Scharlachrote Augen (Kurapika FF)

1. Kapitel - Satotz

Der Saal war voller Leute. Man hörte aufgeregtes Durcheinanderreden, während alle gespannt auf den Beginn der Prüfung warteten. Das war mein erstes Mal bei der Hunter Prüfung und ich wusste nicht, was mich erwartete. Als ich meinen Blick durch die Menge schweifen ließ, erblickte ich den ersten Prüfer, und merkte, dass die anderen Teilnehmer ihm folgten. Schnell begann auch ich mich in Bewegung zu versetzten.

Was zuerst als gemütlicher Spaziergang begonnen hatte, wurde schnell zu einem Ausdauerlauf. War das vielleicht schon unsere erste Prüfung? Neben mir begannen schon die Ersten aufzugeben, für mich war das aber keine Option.

Plötzlich hörte ich ein sich näherndes rollendes Geräusch, und kurze Zeit später tauchte neben mir ein Junge mit silbernen Haaren auf einem Skateboard vor mir auf. Normalerweise hätte ich mich beschwert, da er einen klaren Vorteil gegen uns andere Teilnehmer hatte, allerdings wurde nie ein Verbot von Hilfsmitteln erwähnt. Ich war aber nicht die einzige, der das Skateboard aufgefallen war. Ein kleiner, grün angezogener Junge sprach den Silberhaarigen an: „Hey, du da! Ist das denn nicht unfair?" Nachdem der Junge auf dem Skateboard meine vorherigen Gedanken bestätigt und erklärt hatte, dass in den Regeln nicht vorgekommen war, auf Hilfsmittel verzichten zu müssen, stellte er sich als Killua vor. Der andere entpuppte sich als Gon Freecss, welcher der Sohn des berühmten Hunters Ging Freecss war und nach ihm suchte.

Da ich die ganze Zeit neben ihnen lief, blieb ich nicht lange unbemerkt und bald wurde auch nach meinem Namen gefragt. „Ich bin Yumiko Asai, aber ihr könnt mich Iko nennen." „Freut uns, dich kennenzulernen", sagte der kleine Grüne. Diese Gelegenheit nutzte Killua gleich, um sich nach unserem Alter zu erkundigen. Es stellte sich heraus, dass beide 12 Jahre alt waren, während ich bereits 16 war. „Da ihr jetzt meinen Grund kennt, möchte ich auch wissen, warum ihr Hunter werden wollt!", rief Gon fröhlich. Nachdem Killua sein eher banaleres Motiv genannt hatte, begann ich grob von meiner Vergangenheit zu erzählen und den Anlass für meine Teilnahme an der Prüfung zu erklären.

Endlich waren wir bei einer Treppe mit sehr vielen Stufen angekommen, als Killua und Gon sich dazu entschlossen haben, ein Wettrennen zum wahrscheinlichen Ziel zu machen. Ich hatte aber keine Lust mitzumachen, da ich ohnehin schon erschöpft genug war, weshalb ich in meinem eigenen Tempo hinauflief. Auf meinem Weg nach oben überholte ich mehrere Leute, die erschöpft am Boden lagen und keine Ausdauer mehr hatten. Plötzlich sah ich einen übermotivierten Riesen, der sein Oberteil ausgezogen und seinen Oberkörper entblößt hatte. Dabei hatte er seine Jacke um sich gebunden, seine Krawatte hingegen war immer noch oben. Als ich kurz kicherte, bemerkte ich die Person, die neben ihm lief, und mich anscheinend gehört hatte, da sie sich kurz zu mir drehte. Jedoch merkte ich etwas Ungewöhnliches an seinen Augen. Seinem Blick nach zu urteilen, konnte er seinen Freund aber auch nicht ernst nehmen. Ohne weiteren Kommentar rannte ich weiter hinauf.

Oben angekommen, sah ich die übriggebliebenen Kandidaten, und musste feststellen, dass die Anzahl sich im Gegensatz zur anfänglichen Teilnehmerzahl entsetzlich verringert hatte. Ohne überrascht zu sein, sah ich Gon und Killua, doch sie wurden von dem Riesen und dem mysteriösen Jungen von eben begleitet. Mit keinem Anzeichen auf eine kurze Verschnaufpause ging es direkt mit dem Prüfen weiter, doch zuerst kam es zu einer kurzen Auseinandersetzung.

Während uns der Prüfer vor den Menschen fressenden Monstern im Sumpf warnte, ertönte plötzlich hinter der Ecke ein Warnruf: „Lasst euch nicht täuschen!" Wir blickten alle zu dem Fremden, der hervorkam und ein solches Monster mit sich zog. Der Kopf von diesem Wesen ähnelte dem vom Prüfer Satotz, weshalb er von dem Mann beschuldigt wurde, in Wahrheit eines dieser besagten Monster zu sein. Natürlich fielen die meisten auf diesen blöden Trick herein und zweifelten an der Identität der Prüfers. Doch bevor ich eingreifen konnte, sah ich Karten durch die Luft fliegen, die mich fast getroffen hätten. Verwundet von diesen fiel der Fremde tot zu Boden, Satotz hingegen hat sie mit Leichtigkeit gefangen. Abgelenkt von dem vermeintlich toten Monster, das der Fremde zuvor mit sich gezogen hatte und nun vom Boden aufsprang und sich von uns entfernte, merkte ich nicht, was sonst um mich herum geschah.

Nun bestand unsere Aufgabe darin, aus dem nebeligen Sumpf, welches voller Monster gefüllt war, herauszufinden. Schnell verlor ich alle aus den Augen, jedoch vernahm ich einige Schreie, was mir zeigte, dass viele Schwierigkeiten und vielleicht sogar schon ihr Leben verloren hatten. Zum Glück hatte noch keines der Monster meinen Weg gekreuzt, was sich aber schnell änderte, als ich etwas Unbekanntes hinter mir vernahm. Ohne mich umzudrehen, lief ich ganz schnell weg, um keine Kraft in einem überflüssigen Kampf zu verschwenden.

Nachdem ich geglaubt hatte, entkommen zu sein, sah ich plötzlich wieder einige dieser Karten um mich herumfliegen. Etwas weiter weg von mir konnte ich durch den dichten Nebel nur ganz leicht zwei Gestalten erkennen, doch eine davon lag reglos am Boden. Als ich mich etwas näherte, um das Geschehende besser beobachten zu können, konnte ich feststellen, dass die am Boden liegende Person höchstwahrscheinlich tot war. Das Gesicht der stehenden hingegen konnte ich nicht erkennen, da sie mit dem Rücken zu mir stand. Es war mir jedoch nun klar, dass diese Person der Ursprung der fliegenden Karten sein musste.

Ich wollte schnell weg, um keiner Gefahr ausgesetzt zu sein, als mich diese plötzlich bemerkte. „Ich hätte niemals gedacht, dich hier zu treffen, Iko", sagte der Besitzer einer mir bekannten Stimme und drehte sich langsam zu mir um, als sich meine Augen weiteten.