Kapitel 6

1.1K 49 7
                                    

Freds schnelle Schritte hallten durch den Laden, nachdem die Tür ins Schloss gefallen war. „Hermine!" Er war um die Ecke des Regals gestürmt. Ihr Blick war verschleiert von ihren Tränen, sie konnte nur erkennen, dass Freds Blick gezeichnet von Sorge war. Sie schluchzte leise. „Hermine, ist alles in Ordnung bei dir?" Er kniete sich neben sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Ja natürlich. Du hast ihn ja gehört... Wir haben uns ja nur leicht gestritten." Ihre Stimme brach und wieder schluchzte sie. Hermine hatte gedacht, dass nachdem Ron gesagt hatte, es ihm wäre ihm egal, würde sie nichts mehr verletzten und doch traf es sie wieder wie eine Wucht. Wieder stach ihr Herz so unfassbar schlimm. „Fred, hab ich das verdient? Bin ich so ein schlimmer Mensch?" Freds Blick war traurig und mitleidig. „Hermine, hör mir jetzt genau zu." Er schaute ihr in die Augen. „Du hast das alles andere, als verdient! Hast du mich verstanden?" Ein Schluchzer entkam dem Mund der jungen Frau und sie kniff schmerzlich die Augen zusammen. „Es tut so weh, Fred..." Zwei starke Arme schlossen sich um Hermine. „Es tut mir so leid..."Murmelte Fred ganz nah an ihrem Ohr. „So unendlich leid..." Ihre kleinen Hände klammerten sich an seinen Pulli, als hätte sie Angst, sie würde zerbrechen, wenn er sie jetzt loslassen würde. Sie schluchzte. „Warum tut er mir das an?" Hermine wusste, dass Fred ihr diese Frage nicht beantworten konnte und trotzdem sehnte sie sich nach der Antwort. „Ich kann es dir nicht sagen..." Seine großen Hände strichen zärtlich über ihren Rücken und versuchten diese gebrochene Frau Stück für Stück wieder zusammenzusetzen. „Ich hasse ihn so sehr!" Sie schrie an Freds Brust, an welche sie dann erschöpft ihren Kopf lehnte. „Ich hasse ihn..." Nun klang es nur noch schwach. Der junge Mann verweilte mit einer Hand auf ihrem Rücken und die andere legte er auf Hermines Hinterkopf, um sie ein wenig enger an sich zu drücken. „Mine, ich schließe den Laden und wir gehen nach Hause, okay?" Langsam versuchte Fred sich aus Hermines Griff zu entwinden, doch diese klammerte sich nur noch fester an ihn. „Nein! Geh nicht weg..." Ihre letzen Worte gingen in ein bemitleidenswertes Schluchzen über. Fred hielt inne. Er schien kurz zu überlegen und dann hob er Hermine einfach wie eine Leichtigkeit hoch. „Ich nehme dich einfach mit." sagte er leise, aber in seinem scherzhaften Unterton an Hermines Ohr.

„Mine, wir sind da." Fred flüsterte leise an ihrem Ohr, während Hermine ihre Augen immer noch fest geschlossen hielt. Er war gerade aus dem Kamin gestiegen und in sein Wohnzimmer getreten. Sie hatte ihre Arme immer noch um seinen Nacken geschlungen. „Wenn du willst, kannst du ein wenig auf die Couch legen, während ich uns etwas zu essen mache." Freds Stimme war sanft. „Ja..." Ihr Stimme zitterte immer noch und Hermine vergrub ihr Gesicht noch tiefer an seiner Brust. „Darf ich dich auf die Couch legen?" Der junge Mann klang vorsichtig, er machte keine schnellen Bewegungen, als könnte das, was er in seinen Armen hielt, jederzeit zerbrechen. Hermine nickte, nur eine schwache, fast schon kleinlaute Kopfbewegung. „Na dann. Warte kurz." Fred hatte sich wieder in Bewegung gesetzt und steuerte die große schwarze Couch vor dem Kamin an. Bei dieser angekommen legte er die junge Frau so vorsichtig wie eine Glaspuppe auf die Polster. Er jetzt merkte sie, dass ihre Glieder wieder unfassbar schmerzten. Hermine rutschte ein wenig tiefer in die Kissen, die in Mengen auf dem Sofa lagen. Langsam öffnete sie nun endlich ihre Augen und blickte daraufhin Fred an, der sie ein wenig unbeholfen begutachtete. „Ich würde uns jetzt etwas zu essen kochen." Während er sprach, entfaltete er die Decke, die am anderen Ende der Couch lag und breitete sie über Hermine aus. „Das wäre toll." Ein schwaches Lächeln zierte ihr Gesicht, während sie sprach. „Was willst du denn haben?" Der Blick des rothaarigen Mannes war immer noch besorgt und fürsorglich. „Koch was du willst, ich nehme alles, was du zu bieten hast." Fred schmunzelte ihr zu. „Italiano?" Er hatte einen gespielt italienischen Unterton angeschlagen, womit er Hermine, der eigentlich ganz und gar nicht zu lachen zu Mute war, zum leichten kichern brachte. „Sì." Die Brünette kuschelte sich noch ein wenig tiefer in die Decke. „Na dann koche ich einmal was. Soll ich dir noch ein Buch bringen zum Warten?" Hermine war gerührt von seiner Fürsorglichkeit, denn für sie war nur die Geste, dass er ihr ein Buch gegen ihre Langeweile besorgen wollte, unfassbar nett. Es zeigte, dass er an ihre Bedürfnisse gedacht hatte. „Sehr gerne."

Wieder blätterte Hermine eine Seite weiter und ihre braunen Augen schweiften aufmerksam über die schwarz gedruckten Buchstaben. Dort wo sie war, in diesem Buch, in ihrer kleinen Welt, eröffnete sich mit jedem Wort, das sie laß, eine neue Tür. Sie war fast schon gefangen in dem Gebilde aus schwarzer Tinte, liebevollen Umschreibungen und bunten Charakteren. Sie verlor immer jegliches Zeitgefühl, wenn sie laß. Es konnte sein, dass Hermine hier erst zwei Minuten oder schon zwei Stunden saß, denn in irgendeiner Art war es ihr egal. Das war ihr sicherer Platz, ihr Zufluchtsort, der sie alles vergessen ließ. Die junge Frau hatte viel durchgemacht und doch war das Lesen, das was ihr noch ein Lächeln auf die Lippen zauberte.
„Hermine?" Plötzlich hallte ihr Name durch den Raum. Die Angesprochene schreckte auf aus ihrer kleinen Welt und zuckte heftig zusammen, denn das einzige, was sie erkannte, war ein großer rothaariger Mann, der vor ihr stand. Sie hatte nicht einmal genau zugehört, was er gesagt hatte. „Es- es tut mir... es tut mir leid. I- Ich wollte nicht so lange lesen... Ich hab nur... die Zeit aus den Augen verloren." Schützend zog Hermine den Kopf ein. „Es tut mir wirklich leid, Ron...." Ron. Dieser Name hallte in ihrem Kopf wieder. Die Stimme der jungen Frau zitterte bemitleidenswert. Immer weiter rollte sie sich zusammen, während der Große Mann vor ihr nichts sagte. Er sprach nicht, was Hermine immer mehr Angst machte. „Hermine..." Bei ihrem Namen zuckte sie noch mehr zusammen. Warum sprach er so sanft? So mitleidig? Das tat er sonst nie. „Hermine, sieh mich an..." Es schüchterte sie ein, wie ruhig er war. Doch immer noch hielt sie Kopf nach unten gerichtet, denn kleine Tränen begannen ihre Wangen hinunterzulaufen. „Wirst du zuschlagen, wenn ich dich nicht ansehe...?" Sie klang vorsichtig, als würde sie eine tickende Zeitbombe bearbeiten, die jederzeit explodieren könnte. „Natürlich nicht, Mine... Weißt du, wer ich bin?" Mine? So hatte Ron sie ewig nicht genannt. „Ja... Ich weiß, wer du bist, Ron..." Leise weinte die Brünette und hoffte inständig, er würde es nicht bemerken. „Ich bin es... Fred." Was? Hermine keuchte erschrocken auf. Langsam wurde ihr klar, wo sie hier war. Sie öffnete vorsichtig ihre Augen und blickte auf die Decke, die ihre Hände ängstlich umklammert hatten. Das war Freds Decke. „Freddie...?" Ihre weinerlichen Worte hallten durch den stillen Raum. „Ja, Hermine, ich bin es..." Langsam hob die junge Frau den Kopf und blickte in die traurigen und gleichzeitig auch geschockten Augen Freds. Leise begann sie zu schluchzen. „Es tut mir leid... Ich dachte, du... Ich dachte, du bist er..." Der junge Mann kam langsam, mit vorsichtigen Schritten, auf sie zu. „Nein... Nein, bitte entschuldige dich nicht. Mir tut es leid." Er setzte sich mit bedachtem Abstand neben die weinende Frau. „Fred... Komm bitte her... Ich hab so Angst..." Hermine klang so traurig, so bedürftig, so bemitleidenswert. Langsam näherte sich der Weasley ihr und als er ihr nah genug war, umarmte er sie vorsichtig. Schluchzend krallte sich Hermine an Fred. „Es tut mir so leid, was er dir angetan hat..."

Don't hurt me anymore ~ Fremione Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt