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🎵 Too sad to cry - Sasha Sloan

Für den Rest des Tages nimmt Mark seine Worte wirklich ernst. Zu ernst.

Er folgt mir wortwörtlich auf Schritt und Tritt, egal ob auf dem Weg zum nächsten Termin, in die Garderobe, oder zum Catering. Mittlerweile komme ich mir tatsächlich vor, als hätte ich einen persönlichen Bodyguard.

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich ihn - zumindest an seinem Verhalten - wahrscheinlich nicht wiedererkennen. Er macht in meiner Anwesenheit keinen seiner Sprüche oder irgendeinen Witz, wovon er sonst nie genug machen kann. Stattdessen legt er sich die Sätze vorher zurecht und behandelt mich wie eine Porzellanfigur, die bei jedem falschen Wort oder jeder falschen Geste zu zerspringen droht.

Es ist egal, ob wir gemeinsam beim Mittagessen am Tisch sitzen oder ich während einer Drehpause einige Meter von ihm entfernt mit Yvonne spreche, sein Blick ruht ununterbrochen auf mir. Mein eigenes Lachen kann ich mir inzwischen selbst gar nicht mehr abkaufen, auch wenn ich es eigentlich wirklich ernst meinen würde. Statt selbst mitzulachen steht er ohne die Miene zu verziehen neben mir und durchbohrt mich förmlich mit seinem ernsten, ausruckslosen Blick.

Ich weiß, dass er es wirklich nur gut meint, aber er bezweckt bei mir momentan das genaue Gegenteil. Seine ständige Fürsorge macht mir von Stunde zu Stunde mehr zu schaffen.

Mein schlechtes Gewissen ihm gegenüber wächst mit jeder Sekunde, die ich erleichtert alleine in meiner Garderobe oder auf der Toilette verbringe.

Ich sollte dankbar sein, ihn zu haben und seine Besorgnis schätzen. Sollte mich freuen, dass wir nach den vielen Wochen endlich wieder Zeit miteinander verbringen können.

Stattdessen ist seine Anwesenheit eine riesige Last, die mit jedem Blick, jeder Frage, jeder Umarmung immer schwerer wird.

Der Gedanke daran schmerzt noch mehr, als der eigentliche Grund für seine Besorgnis.

Jedes Mal, wenn er mich fragt ob denn sicher alles in Ordnung sei oder ob er etwas für mich tun könne, gebe ich ihm die selbe Antwort. "Mark, es geht mir gut. Du musst dir wirklich keine Sorgen machen." Die Wahrheit ist, dass ich bei jeder Frage oder jedem seiner sorgenvollen Blicke am liebsten sofort losgeheult hätte.

Am Einfachsten wäre es, die Wahrheit einfach auszusprechen. Trotzdem tue ich es nicht.

Ich kann ihm nicht sagen, dass sein Verhalten mich nur noch mehr an die vergangenen Stunden erinnert und er mir dadurch kaum Luft zum Atmen gibt. Dass er mich damit unter enormen Druck setzt und ich drohe zusammenzubrechen, würde er nicht bald damit aufhören.

Zu keinem Preis würde ich diese Sätze in seiner Gegenwart aussprechen. Niemals.

Der einfach zu erklärende Grund dafür ist seine Reaktion. Ich weiß wie sie ausfällt, wenn ich ihm diese Worte wirklich ins Gesicht sagen würde. Und darauf kann und muss ich verzichten. Ich würde alles, wirklich alles in Kauf nehmen, um zu verhindern, dass es dazu kommt. Egal wie unaushaltbar diese Last dadurch vielleicht noch wird.

Mir ist bewusst, dass er mir die Worte nicht abkauft. Natürlich tut er das nicht, schließlich bin ich keine besonders gute Lügnerin und noch dazu wie ein offenes Buch für Mark. Ich sehe die Enttäuschung in seinem Blick, wenn ich ihm zum vierten Mal die gleiche Lüge auftische. Trotzdem gibt er mir die Zeit, die ich brauche, um ihm irgendwann davon zu erzählen. Eine Sache, die ich unglaublich an ihm schätze und wofür ich ihm immer wieder ziemlich dankbar bin.

Ich muss lächeln, als ich ihn hinter mir lachen höre. Etwas, was sonst für ihn so selbstverständlich erscheint, aber heute noch viel zu selten vorgekommen ist. Ich weiß genau wieso und dass ich der Grund dafür bin macht mich traurig. Eine weitere Tatsache, die die Last auf meinen Schultern nicht unbedingt leichter macht.

Ich halt' dich fest - [Steff × Mark]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt