1. Kapitel

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„Das war vielleicht ein anstrengender Schultag!", jammerte Liv. Sie war etwas kleiner, als andere in ihrem Alter, hatte goldblonde kurze Haare und azurblaue Augen. Sie war ein auffallend hübsches Mädchen.
„Ach, wir haben doch nur zwei Exen geschrieben", versuchte Maila sie zu trösten. Sie war groß, hatte lange braune Haare und grasgrüne Augen, die ihr den Ausdruck verliehen, als wäre sie stark und unverwundbar. Auch benahm Maila sich so, aber in Wirklichkeit war sie keine Kämpferin. Sie war zart und sensibel. Außerdem war sie eine Waise. Sie wusste nicht wer ihre Eltern waren, denn sie war schon ganz früh zu einer Pflegefamilie  gebracht worden. Zwar war ihre Pflegefamilie sehr nett, doch Maila nahm sich trotzdem fest vor ihre richtigen Eltern zu finden.
„Aber ich konnte beide Exen nicht!", klagte Liv.
Die Mädchen gingen auf das Gymnasium des Ortes. Die Schule war sehr anspruchsvoll und es war schwer sich zu behaupten und nicht durchzufallen.
Maila, Liv und Nausikaa waren beste Freundinnen und gingen alle in die gleiche Klasse.
Maila und Liv liefen zielstrebig auf ihren Lieblingspark in der Stadt zu. Dort würden sie Nausikaa treffen. Sie war größer als alle anderen und hatte karottenrote, lockige Haare, weshalb sie diese immer zu einem Zopf band, und braune Augen. Sie war anders als gewöhnliche Kinder und hob sich nicht nur durch ihr Äußeres ab, auch die Art, wie sie sich bewegte, wie sie sprach und wie sie aß, war anders. Man konnte nicht sagen, was genau anders war, aber irgendetwas war es. Außerdem hatte sie ein besonderes Gespür für ihr Umfeld. Sie wusste zum Beispiel, wenn jemand traurig war oder was ein Lehrer dachte.
Nausikaa hatte im Unterricht vorgetäuscht sich krank zu fühlen und war deshalb gegangen.
Im Park trafen sich die Mädchen immer wenn sie zusammen sein wollten.
„Was ist passiert? Geht es dir gut?", fragte Liv besorgt.
„Ja, mir geht es gut. Ich habe die beiden Exen kommen sehen und ich hatte nicht gelernt. Also habe ich so getan als ginge es mir nicht so gut!", antwortete Nausikaa mit einer Mischung aus Stolz und Verlegenheit.
„Da gebe ich dir recht, ich wäre auch gerne abgeholt worden, um den Exen zu entgehen. So habe ich jetzt zwei Vierer kassiert. Wenn ich nicht bald besser werde, dann werde ich nicht in die 8.Klasse kommen!", klagte Liv.
„Ihr könnt doch nicht einfach die Ex schwänzen!", rief Maila entsetzt.
„Du bist ja auch die Klassenbeste!", motzte Liv trotzig.
„Ach, ist doch egal. Lass uns lieber entscheiden, was wir heute unternehmen", überlegte Nausikaa, „Aber zwischen 16:00 Uhr und 19:00 Uhr kann ich nicht!"
Das konnte Nausikaa noch nie. In genau dieser Zeit konnte man sie nie erreichen. Das hatten ihre Freundinnen schon oft genug probiert.
Doch keiner hatte heute Zeit, sodass kein Treffen zustande kam.

Nachdem Liv, Maila und Nausikaa gegangen waren, schlich sich eine Gestalt zum Treffpunkt und untersuchte ihn.
„So was blödes, keine Beweise!", fluchte er. Maila hörte diese Worte und drehte sich um. Sie sah eine Person in einem schwarzen Mantel gehüllt und fragte ärgerlich: „Warum schnüffelst du uns hinterher?"
„Das geht dich gar nichts an!", rief die Gestalt und griff nach ihr.
Der Gestalt viel dabei die Kapuze vom Kopf und zum Vorschein kam Ryan, der Erzfeind von Maila. Heimlich mochte Ryan Maila, doch diese hasste ihn.
„Hau ab! Lass mich endlich in Ruhe!", schimpfte sie jetzt auf ihn ein, „Wieso ich?" Ryan hielt sie jetzt so fest, damit Maila nicht wegrannte, dass es weh tat. Das sahen sogar Nausikaa und Liv. Nausikaa wollte ihrer Freundin helfen. Sie machte eine kurze Handbewegung, es stieg lila Dampf um Nausikaa auf und schon lies Ryan in Schmerzensschreie die Schulter von Maila los.
Alle starten Nausikaa an, da es aussah als hätte sie irgendetwas gemacht, damit Ryan Maila los ließ. Doch Nausikaa lief davon.
„Was ist denn jetzt passiert?", wunderte sich Liv. „Keine Ahnung, aber lassen wir sie. Sie muss bestimmt einfach mal allein sein." Maila hatte Recht und da es ohnehin gleich 16:00 Uhr war, suchten ihre Freundinnen nicht mehr nach ihr, denn zu finden war sie sowieso nicht.

Am nächsten Morgen kam Nausikaa auch nicht in die Schule. Maila machte sich Sorgen:
„Was ist nur mit Nausikaa los. Sie ist zur Zeit so komisch. Ich hoffe ihr ist nichts passiert!" Liv hatte ganz andere Sorgen. Sie hatte die zwei Exen ihren Eltern nicht gezeigt, weil sie Angst hatte, sie würden mit ihr schimpfen. In der Schule bekam sie richtig Ärger, weil die Exen nicht unterschrieben waren.
Der Unterricht war anstrengend und Liv und Maila hatten eine menge Hausaufgaben. Doch Maila störte das nicht.
„Hausaufgaben sind eine gute Übung", sagte sie immer streberhaft.
Eigentlich trafen Maila, Liv und Nausikaa sich wie immer im Park. Doch das ging heute nicht, da Nausikaa verschwunden war und Maila wusste, dass Liv Hausarrest hatte, weil sie ihren Eltern die Exen nicht gezeigt hatte.
Also beschloss Maila sich auf den Weg zu Ryan zu machen. Sie wollte ihm einen Streich spielen und ihm seinen gestrigen Überfall heimzahlen. Eigentlich war das nicht Mailas Art, sondern eher Livs. Aber Rache musste sein!
Am Schuppen angekommen, wo sich immer die schwarzen Phantome, Ryans Club trafen, stieg sie vom Rad ab und schaute durch das verstaubte Fenster, das Sicht auf Ryan gab. Alle drei saßen im Kreis beieinander.

Die Gang ging nicht in die selbe Schule, wie Maila, Nausikaa und Liv, doch neben dem Gymnasium, gab es auch eine Schule, in welche die schwarzen Phantome gingen. Dort waren sie bekannt, denn sie ärgerten ihre Mitschüler. Die Gang unterhielt sich zornig über etwas, was genau konnte Maila nicht verstehen.
Sie presste ihr Ohr an das Fenster und jetzt konnte sie die Stimmen hören:
„... eins auswischen und Nausikaa folgen!" Jetzt begann eine andere Stimme genervt zu sprechen:
„Wie sollen wir sie bitte verfolgen? Die verschwindet doch immer wieder!" Was hatten diese Unruhestifter nur wieder vor? Sie musste unbedingt Nausikaa warnen! Sie packte ihre Sachen und fuhr davon. Den Streich, den sie Ryan spielen wollte, hatte sie völlig vergessen.
Auf der Fahrt nach Hause überlegte Maila, wo sie Nausikaa finden könnte. Inzwischen war es kurz vor 16:30 Uhr. Wohin ging sie immer, wenn sie nicht zu erreichen war?
Da hatte Maila eine Idee. Sie bog in die Parallelstraße ein, in welcher Nausikaa wohnte. „Wenn sie nirgends aufzufinden war, musste sie ja zu Hause sein", dachte Maila und wunderte sich, warum sie nicht früher schon darauf gekommen war.

Maila war ein bisschen mulmig zu mute. Sie war noch nie bei Nausikaa zu Hause gewesen. Wenn Maila sie darauf ansprach, wurde Nausikaa nervös und lenkte schnell vom Thema ab. Warum, wusste Maila nicht.
Sie was Nausikaa eines Tages heimlich nachgegangen, weil sie es vor Spannung nicht mehr aushielt. Sie wusste zwar, dass dies nicht richtig war, aber sonst würde sie vor Neugier platzen. So wusste Maila jetzt, wo sie wohnte.
Das Mädchen wollte klingen, doch es gab keine Klingel. Verwundert merkte sie, dass die Tür einen Spalt offen stand. Schnell schlich sie hinein, denn ihre Neugier war zu groß. Was sie jetzt sah, wunderte die Eingedrungene. Es gab weder Möbel noch andere Dinge in diesem Haus. Und das Haus war eigentlich gar kein Haus. Eher ein Schuppen, der aus nur einem einzigen Raum bestand. Nur in der hintersten Ecke, versteckt im Schatten, entdeckte Maila etwas. Beim nähere Betrachtung fiel Maila auf, dass es sich um eine Spiegel-Komode handeln musste, doch der Spiegel spiegelte nicht.
Neugierig trat sie näher an das seltsame Objekt. Plötzlich erschien auf dem Glas ein Bild. Nicht irgendein Bild. Eines auf dem eine Landschaft abgebildet war. Es sah so aus wie im Dschungel, doch nicht so, wie Maila einen gewöhnlichen Dschungel erwartet hätte.
Die Früchte glitzern und glänzen und die Bäume, die Sträucher, sogar die Wiesen hatten andere Farben als normalerweise. Auf einmal tobte ein Affe durch das Bild. Da wurde Maila klar, dass dies gar kein Bild war.
„Ich glaube es nicht, aber dies sieht wie ein Portal aus." Das Mädchen hatte erst vor kurzem in einem Fantasy Buch darüber gelesen.
„Ich dachte das gibt es nur in Büchern. Doch dies ist real!", staunte Maila.
Mit diesen Worten streckte sie entschlossen ihren Arm in den Spiegel und wurde sogleich hinein gezogen. Maila schrie, doch selbst hörte sie sich nicht. Sie hatte Angst. Würde sie sich verletzen oder Schlimmeres? Warum hatte sie das bloß gemacht, ihren Finger in den Spiegel zu stecken? Aber alle Sorgen waren unberechtigt, denn Maila landete im weichem Moos.
Die Reisende schaute sich um, doch nichts wies darauf hin, dass sie noch in Nausikaas Schuppen war. Maila stand in dem Urwald, der auf dem Spiegel abgebildet war, denn die Früchte, die magisch aussahen glitzerten und glänzten.

Ein paar Stunden irrte sie orientierungslos durch das verwunschene  Dschungellabyrinth, doch immer kam sie wieder zurück an den Platz, an dem sie anfangs gewesen war. Maila hatte weder einen Ausgang noch Nausikaa gefunden. Frustriert setzte sie sich auf einen Stein.
Auf einmal raste ein brauner Blitz auf sie zu...

Liv war sauer. Ihre Eltern hatten ihr Hausarrest gegeben und sie sollte für die Schule lernen. Doch sie ließ sich nicht so schnell einsperren. Zum Glück hatte das schlaue Mädchen für diese Lage immer einen Ausweg. Schon vor Wochen hatte sie eine Leiter an die Hauswand gelehnt, die direkt zum Fenster ihres Zimmers führte.
„ Zum Glück habe ich das kommen sehen, irgendwann musste es ja mal passieren dass ich eine vier schreibe.", dachte Liv hinterlistig.
Schnell kletterte sie aus dem Fenster und noch schneller die Leiter hinab auf den sicheren Erdboden. Ihr war noch nicht klar, was sie heute alles erleben würde.

„ Nanu? Was hast du denn da?" Sie schaute den kleinen Affen an, der vor ihr stand.
„ Eine Nachricht, für mich?" Maila war erstaunt, wer sollte denn in diesem Urwald ihr eine Nachricht schreiben? Nausikaa?

Twice-Das Amulett der Macht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt