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🎵 Hold on (stripped Version) - Laura Tesoro

"Steff?"

Verdammte scheiße.

Natürlich kann nicht alles so laufen, wie ich es gerne hätte. Was erwartest du eigentlich?

Es passiert nämlich genau das Gegenteil. Wie soll es auch anders sein.

Derjenige, dem ich am Allerwenigsten begegnen wollte, der steht jetzt nur wenige Meter hinter mir.

Ein paar Sekunden bleibe ich einfach stehen und schließe kurz die Augen, bevor ich mich langsam zu ihm umdrehe.

"Hey Mark, wie schön dich zu sehen!" Ich versuche ihn durch meine Maske hinweg anzulächeln und hoffe, dass meine Mundwinkel zumindest ansatzweise meine Augen erreichen.

Es ist wirklich schön. Auch wenn ich ihn im Moment mehr dafür verfluche, dass er auch genau jetzt hier ankommen muss.

Seit Tagen freue ich mich schon auf dieses Wiedersehen. In meiner Vorstellung sah es allerdings ganz anders aus, als jetzt in der Realität.

Gerne würde ich ihm jetzt in die Arme springen und ihm sagen, wie sehr er mir die letzten Wochen gefehlt hat.

Es ist lange her, dass wir uns zuletzt gesehen haben. Das letzte Mal war Anfang des Jahres bei unserem Konzert in Berlin, als er uns dort besucht hat. Durch den Lockdown knapp einen Monat später sind auch wir gezwungener Maßen auf Telefonate umgestiegen und hatten die letzten Wochen aber weniger Kontakt, weil jeder mit seinen eigenen Projekten beschäftigt war.

Mark hatte ja für kurze Zeit seine eigene Show im Fernsehen, die er vorbereiten musste und wir sind mit unserem Projekt "Silbermond Wäbshow" durchgestartet und haben zwischendurch einen neuen Song homerecorded.

Zu gerne würde ich ihm auch zeigen, wie froh und erleichtert ich über seine Anwesenheit bin. Es beruhigt mich unheimlich, einen vertrauten Menschen an meiner Seite zu wissen. Wäre Mark nicht hier, dann wäre ich heute morgen höchstwahrscheinlich gar nicht erst ins Auto gestiegen.

Wie soll er das auch alles erkennen, wenn ich nichts mache. Ich springe ihm nicht in die Arme, rede nicht wie sonst einfach drauf los und selbst die Freudentränen, die manchmal kommen bleiben heute weg.

Stattdessen stehe ich da, Augenringe, als hätte ich zwei Wochen nicht geschlafen und von meiner Kleidung ganz zu schweigen. Meine weinroten DocMartens passen überhaupt nicht zu der schwarzen Culotte-Hose und das weiße Spitzentop unter meiner dunkelgrauen Jeansjacke kommt aus der letzten Ecke meines Schranks - ungebügelt versteht sich.

Und was macht Mark?

Er sagt gar nichts. Dagegen liegt sein Kopf leicht schief und er mustert mich mit einem Ausdruck, den ich nicht deuten kann. Nein, er scannt mich. Die Tatsache macht mich nervös und gleichzeitig überrascht sie mich nicht. Was hätte ich auch anderes von ihm erwarten sollen? Er kennt mich. Viel zu gut. Natürlich fällt es ihm auf.

Langsam nimmt sein Kopf eine neutrale Haltung an und sein Blick wird immer deutlicher und - fuck. Seine Augenbrauen ziehen sich fragend nach oben, während er mich zugleich verwirrt ansieht. Jetzt schaut er besorgt.

Es ist wie immer. Erst fragend, dann verwirrt, dann besorgt. Nichts hat sich geändert. Natürlich hat sich nichts geändert.

Genau das ist der Grund, warum ich ihm jetzt nicht begegnen wollte. Selbst, wenn ich wie ein Honigkuchenpferd grinsen und ihm freudig in die Arme springen würde, ihm würde es auffallen. Wie ihm eben immer alles auffällt.

Er muss nicht nachfragen und ich muss nichts antworten. Wir beide wissen genau, was der andere jetzt sagen würde. Er würde fragen, was los sei und ich würde antworten, dass ich nicht reden will.

Ich halt' dich fest - [Steff × Mark]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt