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🎵 Lose my mind (Acoustic) - Dean Lewis

Tag eins, play. Tag zwei, play. Tag drei, play.

Der Film beginnt jeden Morgen von Vorne. Er spielt sich täglich neu ab und trotzdem kenne bisher nur den Anfang und das Ende. Den Teil in der Mitte überspringe ich immer.

Jeder Tag beginnt gleich und endet gleich. Bis auf die unterschiedlichen Termine im Studio ändert sich kaum etwas.

Die Schlummertaste meines Weckers drücke ich jeden Morgen gleich oft, bis ich dann irgendwann erschrocken feststelle, dass der Fahrer schon längst vor meiner Tür steht und auf mich wartet. Es ist kaum zu glauben, aber bisher habe ich es tatsächlich immer geschafft meine morgendliche Routine nicht wie sonst in einer Stunde, sondern in zehn Minuten erledigen. Natürlich auch nur, weil ich die Hälfte einfach weglasse.

Auch der Minutenzeiger steht fast immer auf der gleichen Stelle, wenn ich mich mal wieder außer Atem auf die Rückbank des Vans fallen lasse. Dieser ist wahrscheinlich auch der einzige Grund, für den ich bisher jeden Tag den Fuß aus meinem Bett und besonders aus meiner Wohnung gesetzt habe. Ansonsten hätten mich die Produzenten schon nach dem ersten Tag nicht mehr zu Gesicht bekommen, da bin ich mir ziemlich sicher.

Sobald das Studio betrete fühle ich mich wie ein ferngesteuerter Roboter, der nur durch Anweisungen funktioniert. Mein Kopf schaltet sich von da an automatisch ab und das, bis ich das Gebäude abends wieder verlasse.

Es beginnt schon mit der Temperaturkontrolle am Eingang, die mittlerweile wie von selbst passiert wenn jemand durch die Tür tritt. Bei grünem Licht folgt direkt der Coronatest, an den ich mich wahrscheinlich nie gewöhnen werde. Genauso wie an alle anderen Hygieneregeln.

So viel habe ich mir noch gemerkt. Genauso wie meine morgendliche Tasse Kaffee, ohne die ich - erst Recht nicht im Moment - keinen Tag überstehen würde.

Sogar die Standpauken meines Make-Up Artisten sind schon zur Gewohnheit geworden. Immerhin gibt er mir täglich zu verstehen, dass meine Augenringe nicht besser, sondern immer schlimmer werden und er Mühe hat sie zu überdecken. Wenn das ein Profi sagt muss das schon etwas heißen. Trotzdem bin ich alles andere als stolz darauf.

Seine Versuche mich zum Reden zu bringen oder mich mit lustigen Sprüchen aufzumuntern, hat Philipp inzwischen auch aufgegeben. Schließlich habe ich ihm am zweiten Tag ziemlich deutlich - vielleicht auch ein wenig zu deutlich - zu verstehen gegeben, dass ich alles andere brauche als Tipps für besseren Schlaf oder Empfehlungen von irgendwelchen Beautyprodukten gegen Augenringe. Seither spricht er mich nur noch auf das Notwendigste an, wofür ich ihm ziemlich dankbar bin.

Ein Glück kennt Philipp mich schon lange genug um zu wissen, dass ich an besseren Tagen durchaus das genaue Gegenteil von meinem momentanen Zustand bin. Sowohl äußerlich als auch innerlich.

Ab dem Moment, in dem ich meine Garderobe verlasse, ist jede Minute durchgetaktet. Die Agenda mit den anstehenden Terminen habe ich dabei nie im Kopf. Wie soll ich auch, wenn mein Handy schon seit zwei Tagen unangerührt in meiner Handtasche liegt. Zum Glück habe dieses Jahr Yvonne an meiner Seite, die für mich den Überblick behält und alles für unser Team organisiert.

Ohne meine Teampartnerin wäre ich definitiv schon längst aufgeschmissen. Yvonne ist die einzige von uns, die einen Plan von dem Ganzen hat, von dem ich nicht die geringste Ahnung habe. Ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht.

Oft komme ich mir vor wie bei einem Marathon, wenn wir von einem Termin zum nächsten laufen und dabei kaum Zeit zum Durchatmen bleibt. Wir geben Interviews, posieren für Pressefotos, proben für das Opening, besprechen den Ablauf der Aufzeichnungen und bekommen bestimmt fünf mal am Tag die Hygieneregeln vor gepredigt. Trotzdem habe ich noch immer keine Ahnung, wie ich mich während der Aufzeichnungen verhalten muss.

Ich halt' dich fest - [Steff × Mark]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt