3. Kapitel - Leorio

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„Also, was glaubst du, kommt als Nächstes auf uns zu?", fragte er mich interessiert. Den Kopf zu mir drehend, sah er, wie ich gähnte und musste schmunzeln. Schnell blickte er wieder aus dem Fenster und wartete auf meine Antwort. Während ich diese aussprechen wollte, aber erneut gähnen musste, ergriff Kurapika wieder das Wort: „Du scheinst ziemlich erschöpft zu sein. Ich will dich nicht weiter aufhalten. Soll ich dich zu deinem Schlafplatz begleiten?" Zustimmend nickte ich und sah ihn sanft lächeln. Wir machten uns auf den Weg und weil er nicht wusste, wo sich der Ort befand, folgte er mir einfach.

Schon ganz benommen von der Müdigkeit nahm ich nur noch wenig war. Was mir aber nicht entgehen konnte, waren die Schreie eines Mannes hinter uns. „Kurapika!", rief er lauthals. Hm, es war wieder der Riese, den ich immer bei Kurapika sah. Er sah aus wie ein Mann in seinen Dreißigern. „Du wirst nicht glauben, was ich gerade erfahren habe! Tonpa meinte gerade zu mir, dass wir gar nicht aufgeweckt werden. Wenn wir jetzt schlafen gehen, verpassen wir die nächste Prüfung! Sollen wir uns beiden Schichten abwechseln, damit wir auch sichergehen können, dass wir beide wach sind?", sprach er, als er nah genug war. Genervt rollte ich mit den Augen. Immer waren alle so naiv.

„Beruhige dich, Leorio", sagte Kurapika, „Du müsstest doch schon langsam gemerkt haben, dass Tonpa immer wieder Lügen erzählt, um es uns Anfängern schwer zu machen." „Was? Stimmt das echt? Dabei kam der mir gerade so glaubwürdig vor! Der Mistkerl! Beim nächsten Mal kann der was erleben. Komm jetzt, ich möchte keine Zeit mehr verschwenden!" Ganz schön aufgeregt war der. Er hat mich nicht einmal bemerkt.

Da wir nun aber auch direkt vor meinem Schlafplatz standen, drehte ich mich zu Kurapika: „Nun, ich bedanke mich für die Begleitung hierher. Wir sehen uns dann morgen bei der nächsten Prüfung wieder." Er wünschte mir eine gute Nacht, ehe er sich zu Leorio wandte und sie gemeinsam fortgingen.

Nachdem ich mich auf mein provisorisches Bett gelegt hatte, musste ich an das vorherige Gespräch mit dem Jungen denken. Viele Gedanken konnte ich aber nicht daran verschwenden, da ich sofort völlig erschöpft einschlief.

Eine lange Nacht war das jedoch nicht, denn ich musste bereits nach wenigen Stunden wieder aufstehen. Aus dem Fenster sah man schon den nächsten Prüfungsort. Das vermutete ich zumindest, denn wir steuerten direkt auf einen hohen Turm zu, der kein Ende zu haben schien.

Als das Luftschiff uns dort absetzte, wurde uns die nächste Aufgabe gestellt: Wir mussten innerhalb von 72 Stunden das Ziel erreichen, und das befand sich am Grund des Turmes. Während einige erfolglos den lebensmüden Versuch gewagt haben, hinunterzuspringen, begannen andere, sich in Luft aufzulösen, denn als ich mich umblickte, sah ich weder Kurapika, noch Gon, Killua und deren vermeintlichen Freund namens Leorio.

Ich bewegte mich in die Richtung, in der sie zuvor standen, als sich plötzlich der Boden unter meinen Füßen verschob und ich in ein Loch fiel. Nach einem etwas unerwarteten und leicht schmerzhaften Aufprall auf den Boden, vernahm ich plötzlich bekannte Stimmen. „Iko! Bin ich froh, dass du bei uns gelandet bist!", rief Gon fröhlich und grinste mich breit an. Ich blickte mich um und erkannte nach der Reihe Gon, Killua, Kurapika und den Mann namens Leorio, der mich überrascht ansah. „Ah, ich glaube, wir kennen uns noch nicht. Ich heiße Leorio. Freut mich!" Ich stand vom Boden auf und verbeugte mich leicht, während ich erwiderte: „Ich glaube, ich habe Sie gestern schon gesehen, als Sie mit Kurapika über Tonpa sprachen. Ich bin Yumiko Asai, aber bitte nennen Sie mich nur Iko, Herr Leorio."

Empört rief er: „Was sollen denn die ganzen Höflichkeiten? Ich bin doch nur ein Teenager, genau wie Ihr! Schreib dir das hinter die Ohren! Leorio reicht!" Die jüngeren beiden mussten lachen, Kurapika aber hielt sich sein Lachen zurück und kicherte nur.

Während mir Leorio genauer erklärte, wieso ich hier gelandet bin und was wir zu tun hatten, und erwähnte, dass noch eine Person fehlte, damit wir auch voranschreiten konnten, öffnete sich plötzlich erneut eine Luke, und natürlich fiel niemand anderes als Tonpa zu uns herunter. „Na sieh mal einer an, gerade den Kerl haben wir gebraucht." Ich glaube, man hat uns allen die Enttäuschung an den Gesichtern ablesen können, und zwar besonders bei Leorio, nachdem er jenes gesagt hatte.

„Na das wird ein Riesenspaß werden", sagte Killua, meinte es aber nicht ernst und verdrehte die Augen. Ich jedoch musste zugeben, dass ich mich auf diese Aufgabe freute, da sie die Möglichkeit bot, meine Kameraden besser kennenzulernen. Abgesehen von Tonpa natürlich...

Scharlachrote Augen (Kurapika FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt