-Pausiert-
»Wenn du glaubst, dass es nicht noch schlimmer werden kann, passiert genau das.«
Jody liebte es frei zu sein und für sich selbst zu bestimmen. Nichts und Niemand konnte sich in ihren Weg stellen. Bis sie eines Tages den entscheidenden Feh...
„Ich werde nun die Anwesenheitsliste durchgehen. Miss Taylor hatte mich dazu beauftragt auch nochmal eure Geburtsdaten und Wohnorte zu überprüfen, damit uns auch ja kein Fehler unterlaufen ist", sagte mein neuer Geschichtslehrer Herr Professor Weesly. Er war ein großgewachsener schlanker Mann mit einer Glatze und einer runden schwarzen Brille. Der Professor trug einen grünen Anzug mit Krawatte, passend dazu einen grünen Aktenkoffer.
„Ich vermute mal, dass grün seine Lieblingsfarbe ist", flüsterte ich Isi zu, mit der ich in der vorletzten Reihe saß. Sie kicherte und hielt sich die Hand vor den Mund.
„Gut, dann wollen wir mal", murmelte der alte Mann und zog eine lange Liste aus seinem Ordner. Gelangweilt spielte ich mich mit einer meiner Locken, während ich wartete aufgerufen zu werden. „Isabella Morgan", las der Professor laut vor und rückte sich die Brille auf der Nase zurecht. Meine Sitznachbarin neben mir stand schnell auf und nickte. „Geburtsdatum 15. März 2004, Wohnort Washington?", fragte er und hielt seinen Kugelschreiber bereit. „Das ist korrekt", antwortete sie und setzte sich wieder.
„Jody Sangster", hörte ich meinen Namen und stand so schnell auf, dass mein Stuhl fast umfiel. „Geburtsdatum 1. August 2003", sagte er und stockte. „Das ist richtig", bestätigte ich ihm brav. „Da stimmt etwas nicht", murmelte er verwirrt und kramte in seinem Ordner herum. Alle Blicke meiner neuen Mitschüler waren auf mich gerichtet.
„Professor Weesly", sagte ich etwas lauter, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. „Das ist richtig so", wiederholte ich mich, doch er schüttelte den Kopf. „Wenn das hier wieder einer eurer Streiche sein sollte, löst ihn jetzt auf!", meinte er plötzlich sauer und stand auf. Leicht zuckte ich zusammen und sah zu Isi hinunter, die nur verwirrt die Schultern hob.
„Das ist kein Scherz", versuchte ich ihm deutlich klar zu machen, doch er schüttelte wieder den Kopf. „Du bist hier im falschen Jahrgang", sagte er und ich runzelte die Stirn. „Du bist zu alt", flüsterte ein Junge schräg vor mir, der sich zu mir umgedreht hatte. Seine Wangen waren leicht rot und er hatte viele braune Locken.
„Professor Weesly, ich schwöre Ihnen, dass das hier kein Scherz ist. Ich bin 17 und im richtigen Jahrgang. Ich musste damals eine Klasse wiederholen", erklärte ich ihm und hoffte, dass ich mich endlich setzen konnte. Misstrauisch musterte er mich und nickte dann endlich. Erleichtert atmete ich aus.
„Entschuldigung. Des Öfteren wollen die Jahrgänge über euch mir einen Streich spielen", sagte er dann und setze sich wieder. „New Jersey, stimmt das?" Ich nickte und setzte mich. „Was ein unnötiger Aufstand", meinte Isi genervt und ich nickte.
Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
„Der Professor ist richtig sauer geworden und alle haben Jody angestarrt", erzählte Isi den Vorfall von heute Morgen. Mitleidig sah mich Sophie an. „Das tut mir leid. Der Weesly ist ein alter Kauz, mach dir nichts draus", sagte sie. „Wundert mich nicht, dass er so ausgerastet ist. Letztes Jahr haben die ihn genau mit dieser Sache verarscht. Er ist deswegen sogar zur Direktorin", schmunzelte Spencer und schien ziemlich amüsiert an dem ganzen zu sein. „Wieso musstest du damals wiederholen?", fragte Willie neugierig und legte das Besteckt in seine leere Suppenschüssel.
Wir saßen gerade alle beim Mittagessen und tauschten den üblichen Tratsch aus. Der ganze Speisesaal war vollgestopft mit uns hungrigen Schülern und eine angenehme Atmosphäre lag in der Luft.
„Ich konnte mal ein ganzes Jahr nicht mehr zur Schule gehen, da es für meinen Vater zu diesem Zeitpunkt in der Regierung nicht gut aussah. Es gab einen enormen Shitstorm und ich litt leider auch darunter, weshalb ich die Schule wechseln musste. Hat aber auch nicht viel gebracht", lachte ich am Ende. Als würde ein Schulwechsel all meine Probleme lösen. Ich schnaubte.
„Ich musste deshalb auch schon mal die Schule wechseln", seufzte Isi neben mir und stocherte in ihrem Essen herum. Irgendwie fühlte es sich gut an so offen darüber zu sprechen. Hier verstand jeder diese Probleme, weil er sie selbst durchmachen musste oder gerade muss. Auf meiner alten Schule hat das nie jemand verstanden.
„Schluss mit den negativen Gedanken!", sagte Sophie und sah auf die Uhr. „Ich kann dir und Isi gerne noch eine Schulführung machen. Ihr habt bestimmt noch nicht alles hier gesehen", sagte sie zu mir gewandt. „Aber gerne", sagten Isi und ich gleichzeitig.
„Spencer", ertönte eine hohe Stimme und wir drehten uns in die Richtung. Ein Mädchen mit langen blonden Haare kam zu unserem Tisch stolziert. Sie trug pinken Lippenstift und hatte dazu passende pinke Nägel.
Spencer drehte sich nicht zu ihr um, sondern starrte sein Essen regelrecht zu Tode. „Spencer Schatz", sagte sie und setzte sich auf seinen Schoß. Vor uns allen drückte sie ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund. Überrascht hob ich meine Augenbrauen. Als ich zu den anderen sah, waren die genauso verblüfft wie ich.
„Kommst du mit?", fragte sie ihn mit einem süßen lächeln und zeichnete mit ihren langen Nägeln kleine Kreise auf seine Brust. Spencer hatte immer noch nichts gesagt, geschweige denn sie angesehen.
„Wohin denn", brummte er dann und hielt ihre Hand fest. „Das weißt du doch", kicherte sie, stand auf und zog ihn mit sich hoch. Ohne uns nochmal anzusehen verschwanden die beiden aus dem Speisesaal.
„Wusstest du, dass er eine Freundin hat?", fragte Sophie ihren Bruder und war ganz entsetzt. „Nein. Vor allem nicht die", antwortete Willie und schüttelte den Kopf. „Wer ist sie denn?", hakte Isi nach. Ein Glück, dass ich das nicht fragen musste. Sophie würde sonst sicher denken, dass ich Interesse an ihm hätte.
„Spencers neue Freundin ist in unserem Jahrgang und heißt Linsey Sheldon", erklärte Willie und verdrehte dabei die Augen. „Sheldon?", fragte ich schockiert und ballte meine Hände zu einer Faust. Die beiden Geschwister nickten gleichzeitig. „Wieso, kennst du sie?", fragte Isi verwirrt und drehte sich in meine Richtung.
„Unsere Väter treten einander um den Platz als Gouverneur von New Jersey an", erklärte ich und atmete tief aus. „Ihr Vater hat zu dem Shitstorm beigetragen und Linsey selbst hatte in einem Interview über mich geredet, als wäre ich der schlechteste Mensch der Welt, obwohl wir uns gar nicht kannten. Ich sehe sie heute zum ersten Mal", fuhr ich fort.
„Dieses Biest muss ja von irgendwo her ihre Boshaftigkeit haben", grummelte Sophie und schüttelte den Kopf. „Ich hoffe Spencer ist nicht wirklich mit der zusammen. Das passt nicht zu seiner Art", überlegte Willie laut. „Ist mir jetzt auch egal. Willie kann ja mitkommen, wenn du uns das Gebäude zeigst", schlug ich vor und gemeinsam standen wir auf.