4. Kapitel - Majtani

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Nachdem wir mehrere Entscheidungen gemeinsam als Gruppe treffen mussten und so durch Mehrheitsstimmen unseren Weg bestimmt haben, kamen wir schließlich zu einem Abgrund, den wir nicht überqueren konnten. Bevor wir überhaupt überlegen konnten, wie wir die Schlucht überwinden sollten, erschienen auf der anderen Seite der scheinbar endlosen Tiefe plötzlich mehrere düster wirkende Gestalten. Einer von ihnen, der vermutlich der Anführer war, erklärte uns die Situation.

Jeder von uns musste gegen eine der Gefängnisinsassen kämpfen und dabei durften wir nicht mehr als drei Niederlagen einstecken. Tonpa wollte gegen den Anführer namens Bendot kämpfen, was aber leicht sonderbar wirkte, da es klar war, dass er keine Chance hatte. Ohne große Überraschung gab er sofort nach dem Startsignal auf. (disappointed but not surprised)

Als zweites meldete ich mich. Vor mir stand nun ein Straftäter, der sehr beängstigend wirkte. Doch ich war, was meine Fähigkeiten betrifft, sehr selbstsicher. Obwohl ich auf einen Kampf eingestellt war, schlug mein Gegner plötzlich vor, keine Gewalt anzuwenden. Stattdessen gab er mir ein Rätsel, das ich lösen musste, um zu gewinnen. Nachdem ich widerwillig zugestimmt hatte, fing er an zu sprechen: „Nun gut. Es war eine Mutter, die hatte vier Kinder. Das erste war unersättlich und hat fortwährend gegessen. Das zweite war wendig und mit den Händen kaum zu packen. Das dritte lag den ganzen Tag regungslos da und das vierte Kind war unsichtbar. Nenne mir nun den Namen des vierten Kindes. Liegst du richtig, gewinnst du diesen Kampf."

Ich wusste, dass er mit diesem Rätsel einfach nur Zeit schinden wollte. Nach anfänglicher Überzeugung fing ich langsam an daran zu zweifeln, ob ich es lösen konnte. Ich ging die Sätze nochmal in Ruhe in meinem Kopf durch, konnte aber keine Antwort finden. Ich war kurz davor aufzugeben, als mir wie durch einen Geistesblitz eine Idee kam.

„Luft! Die Antwort ist Luft."

Die Augen des Mannes, der mir gegenüberstand, weiteten sich, was mich darauf deuten ließ, dass meine Antwort richtig war. Ich musste schmunzeln, als er fragte, wie ich darauf gekommen war, und begann zu erklären: „Ganz einfach. Das zweite war am Eindeutigsten: Es ist Wasser, denn schließlich kann man Wasser nicht mit den Händen packen, da es sehr wendig ist. Daraus konnte ich schließen, dass das erste Feuer sein muss, da es sich immer weiter ausbreitet und alles mit seinen Flammen aufschlingt. Folglich handelte es sich hier um die vier Elemente. Demnach muss das dritte Kind Erde sein, da sich Erde schließlich nicht bewegt. All das ließ mich schließlich zu dem Entschluss kommen, dass der Name des vierten Kindes nur Luft sein kann, und wie es scheint, liege ich damit richtig."

Alle Augen waren erstaunt auf mich gerichtet. „Ich schätze, ich habe gewonnen", sagte ich und ging triumphierend zurück zu den anderen. Meine Kameraden (außer Tonpa) lächelten mir erleichtert zu. Kurapika kam auf mich zu und legte beim Vorbeigehen seine Hand auf meine Schulter. „Gut gemacht." Er war nun als nächstes dran.

Gespannt aber auch leicht besorgt schaute ich zu ihm, der vor einem Gegner stand, der ziemlich stark aussah. Anders als bei meinem Kampf ging es um mehr als nur Intelligenz. Sein Gegenüber zögerte nicht, Gewalt anzuwenden. Doch noch bevor es dazu kam, begann der Gefangene zu sprechen und behauptete, er sei ein Mitglied der Phantom Troupe und dass die Herzen auf seiner Brust für die von ihm getöteten Menschen stand. Geschockt schauten wir alle zu ihm. Da er mir bereits seine Vorgeschichte erzählt hatte, wusste ich, welche Wirkung diese Aussage auf Kurapika hatte. Kurze Zeit war es still. Es herrschte eine angespannte Stimmung und ich konnte die Situation nicht einschätzen. Er bewegte sich nicht und blieb wie angewurzelt auf derselben Stelle stehen.

Meine Gedanken wurden jedoch unterbrochen, als Kurapika in dem Bruchteil einer Sekunde vor seinem Gegner stand und diesen zu Boden schlug. „Erwähne diese Gruppe nie wieder, sonst wird das ein übles Nachspiel für dich haben." Er drehte sich zu uns und ich sah seine scharlachrot glühenden Augen. „Prahle nicht so mit einer Lüge. Wärst du nämlich ein Teil von ihnen, würde deine Mitgliedszahl auf dem Körper der Spinne stehen, doch das tut sie nicht. Außerdem haben sie schon viel zu viele Leute getötet, um noch zu wissen, wie viele es waren."

Nach diesem Satz kam er zu uns zurück und setzte sich hin. Nun war der Teenager Leorio an der Reihe, doch statt ihm zuzusehen, ging ich zu Kurapika, der betrübt an die Wand gelehnt auf dem Boden saß. Ich nahm seine Hand und wollte ihm motivierende Worte zusprechen, als er mich in eine innige Umarmung zog. Überrascht von dieser Tat wollte ich zum Reden ansetzen, merkte aber, dass er langsam begann, sich zu entspannen, und schwieg, ehe ich sie erwiderte. 


Scharlachrote Augen (Kurapika FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt