Ich konnte nicht länger warten... Hier schonmal eine kleine Preview :) Wer vom Adventskalender kommt, wird sie sicherlich schon kennen. Die ersten richtigen Kapitel werden wahrscheinlich erst im Januar kommen. Jetzt aber erstmal Vorhang auf für Ania.
Berlin, 29. August 2013
Schnell schlüpfte sie in ihre abgetragenen Nikes und zuppelte die Leggings zurecht. Dann zog Ania sich ihre geliebte Lederjacke über und ging auf die Küchentür zu. Sie schob die helle Holztür nur ein Stück weit auf. „Ich gehe zum Klavier!", rief sie in den Raum hinein. Ihre Mutter drehte sich zu ihr um: „So? Zieh dir wenigstens eine vernünftige Hose an! Und warum musst du immer diese scheußlichen Turnschuhe tragen?" Ania verdrehte die Augen: „Weil's kein Schönheitswettbewerb ist!" Ohne eine Reaktion ihrer Mutter abzuwarten kehrte sie in den Flur zurück. „Warte nicht mit dem Abendessen auf mich, ich muss nachher nochmal ins Büro!", rief ihre Mutter ihr hinterher.
„Jaja", machte sie nur, als sie die Haustür hinter sich schloss. Es hatte sie schon gewundert, dass ihre Mutter zuhause gewesen war, als sie aus der Berufsschule kam. Dass sie auch noch gekocht hatte, grenzte an ein Weltwunder. Anias Eltern waren selten zuhause, bereits in der Grundschule war sie ein Schlüsselkind gewesen. Früher hatte sie sich daran gestört, inzwischen spielte es ihr in die Hände, dass ihre Eltern ihr Kind scheinbar weniger unter Kontrolle hatten, als sie dachten.
Während sie die Treppen hinunterstieg strich Ania sich die rötlichen Haare zur Seite und steckte sich Kopfhörer in die Ohren. Die Haarfarbe war so ziemlich das Einzige, was sie von ihrer Mutter geerbt hatte. Ihre gesamte Familie war rot. Wahrscheinlich war die Haarfarbe auch das Einzige, was sie mit ihrer Heimat verband. Dort war sie die Berlinerin, hier geboren und Großteils aufgewachsen und kein Stück des wienerischen Charmes in sich. Auf dem Papier hingegen blieb sie Österreicherin. Immerhin waren beide Elternteile Staatsbürger und so wurde auch sie unter dem gekrönten Adler mit Hammer und Sichel geboren.
Sie startete die Musik und steigerte ihr Tempo, sobald sie auf den gepflasterten Bürgersteig trat. Er nieselte, wie so oft in Berlin, und sie zog sich die Kapuze ihres Hoodies über den Kopf. Schon nach wenigen Gehminuten erreichte sie den Leopoldplatz und bog nach links in die Nazarethkirchenstraße, dann wieder links in die Turinerstraße und verschwand schließlich in einen Hauseingang.
Die Haustür stand offen, wie eigentlich immer, und Ania hastete die Treppen in den Keller hinab. Dort drückte sie eine schwere Eisentür auf. Laute Musik dröhnte ihr entgegen und ein seichter Geruch nach Lack und moderigem Keller machte sich in ihrer Nase breit. „Na endlich, wir dachten schon du kommst nicht mehr!", rief ihr sogleich ein junger Südländer entgegen. Sie lächelte, bevor sie Franco und die restlichen Jungs mit einem Handschlag begrüßte. Dann räumte sie eine Kiste voller bunter Sprühdosen von der alten Couch und ließ sich neben den sportlichen jungen Mann sinken. Franco kannte sie sicherlich schon über zehn Jahre, sie lernten einander in der Grundschule kennen. Zwar waren ihre Eltern alles andere als begeistert über ihrer Freundschaft ihrer Tochter zu ihm- sie sagten immer er sein ein schlechter Umgang für sie- doch Ania interessierte das herzlich wenig.
Immerhin bemerkten sie es ja nicht einmal, wenn Ania die Wochenenden nicht zuhause verbrachte oder ihre Zeit in ihre Freundschaften oder Sport statt in Klavierstunden investierte. „Alles fit?", wollte nun Adrian, der auf der anderen Seite neben ihr saß, wissen.
Sie nickte: „Bei dir?" Der Blonde bejahte ebenfalls. „Was hast du deinen Eltern gesagt, wo du bist?", wollte er dann schmunzelnd wissen. „Siehst du doch", erwiderte Ania und tippte mit ihren Fingern auf dem Karten vor ihr herum, „spiele ganz brav Klavier." Beide lachten kurz auf.
Daraufhin reichte ihr Franco einen Becher: „Jäger Cola" Ania nickte und nahm direkt einen Schluck. „Was machen wir?", fragte sie dann in die Runde. „Zum Sprühen ist das Wetter zu schlecht. Heute Nacht soll es noch richtig gewittern", antwortete Chris aus der anderen Ecke des Raumes. Unzufrieden kräuselte Ania die Mundwinkel. „Dann lass einfach bisschen hierbleiben und chillen", schlug Adrian vor.
Einige Stunden und etliche Drinks später waren nur noch Adrian, Franco und Ania im Keller verblieben. Der Rest der Gruppe war entweder nach Hause oder weiter in die Nacht aufgebrochen. „Machen wir auch Schluss für heute?", wollte Adrian daraufhin wissen. Ania warf einen Blick auf ihr Handy und nickte: „Ich wollte morgen zum Sport. Franco kommst du mit?" Der angesprochene nickte: „Gegen Zwei?" Die Drei räumten einige leere Flaschen und Becher weg, bevor Adrian die Kellertür abschloss und sich in Richtung seiner Wohnung im dritten Stock verabschiedete.
„Ich bringe dich noch schnell nachhause", murmelte Franco, als die beiden das Mehrfamilienhaus verließen und in die kalte Nacht hinaustraten. Chris hatte Recht behalten, inzwischen regnete es Bindfäden und immer wieder zuckten Blitze durch die Dunkelheit. „Brauchst du nicht, habe es doch nicht weit", erwiderte Ania doch Franco duldete keine Widerrede. Die Rothaarige schüttelte zwar den Kopf, trottete dann jedoch neben ihrem besten Freund her über den Gehsteig.
„Ist nicht gut, dass du deine Eltern anlügst", sagte er nach einigen Minuten des Schweigens. Ania legte den Kopf schief: „Juckt sie doch eh nicht wo ich bin oder was ich mache." Nun war es Franco, der sein Gesicht in Schieflage brachte: „Glaub ich nicht. Sie wollen das beste für dich" Ania lachte bitter auf: „Du redest schon wie sie! Das Beste für mich", äffte sie ihn nach, „sind aber keine Klavierstunden, Spanischkurse oder diese scheiß Ausbildung! Ich bin volljährig, ich kann für mich selber entscheiden. Das bin ich nicht und werde ich auch nicht sein, egal wie sehr sie sich das wünschen. Ich will nicht wie meine Mutter enden! Immer nur im Büro, immer erreichbar, immer perfekt!"
Sie lief etwas schneller, Franco folgte ihr: „Hey, so habe ich das doch gar nicht gemeint. Aber ist doch auch Scheiße so. Ich meine, Familie ist wichtig!" Ania senkte den Blick: „Mhm." Inzwischen hatten sie Anias Haustür erreicht. Franco nahm sie kurz in den Arm, bevor sie ins Innere des Hauses verschwinden konnte: „Wir sehen uns morgen."
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Nächster Stopp Zukunft- RAF Camora
Fiksi PenggemarUnd jetzt bin ich hier angekommen Ich geb mir den Film, er hat grad begonnen Die Stadt erdrückt mich Doch macht mich glücklich Ich brauche keinen Tag am Meer Ich lausche dem rauschen des Stadtverkehrs Die Stadt erdrückt mich Doch macht mich glücklic...