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🎵 Little do you know - Alex & Sierra

Underneath it all I'm held captive by the hole inside. I've been holding back for the fear that you might change your mind. Normalerweise hätte ich das Lied einfach überspringen oder meine Kopfhörer absetzen und mich auf den bevorstehenden Tag freuen können. Aber ich mache es nicht. Stattdessen sitze ich mit Tränen in den Augen auf der Rückbank des Vans, der mich zum The Voice Studio bringen soll und lasse das Lied weiter laufen. Das Brennen in den Augen wird mit jedem Wort, das durch meine Kopfhörer in mein Ohr dringt, stärker. Die Tränen, die inzwischen über mein Gesicht laufen bemerke ich kaum. Cause little do you know, I love you 'til the sun dies. Ich beiße so fest auf meine Lippe, dass ich das Blut bereits in meinem Mund schmecken kann.

Ein Glück trennt eine Plexiglasscheibe den Fahrerbereich vom hinteren Teil, in welchem ich sitze. Sonst hätte der Fahrer jetzt sicher das Schluchzen gehört, was meinen Lippen entweicht, bevor ich etwas dagegen tun kann. In diesem Moment verliere ich völlig die Kontrolle über mich und mein Körper beginnt unaufhörlich zu beben. Schnell halte ich mir die Hand vor den Mund und kann im Inneren nur hoffen, dass der Fahrer nicht nach hinten schaut. Mit zitternden Händen reise ich mir schnell die Kopfhörer aus den Ohren und werfe sie in meine Tasche. Ich schließe die Augen und atme ein paarmal tief ein und aus, bevor ich meinen Kopf erschöpft an die kalte Fensterscheibe lehne. Verdammt nochmal Steff, beruhige dich jetzt und konzentriere dich auf deine Arbeit.

Ich kann es selbst kaum glauben, dass ich vor weniger als zwölf Stunden noch singend und lachend durch unsere Wohnung getanzt bin, so sehr habe ich mich auf diesen Tag gefreut. Endlich wieder Musik machen, mit jungen Menschen seine Leidenschaft teilen und diese ein Stück auf ihrem musikalischen Weg begleiten. Genau das, was man in dieser Zeit braucht. Ja, in dieser Zeit ist das wirklich Balsam für die Seele.

Das Jahr bisher war anders, es war seltsam, befremdlich, angsteinflößend. So oft saß ich die letzten Monate an meinem Schlafzimmerfenster und verbrachte Stunden damit auf die leeren Straßen Berlins zu schauen. Diese sonst so belebte Stadt war leergefegt. Nichts war mehr so, wie wir es kannten und die Welt wurde auf einmal von einem Virus beherrscht, von dem vor einem Jahr noch kein Mensch auch nur ansatzweise wusste. Das macht mir um ehrlich zu sein Angst. Keiner weiß, wie es weitergeht. Wann sich diese Pandemie wieder zurückzieht, wann die Menschen wieder auf Konzerte gehen können oder wann man seine Liebsten endlich wieder in die Arme schließen darf. Der Gedanke daran, dass so viele Menschen da draußen von heute auf morgen ihren Job aufgrund von einem Virus verloren haben, macht mich emotional und traurig.

Umso dankbarer bin ich, dass ich diese Arbeit machen kann, die mir so viel Spaß macht und dabei auch noch mit so tollen Kollegen zusammenarbeiten darf. Ja, das ist es worauf ich mich mit am meisten freue. Auf die anderen Coaches. Das mag zwar blöd klingen, schließlich sind wir da, um unsere Arbeit zu machen, aber irgendwie habe ich schon immer die Zeit Backstage mit den Mit-Coaches am meisten an The Voice genossen. Für mich ist das immer etwas besonderes, weil man während der Drehzeit so viel Zeit miteinander verbringen kann, wo man sich doch sonst kaum bis gar nicht sieht. Jeder geht danach wieder seinen Weg und hat seinen eigenen straffen Zeitplan mit Projekten. Wenn man Glück hat, sieht man sich ab und zu noch auf irgendwelchen Events wieder, aber das war auch die Ausnahme.

Ich muss zugeben, dass die Konstellation dieses Jahr schon jetzt meine liebste ist und das, obwohl wir noch nicht einmal mit dem Drehen begonnen haben. Aber ich meine, wenn man sich die Namen durchliest, dann sagt das doch schon mehr als tausend Worte.

Ich darf mir mit Yvonne den Doppelstuhl teilen, die ich zwar vorher nicht wirklich gekannt habe, aber durch die vielen Telefonate, die wir bereits geführt haben fühlt es sich an, als würden wir uns schon ewig kennen. Schon jetzt kenne ich Yvonnes Blicke in und auswendig und weiß genau, was sie denkt, wenn sie sich wieder verlegen auf die Lippe beißt oder ihre Augenbraue leicht zu zucken beginnt. Alleine diese Tatsache spricht doch schon für sich.

Dann ist da noch Mark, der mich mit seinen blöden Sprüchen und seinem Humor immer zum Lachen bringen kann. Mit dem ich aber schon so viele ernste, tiefgründige Gespräche geführt habe und der mich aus diesem Grund oft besser kennt, als ich mich selbst. Viele Leute wissen gar nicht, wie Mark hinter der Kamera ist und was er eigentlich für ein ruhiger und schüchterner Typ sein kann. Die meisten kennen ihn nur als den lustigen Mark Forster von The Voice. Nein, Mark ist einer der nettesten, liebenswertesten und tollsten Menschen, die ich kenne. Wahrscheinlich ist er daher auch einer meiner besten und engsten Freunde.

Auf einen freue ich mich aber irgendwie dieses Jahr besonders. Auf Samu. Ihn habe ich seit der letzten gemeinsamen The Voice Staffel kaum wiedergesehen, was womöglich auch der Grund für die Wiedersehensfreude ist. Er war 2014 mit mir zusammen Coach und schon da habe ich ihn sehr in mein Herz geschlossen. Sein finnischer Humor gemischt mit seinem süßen Lächeln und dem Akzent war schon damals einfach zum Dahinschmelzen. Ich habe es geliebt mich mit ihm vor und hinter der Kamera zu batteln oder ihm eins auszuwischen, als er mal wieder über die Frau hergezogen hat. Leider haben wir uns danach nur ganz selten getroffen, was aufgrund der Entfernung von Deutschland und Finnland fast selbsterklärend ist. Der Kontakt über WhatsApp hielt aber leider auch nicht so lange an.

Auf Rea und Nico freue ich mich auch sehr. Mit Rea hatte ich mich die vorherigen Staffeln auch schon immer gut verstanden und Nico war mir schon immer total sympathisch, egal ob auf Events oder bei Interviews.

Gerade in dieser Zeit muss man wirklich dankbar sein, so tolle Menschen um sich haben und dann noch gleichzeitig mit ihnen arbeiten zu dürfen. Der Gedanke an die bevorstehende Zeit entlockt mir zwischen den mittlerweile getrockneten Tränen ein leichtes Lächeln.

"Frau Kloß wir sind angekommen", erschrocken drehe ich mich schnell zur Tür und murmle ein leises "Danke" ohne den Fahrer noch einmal anzusehen. Der Arme denkt wahrscheinlich ich habe überhaupt keine Manieren, doch will ich ihm meinen Anblick heute lieber ersparen und hoffe inständig, dass er mich demnächst nochmal - nach dem heutigen Tag wahrscheinlich dann eher ungewollt - fahren muss, damit ich mich bei ihm revanchieren kann. Normalerweise bedanke ich mich noch mehrmals bei den Fahrern und stecke ihnen meist noch ein wenig Trinkgeld zu, aber heute ist mir nicht danach. Jetzt will ich einfach nur noch unentdeckt in meine geliebte Garderobe und hoffe, dass Philipp schon da ist und mir mein verheultes Gesicht wegschminken kann.

"Steff?"

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That's it - das erste Kapitel. Ich würde mich wirklich sehr über Feedback freuen. Also lasst gerne mal euere Meinung da :)

Ich wünsche euch einen schönen Abend!

°s

Ich halt' dich fest - [Steff × Mark]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt