Kapitel 4

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Langsam öffnete Hermine ihre müden und schweren Lider. Schlaftrunken setzte sie sich auf, während sie sich die Augen rieb, doch ließ dies sofort wieder sein, als ein stechender Schmerz sie durchzuckte. Sie hatte sich genau auf ihr blaues Auge gedrückt. „Autsch!" Fluchte sie auf. Langsam sollte sie doch wohl wissen, dass sie sich nicht an die Augen fassen sollte, nachdem... nachdem... Oh nein... Sie blickte sich hektisch um. Sie war nicht zuhause. Neben ihr lag kein Ron. Sie blickte auf ihre Seite. Neben ihr lag aber auch kein Fred. Sie fasste sich an den schmerzend Kopf. „Nein..." flüsterte sie. Fred wusste es. Fred wusste alles. Sie sprang auf. „Nein, nein, nein..." Sie rumpelte hysterisch aus dem Raum. Verdammt, er wusste es. Sie rannte durch den Gang in Richtung des Wohnzimmers und erhaschte währenddessen einen Blick aus dem Fenster. Draußen war es gerade erst am hell werden und es regnete ein wenig. Sie stieß die Tür zum Wohnzimmer auf und rannte fast mit einer Person zusammen. „Oh, Hermine. Du bist schon wach?" ertönte die Stimme des erstaunten Freds. „Fred..." Sagte Hermine hektisch. „Du weißt es... Oh mein Gott." Sie blickte sich gehetzt um. „Ron wird mich umbringen." Der immer noch sehr verdatterte Fred verstand langsam. „Hermine! Hermine, alles ist gut." Er griff nach ihren zitternden Armen. „Du bist hier sicher." Eine kleine Träne rann ihre Wange hinunter. Fred blickte sie mitleidig an. „Hermine, ich Klär das alles." Nein... Sie schüttelte gehetzt den Kopf. „Nein, Fred, bitte. Lass das. Das macht alles nur noch komplizierter, als es schon ist." Der junge Mann vor ihr schüttelte verständnislos den Kopf. „Hey, du denkst doch nicht ernsthaft, dass ich dich jetzt damit alleine lasse? Ich hätte es schon viel früher bemerken sollen." Hermine blickte zu Boden. „Bitte..." Doch Fred ließ nicht locker. „Lass das mich dir helfen." Sie raufte sich durch die Haare. „Fred, er wird mich holen kommen." Kleine Tränen liefen Hermines Wange hinunter. „Nein, wird er nicht... Wenn du willst kannst du auch mit mir heute in die Arbeit, damit du nicht alleine bist. Du musst hier nicht alleine durch." Seine grünen Augen blickten Sie flehend an. „Lass mich dir helfen..." Kleine leise Schluchzer erklangen aus Hermines Kehle. „Ich versuch's, Fred, ich versuch's.... Aber bitte... lass mich nicht allein..." Fred schüttelte den Kopf. „Tu ich nicht... Komm heute mit mir in die Arbeit. Du bist nicht mehr allein... Nicht mehr."

Nachdem Hermine sich geduscht und in ihre saubergezauberten Klamotten umgezogen hatte, knotete sie ihre Haare zu einem unordentlichen Dutt zusammen und klemmte sich ein Buch zum lesen unter den Arm. Sie sah immer noch ziemlich übel zugerichtet aus, als sie in den großen Spiegel im Bad blickte, doch man konnte alles ein wenig überdecken mit einem concealer aus ihrer Handtasche. Man sah ihr blaues Auge, die aufgeplatzte Lippe, die blaue Wange und den trüben Gesichtsausdruck zwar immer noch, doch er war zu mindest ein wenig überdeckt. Langsam drehte Hermine sich der Tür zu und öffnete diese. Sie schritt den Gang entlang. Wieder beim Wohnzimmer angekommen, drückte sie die dunkle Messingtürklinke hinunter und trat ein. Auf dem Sofa vor ihr saß Fred schon und laß gerade ein Buch. „Entschuldige, dass du warten musstest, du wolltest sicher schon längst in der Arbeit sein." Doch der rothaarige winkte ab. „Alles gut. Die halbe Stunde tut niemandem weh." Er lächelte Hermine warm an und erhob sich dann. „Aber lass uns jetzt in den Laden flohen." Er griff neben sich und zog Hermines schwarzen Mantel, der gerade eben noch auf der Couch lag, hinauf. „Hier." Fred hielt den Mantel auf, sodass Hermine hinein schlüpfen konnte. „Vielen Dank." Fred lächelte noch einmal und sagte dann: „Na dann."

„Hermine, Mensch, dich hab ich ewig nicht gesehen!" Georges Stimme ertönte hinter der ein wenig erschreckten Hermine. Sie war gerade im Laden der Weasley Zwillinge angekommen und hatte sich mit ihrem Buch auf dem Sessel im Büro hingesetzt, als George den Raum betrat. „Ah, grüß dich!" Der junge Mann kam fröhlich auf Hermine zu und schloss sie einfach in seine Arme. „Fred hat mir gerade erzählt, dass du hier bist!" Hermine lächelte leicht und schloss George in ihre Arme. „Schön dich zu sehen, George." Der rothaarige drückte sie leicht von sich weg und sah sie an. „Was machst du denn hier überhaupt?" Hermines Gehirn ratterte nun plötzlich. Was sollte sie denn sagen? Auf gar keinen Fall die Wahrheit. „Em... also. Ron ist... Ja, Ron ist... auf einer Geschäftsreise. Und so, wollte ich euch besuchen kommen." Das war schon wieder eine Lüge. „Ah, Ach so. Ich freue mich auf jeden Fall dich zu sehen." George lächelte sie erneut so warm mit seinem glücklichen Weasley-Lächeln, welches Ron am Anfang ihrer Beziehung immer auf den Lippen trug, an. Leider wurde er dann zu einem monströsen, aggressivem Arschloch, welches dich seit Ewigkeiten nicht mehr angelächelt hatte. Diese böse kleine Stimme in Hermines Kopf machte sich bemerkbar, doch Hermine versuchte sich sofort wieder auf George zu konzentrieren. „Naja, aber ich muss jetzt leider wieder arbeiten gehen. Die Pflicht ruft." Er löste sich von Hermine und verließ den Raum, wodurch Hermine nun alleine war. Sie blickte sich in dem Sonnenlicht durchfluteten Raum um. Er war behängt mit Postern von allen möglichen Scherzen und Späßen. Pflanzen standen in den Ecken und zwei sich gegenüber stehende hölzerne Schreibtische prangten vor der großen Fensterwand. Wenn man aus dieser hinausblickte, sah man die ganzen kleinen Menschen aus dem zweiten Stock durch die Winkelgasse wuseln. Hermine drehte sich in die andere Richtung und betrachtete den großen Kamin der an der anderen Seite des Raumes fröhlich brannte. Vor ihm standen zwei große Sessel. Hermine lief auf diese zu und setzte sich auf die roten Polster. Hermine griff nach dem dicken Wälzer unter ihrem Arm und klappte ihn auf.

Hermine hatte nach nur wenigen Minuten die Zeit aus den Augen verloren. Das Buch auf ihrem Schoß war einfach unfassbar spannend. Sie hatte es in dem großen Bücherregal in Fred Schlafzimmer gefunden. Es handelte von einer jungen Zauberin, die sich ein Leben in einer neuen Stadt aufbaute und versuchte, die Muggel davon zu überzeugen, dass sie keine magischen Kräfte hatte. Hermine war schon auf der 180 Seite. Die Hauptperson war gerade dabei, sich Hals über Kopf in einen Muggel zu verlieben. Hermine schmunzelte verträumt. Wie schön es doch ist, das frische Verliebt sein. Doch langsam schwand dieses Lächeln wieder, als sie daran dachte, wie sie war, als sie frisch verliebt war. Sie und Ron waren am Anfang ein Traum-Paar gewesen. Sie waren unzertrennlich. Doch leider hatten auch alle guten Dinge ein Ende. Ron veränderte sich langsam. Seine Blicke wandelten sich von liebevoll zu eisern. Seine Worte von schmeichelnd zu schroff. Seine Taten von rücksichtsvoll zu rücksichtslos. Er war nicht mehr der Alte. Oft hatte Hermine sich eingeredet, dass es besser würde, doch nun hatte sie verstanden, dass es nie wieder, so wie früher werden würde. Zeiten und Menschen änderten sich. „Hermine!" Die angesprochene schreckte aus ihren Gedanken auf. Fred hatte gerade den Raum betreten. „Wie geht es dir? Fühlst du dich gut?" Hermine nickte zaghaft, den Blick auf den Boden geheftet. „Ja, mir geht es gut." Während sie redete, klappte sie das Buch vor sich zu. „Fred, ich habe eine Frage."

1200 Wörter

Don't hurt me anymore ~ Fremione Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt