. So konnte die junge Frau von der Couch aus sehen, wer schon am Morgen an Freds Tür klingelte. Sie sah aufmerksam dabei zu, wie der rothaarige lächelnd die Klinke hinunterdrückte. Die Tür schwang langsam auf und Hermine konnte nur erkennen, wie Fred sich sichtlich verkrampfte, bevor sie sah, wer dort mit verschränkten Armen im Türrahmen stand. Für einige Sekunden fühlte es sich so an, als würde ihr Herz stehen bleiben. Vor dieser Tür stand keine geringerer als Ronald Weasley. Hermines Atem ging immer schneller und sie verkrampfte sich. "Da bist du." Die Worte des Mannes waren offensichtlich an Hermine gerichtet. "Ich habe mir schreckliche Sorgen gemacht!" Sein Ton klang aufrichtig besorgt, doch Hermine durchschaute ihn sofort. Dieser Mann war berechenbar, wie immer. "Ron." Fred, der für einige Sekunden keinen Ton von sich gegeben hatte, meldete sich nun knurrend zu Wort. Der Angesprochene drehte sich nun zu seinem Bruder herum und sah ihn mit einem traurigen Blick an. "Wieso hast du mir nicht gesagt, dass sie bei dir ist?" Hermine atmete zittrig ein, doch sprach kein Wort. Sie hatte im Gefühl, dass Ron nichts gutes im Schilde führte. "Wieso ich es dir nicht gesagt habe?! Nachdem was du ihr angetan hast!?" Fred hatte seine Hände zu Fäusten geballt. Sein Gesicht war vor Wut verzogen. "Wie bitte?!" Rons Augen waren weit aufgerissen. "Was habe ich ihr denn bitte angetan?!" Fred schüttelte fassungslos den Kopf. "Du hast sie grün und blau geschlagen!" Hermine zuckte heftig zusammen. "Das hat sie dir erzählt, oder?!" Ron deutete auf Hermine, welche sich immer tiefer in das Sofa buckelte. Sie wich Rons Blick aus. "Du musst kein verdammter Arzt sein, um zu sehen, dass sie zusammengeschlagen wurde!" Fred war nun rasend vor Wut. "Das glaubst du der doch nicht ernsthaft?! Glaubst du wirklich, ich könnte eine Frau schlagen?! Ich bin dein Bruder!" Hermine keuchte erschrocken. Rons Worte fühlten sich, wie ein Schlag in die Magengrube an. Langsam verstand sie, was er vor hatte. Er wollte Fred genau so manipulieren, wie er es früher bei ihr immer getan hatte. "Ronald, schau sie dir an! Sie ist zusammengeschlagen!" Fred klang so enttäuscht. "Das war ich nicht! Um es genau zu nehmen, hat sie versucht mich zusammenzuschlagen!" Hermines Augen weiteten sich. Nein... Das versuchte er nicht wirklich. Fred wollte schon wieder ansetzten wütend zu antworten, doch er stoppte. "Warte mal was?" Seine Worte klangen plötzlich verwirrt. "Ganz genau! Jetzt wirst du dir meine Seite dieser Geschichte anhören!" Rons Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Enttäuschung, Trauer und Schmerz... Die perfekte manipulative Maske. "Sie hat mich an diesem Abend versucht anzugreifen, weil ich nicht das getan hatte, was sie wollte!" Während er sprach, schob er die Ärmel seines Pullunders nach oben und offenbarte somit seine Arme, welche übersäht mit roten Kratzern waren. Fred betrachtete die Arme seines Bruder geschockt. "Das hier war alles sie! Ich habe sie nur zurückgehalten! Ich habe ihr kein Haar gekrümmt! Wahrscheinlich hat sie sich verzaubert, um verprügelt auszusehen!" Der Mund des rothaarigen Zwillings stand ein klein wenig offen. Hermine schloss ihre brennenden Augen. Er glaubte ihm. Sie spürte es. Und es brach ihr das Herz in tausend Teile. "Hermine..." Fred drehte sich zu ihr um. "Stimmt das?" Seine Stimme war distanziert. Ron hatte es wieder geschafft. Sie war nicht in der Lage zu sprechen, sie schüttelte einfach nur mit geschlossenen Augen den Kopf. Diese Kratzer waren nicht von ihr. "Schau, sie kann es nicht mal sagen! Sie weiß, dass sie aufgeflogen ist!" Rons Worte hallten in Hermines Kopf wieder. Sie erinnerte sich zurück an die etlichen Male, an denen Ron sie geschlagen, angeschrien und beschimpft hatte, um nicht selbst dem Glauben zu verfallen, sie sei an alle dem hier Schuld. "Hermine, wieso würdest du so etwas tun...?" Wieder schüttelte sie kraftlos den Kopf. Er glaubte seinem Bruder. Er hatte sich manipulieren lassen. Egal, was sie sagen würde, er würde ihr nicht glauben. Sie hörte Fred ungläubig schnaufen. "Ich habe dir geglaubt!" Eine kleine Träne lief ihre Wange hinunter und sie öffnete ihre Augen. Hermine sah Fred an. Ihr Blick war starr. "Du bist genau, wie er." Ihre Worte waren so kühl, dass sie Stein hätten brechen können. Ein Hauch von Verwirrung huschte über Freds Gesicht, doch er war so schnell weg, wie er gekommen war. "Raus aus meiner Wohnung, Hermine. Sofort." Sie atmete tief ein und erhob sich zittrig. Freds Blick war voller Enttäuschung, doch Hermine sah an ihm vorbei direkt in Rons Gesicht. Zwar hatte er eine traurige Maske aufgesetzt, doch sie sah genau sein gehässiges Grinsen unter dieser. Er konnte jeden Menschen dieser Welt täuschen, doch Hermine würde ihn immer durchschauen. "Raus." Fred deutete auf die Tür. Während Hermine auf die beiden Männer zulief, sah sie dem Zwilling in die Augen. "Ich habe mehr von dir erwartet, Fred Weasley." Ich Blick war kalt, doch eine weitere kleine Träne rollte aus ihrem Augenwinkel. Bevor der rothaarige Mann antworten konnte, hatte Ron sie schon an ihrem Arm gepackt. "Wir apperieren jetzt nach Hause und klären das!" Das letzte was Hermine sah bevor Ron und sie apperierten, war Freds trauriger Blick. 

Hermine taumelte einige Schritte zurück, als sie endlich in ihrer Wohnung ankamen. Ron stand ihr gegenüber. Nichts von seiner vorherig noch traurigen Maske war noch übrig. Nur noch blanke Wut verzog sein Gesicht. "Du kleine Schlampe." Das war das letzte, was Hermine hörte, bevor Ron ihr seine Faust mitten in ihr Gesicht rammte. 

Don't hurt me anymore ~ Fremione Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt