Scharlachrote Augen (Kurapika FF)

7. Kapitel - Lippo

Endlich spürte ich nach längerer Zeit wieder Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Vor uns stand der Prüfer, Lippo, und berichtete uns, dass wir nur mehr zwei Prüfungen zu bestehen hätten, um ein anerkannter Hunter zu werden. Von Weitem konnte ich eine Insel erkennen. Ich vermutete, dass sie etwas mit der nächsten Prüfung zu tun haben könnte. Das bestätigte sich, nachdem der Prüfer uns den Ablauf der kommenden Prüfung erläuterte. Jeder Kandidat musste aus einer kleinen Kiste ein Los ziehen, auf welchem die Nummer eines anderen Teilnehmers stand. Diesem musste man die Nummer auf der Insel stehlen. Wie man das anstellte, war komplett egal. Dabei wurde mir schon ein bisschen mulmig im Bauch.

Die Auslosung begann. Jene Person, welche vorher den Trick Tower als erstes überwältigt hatte, war bei der Ziehung zuerst an der Reihe. Es überraschte mich nicht, dass dies Hisoka war. Natürlich gab er seine Nummer nicht preis. Ihm folgte der mir suspekte Gittarackur, dessen Körper von Nadel übersäht war. Ich hoffte, dass es nicht er war, der meiner Nummer gezogen hatte. Nachdem diejenigen, die vor uns die Prüfung beendet hatten, fertig waren, kam schließlich Kurapika als Einundzwanzigster an die Reihe. Danach waren Gon und Killua dran und anschließend auch ich. Schlussendlich zogen auch Leorio und Tonpa ihre Nummer und waren somit die Letzten.

Ich blickte auf mein Nummernschild und schaute mich um, um meinen gezogenen Kandidaten zu identifizieren. Es war ein schlanker Mann mit schwarzen schulterlangen Haaren, braunen Augen und einem eckigen Kinn. Seinen Charakter konnte ich nicht einschätzen, allerdings wirkte er verhältnismäßig harmlos. Es war die Nummer 89, Shishito. Zum Glück war es niemand, dem ich nahestand. Genauso sehr hoffte ich aber auch, dass keiner, der mir wichtig war, mich gezogen hatte.

Nachdem uns das Punktesystem erklärt worden war, stiegen wir nacheinander auf das Schiff, welches uns zur Insel brachte. Ich war relativ erleichtert, da es uns trotzdem möglich war zu gewinnen, ohne die Nummer der gezogenen Person zu erlangen. Während wir die Fahrt mit Warten verbrachten, sprach eine Reiseleiterin zu uns, die viel zu motiviert zu sein schien. Alle hatten ihre Nummernschilder bereits abgenommen. Sie wünschte uns noch viel Glück, was ich allerdings fast überhörte, da ich zu sehr auf die nächste Prüfung konzentriert war, und ging weg.

Mein Gedankengang wurde unterbrochen, als ich eine jugendliche Stimme am Ende der Pubertät vernahm. „Falls du später mein Ziel sein solltest, würde ich dich, ohne zu zögern, gnadenlos jagen." Verwirrt von dieser plötzlichen Aussage schaute ich zu Leorio und merkte, dass dieser mit Kurapika sprach. „Das ist doch selbstverständlich", er öffnete seine Augen blickte zu mir, „Ich würde keine Ausnahme machen. Auch nicht bei dir, Leorio." Dieser sprang erschrocken zurück: „Bin etwa ich dein Ziel?" Lächelnd wandte Kurapika seinen Blick von mir zu ihm: „Das war nur eine Hypothese. Aber um dich zu beruhigen: Ich kann dir versichern, dass du nicht mein Ziel bist." Er stand auf und ging fort von Leorio, welcher zunächst etwas perplex dastand, ihm dann aber noch etwas hinterherrief: „Du bist aber auch nicht meines!"

Ich schaute zu dem Mitglied des Kurta-Klans und sah, dass er auf mich zukam und sich neben mich setzte. „Du wirst mir wohl nicht sagen, wen du hast", sagte er mir zulächelnd. „Naja, eigentlich würde ich es nicht preisgeben, aber weil es keiner von uns ist, hat es ohnehin keine Konsequenzen. Ich habe Nummer 89. Das ist der Typ mit den langen dunklen Haaren." Er schaute sich nach ihm um und als er ihn erblickte, musterte er ihn sorgfältig. „Ach so, bei ihm solltet du keine größeren Schwierigkeiten haben."

Ermutigt von seiner ehrlichen Einschätzung, war meine Nervosität gesunken. „Da ich nun verraten habe, wen ich gezogen habe, würde mich auch interessieren, wen du hast", gespannt blickte ich zu ihm. Schmunzelnd schüttelte er leicht den Kopf. „Das wüsste ich selbst gerne, denn bevor ich überhaupt prüfen konnte, wer es ist, haben alle ihre Schilder bereits weggesteckt." Mitfühlend schaute ich ihn an. Welche Nummer er aber genau hatte, sagte er mir trotzdem nicht. Dabei hätte ich ihm doch helfen können.

Nach etwas weniger als zwei Stunden hielt das Schiff endlich und wir waren bei der Insel. Die Reiseleiterin erschien wieder und erklärte uns den restlichen Vorgang. Wieder betrat einer nach dem anderen die Insel, beginnend mit Hisoka und endend bei Tonpa. Kurapika ging gerade als Nächster los, als ich ihm noch viel Glück wünschte. Er schaute lächelnd zu mir und winkte, ehe er zwischen den Bäumen verschwand. Nach Gon und Killua war dann auch endlich ich dran. Ich konnte es kaum abwarten. Die beiden verabschiedeten sich ebenfalls von mir und als Killua schließlich weg war, konnte ich auch vortreten.

Ich war sehr aufgeregt und freute mich ironischerweise auf das, was nun auf mich zukam. Mit einem letzten Blick zurück zu Leorio, welcher noch darauf wartete, losgehen zu können, wandte ich mich dem dichten Wald vor mir zu.