Das Ministerium

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Belle

Der dämliche Vielsafttrank schmeckte überhaupt nicht! Es war als würde mir eine Art Schattendämon die Kehle hinuntergleiten. Es schmeckte nach Rauch und Nebel und Dunkelheit. Der Geschmack wollte mir die Kehle zuschnüren, aber ich ließ es nicht zu. 
"Be'eil disch ein kleines biss-schen", meinte Selina mit einem aufgesetzten, französischen Akzent. Wir befanden uns in einer Lagerhalle hinter dem Zaubereiminsitrerium. Selina betrachtete ihr Gesicht im Spiegel. "Isch würde viel lieber wieder mein Gesischt 'aben" Statt ihrer schwarzen Wellen vielen ihr nun die blonden Locken von Maia Clearwater über den Rücken und ihre Augen besaßen einen Schwarzton, anstelle ihres satten Aquamarinfarbenen Glitzers. Auch ich sah anders aus, als normal. Meine blonden Wellen hatten sich in rote Locken verwandelt und meine Augen glänzten nicht mehr Haselnussbraun, sondern eisblau, wie die von Cania Carson. Unsere beiden Opfer lagen bewusstlos am Boden und wir waren bereit, in unsere Rollen zu schlüpfen. Dann verließen wir unseren Posten und begaben uns in Richtung des Ministeriums.
"Warum genau muss isch diesen dämlischen fransösischen Aksent aufsetsen?", meinte Selina ein wenig ungeschickt. 
"Weil wir nicht wollen, dass Umbridge deine Stimme erkennt.", antwortete Belle trocken.
Selina seufzte - natürlich auf Französich - ehe sie das Ministerium betraten.

Cania arbeitete als Assistentmanagerin des Ministers im neunten Stock, während Maia als Wächter der Spiele ins zehnte Stockwerk unterwegs war. Ein Mann betrat den Aufzug. Er hatte blonde Haare, blaue Augen und gebräunte Haut. Außerdem trug er einen grauen Nadelstreifenanzug. Es war James... Mist! Ich hab den Namen vergessen!, dachte Belle: Naja, ich nenne ihn mal James... Bond. James Bond sah nicht schlecht aus, war allerdings deutlich über 40 Jahre alt und so gar nicht Belles Typ. Ihr Typ hatte schwarze Haare und eisblaue Augen. Er trug den Namen Alec Lovegood, auch wenn ihm das nicht klar war. "Mrs. Carson. Mrs. Clearwater.", meinte James Bond kurz.  
"Mister McLaggen", meint Selina, was auch erklärte, dass er nicht James Bond, sondern James McLaggen hieß. "Was verschafft uns die... Ehre, sie 'ier zu treffen", fragte sie.
"Mrs. Queens bestellte mich heute Morgen in ihr Büro... anscheinend sieht es immer noch nach einem Schrottplatz aus", meinte er kalt. "Aber darüber müssten Sie doch bestens Bescheid wissen, Mrs. Carson, oder? Immerhin waren Sie es, die vergessen hat, den Niffler einzufangen", bemerkte er noch kälter. 
"Ähm... ja", meinte ich beschämt, ehe McLaggen wieder ausstieg. "Selina... ich habe nachgedacht. Wir müssen es Aylin Dumbledore erzählen. Wir können ihr vertrauen, ihre Cousine ist ebenfalls in der Arena." 
Selina nickte. "Wenn du ihr vertraust, tue ich das auch." Dann stieg ich aus und betrat das neunte Stockwerk.

Ich klopfe an die Tür des Büros, als mein Herz schlägt bis zum zersplittern. Der silberne Knauf liegt schwer in meinen Händen, als ich versuche, ihn zu drehen. Die Stimme ertönte wie durch lautes Rauschen "Herein", war das einzige Wort, das ich verstand. Ich öffnete langsam die Tür und glitt in den Raum. 
"Ah, Mrs. Carson", wurde ich begrüßt. "Ich hatte mich gefragt, ob sie meine Nachricht erhalten haben. Sie müssten leider drei Tage für mich einspringen. Der werte Herr Minister möchte, dass ich einen entlaufenen Tribut wieder einfange. Er droht, mich sonst zu entlassen."

Oof! Das war nicht gut... das war ganz und gar nicht gut! Ich saß in der Falle. Entweder ich erzählte Aylin von unserem Plan und riskierte dafür mein und vor Allem Selinas Leben. Oder ich machte den Job alleine und würde den Minister töten, sobald sich die Chance dazu bot.
Entweder ich würde alles riskieren und alles verlieren, oder ich würde alles riskieren und gewinnen. Entweder ich würde den Minister töten, oder er würde mich töten. Es war ein verdammtes Spiel und ich hatte keine Ahnung, wer hier wen spielte... Spielte ich weiß? Oder spielte ich schwarz? War ich Schach Matt? Hatte ich ihn geschlagen? Was, wenn es Patt war? Was, wenn ich nicht mehr gewinnen konnte? Was, wenn ich schon verloren hatte, als mein Name auf diesem verdammten Zettel stand? Was, wenn Selina Recht hatte? Was, wenn es wirklich so kommen würde, dass Lord Voldemort wieder zurückkam? 
Verzweiflung kroch in mir hoch, um sich unter die nackte Angst zu mischen, die sich über meinen Körper legte, um in meine Glieder einzudringen, wie noch nie etwas zuvor. Ich musste eine Entscheidung treffen. Ich musste wählen zwischen mir und den Anderen. Zwischen meinem Leben und dem der Anderen. 
Doch ich konnte nicht. Ich konnte es einfach nicht. Ich konnte nicht wählen, weder für mich, noch für sie. Und da fällt mir Alecs Frage wieder ein. 'Willst du mit mir zum Ball gehen'. Ich hätte verdammt nochmal einfach Ja sagen sollen! Ich hätte ein Leben haben sollen! Doch stattdessen bekam ich nur das hier! Und Schuld daran war nur eine Person: Der Minister! Doch ebenso erinnere ich mich an Charlie und die wundervolle Zeit, die uns genommen wurde. Ich konnte diese Chance nicht nachholen, doch stattdessen hatte ich die Möglichkeit, mit Selina neu anzufangen. Was sollte ich also tun?  
Und in diesem Moment vergaß ich alles, was ich je getan, verschuldet oder verpflichtet hatte. Ich dachte einzig und allein an die bevorstehende Entscheidung. Was war sinnvoll? Was war richtig?
In diesem einen Augenblick fragte ich mich vieles. Ich hinterfragte alles und jeden, ging zig verschiedene Möglichkeiten durch. Doch dann fragte ich mich eine entscheidende Frage: 'Was würde Alec jetzt tun?' immer wieder.  Und da wurde es mir klar. Es ging nicht um Alec oder July oder Selina. Es war egal, was jeder einzelne von ihnen jetzt tun würde. Es kam darauf an, was ich jetzt tun würde. Und da wurde es mir bewusst. Ich würde handeln, wie ich schon vor Monaten handeln sollen. Ich würde mein Leben leben und alles andere vergessen. Ich würde Aylin nicht einweihen und auch den Minister nicht stürzen. Ich würde Selina suchen und mit ihr ein neues Leben anfangen, so, wie ich es schon mit Alec hätte tun sollen.

"Vergessen Sie nicht, Mrs. Sterling und Mr. Lovegood zu den gefallenen Tributen hinzuzufügen.", meinte Aylin noch, bevor sie sich die Tränen wegwischte und sich zum gehen wandte.
Alec und July waren tot?
Das war der Moment, in dem ich eine weitere wichtige Entscheidung traf. Belle Diggory war kein Feigling, so, wie sie es früher war. Sie würde sich nicht mehr vor ihren Fähigkeiten verstecken. Sie war eine Heldin und sie würde als Heldin sterben, so, wie Alec es getan hatte.
Und das war der Moment, in dem meine Fähigkeit ein Teil von mir wurde und ich wusste, dass ich mit den Händen Feuerbälle werfen und Dinge einfrieren konnte, müheloser, als die Eiskönigin persönlich. 
Und als ich endlich eins mit mir selbst war, wandte ich mich um und rief: "Aylin! Warte! Ich muss dir etwas gestehen!"

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Heyyo,

Ich muss sagen, das hat Spaß gemacht! Eigentlich hatte ich vergessen, dass heute Samstag ist (Danke Lockdown!), deshalb kommt das Kapitel erst so spät...

Frohe Weihnachten und "a guads neis" noch!

~Z3no

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