6. Kapitel

11 3 0
                                    

„Maila, ist alles okay?" Eine schwarze Gestalt beugte sich über Maila.
„Nausikaa, was ist passiert? Wo bin ich?"
Die schwarze Gestalt nahm ihre Kapuze ab und hervor kamen blonde lange Haare mit grünen Strähnen, die in ein hellblaues Gesicht mit nachtschwarzen Augen fielen.
„Du bist eine Heldin! Du hast unsere ganze Welt gerettet! Du wirst in die Geschichte der Moun eingehen!" Maila verstand gar nichts mehr. Wieso war sie eine Heldin? Ihr Kopf schmerzte und sie war zu schwach um zu antworten.
„Natürlich, du bist noch müde. Ich werde dir alles erzählen", flüsterte Nausikaa voller Eifer.

„Nachdem du Liss und Bron losgeworden bist, die übrigens jetzt in Moungefängnis sind-, dafür haben Gilbert und Lolo gesorgt-, und du mich befreit hast, sind wir doch zum Thron der Mounkönigin gegangen. Doch sie war nicht da.
Sie ist wahrscheinlich auch bei der Aktion von Reverares und Annabella gestorben. Und als Lolo und Gilbert dich dazu gedrängt haben dich auf dem Thron zu setzen und die Krone aufzuziehen, wusste ich Bescheid. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Du bist die neue Mounkönigin.
Ich schlussfolgerte falsch als ich gesagt habe, dass du Reverares' Tochter bist. Denn auch Mounköniginnen werden nicht von den Leina angegriffen, können sehr gut mit Tieren reden und haben Visionen.
Ich kann es kaum fassen, meine Freundin ist die Mounkönigin! Meine Mutter, also die frühere Mounkönigin, hat es wahrscheinlich mit ihren Visionen geahnt, dass so ein Krieg der Macht ausbrechen würde. Sie wollte dich schützen und da sie wusste, dass Hanaha zerstört wird und sie nichts dagegen tun konnte, hat sie dir alle Erinnerungen aus Hanaha gelöscht und dich zu den Menschen gebracht. Sie wollte wahrscheinlich, dass du ein normales Leben führen kannst. Und danach hat niemand sie je wieder gesehen.

Dann hast du das Amulett im Guten vereint, weil du ja die Mounkönigin bist!
Ich kann es immer noch nicht fassen!
Aus dem Amulett schossen grellende Blitze. Alles, was die Blitze traf, blühte auf und wurde wieder wunderschön bunt. Das Land sah so aus, als wäre es nie zerstört worden", schwärmte Nausikaa träumerisch.
„Ich war so froh, dass wir es geschafft hatten, dass es sich anfühlte, als würde ich selber heilen!
Das Amulett ist zur Sternenstaub zerrieselt. Das ist wahrscheinlich besser so. Sonst kommt noch ein anderer auf die Idee die Macht an sich reißen zu wollen.
Ich wollte dich umarmen und dir danken, dass du es geschafft hast, doch du warst ohnmächtig!
Ich habe dich schnell in mein Baumhaus gebracht und dir ein paar Tränke eingeflößt. Ich hoffe dir geht es bald besser." Maila nickte, als Zeichen dafür, dass es ihr wieder besser ging.
„Bestimmt ist es anstrengend eine ganze Welt zu retten! Aber dafür hast du es super gemacht! Ich bin dir so dankbar!", bedankte sich Nausikaa.
„Und ich dir, dass du mich gepflegt hast" langsam kam Maila wieder zu sich. Sie konnte es kaum fassen. Sie war eine Mounkönigin! Und ihre Eltern waren gar nicht böse, sondern lieb! Doch ihre Mutter war tot! Und das war das Schlimmste, was sie sich je vorgestellt hatte.
Aber vielleicht wird sie irgendwann ihren Vater treffen und dieser konnte ihr alles über ihre Mutter erzählen.
„ Los, wir müssen los", meinte Nausikaa.
„Wohin denn? Wir haben die Bösen doch besiegt! Wir müssen doch nicht noch mal kämpfen, oder?", fragte Maila.
„Nein, müssen wir nicht." Nausikaa lachte: „Wir gehen zurück in die Menschenwelt, weil es dafür Zeit ist.
Bei Liv ist es gerade 18:59 Uhr! Wenn wir keinen Suchtrupp wollen, der nach uns sucht, müssen wir jetzt los!"
„Aber was ist mit meinem königlichen Amt? Muss ich nicht über Hanaha herrschen?" Maila wollte noch nicht zurück.
„Mach dir mal wegen deinen königlichen Pflichten keine Sorge. Unsere Welt ist eigentlich relativ friedlich. Was du erlebt hast war der Ausnahmezustand. Hier ist es eigentlich immer total schön! Du kannst einfach an meinen täglichen Trips von 16:00 Uhr bis 19:00 Uhr mitkommen. Dann gehen wir zusammen in unserer Welt und du kannst dich um all deine Pflichten kümmern. Und falls etwas passiert, wenn du mal nicht da bist, springen bestimmt Lolo und Gilbert für dich ein.
Aber bevor wie gehen, willst du bestimmt noch etwas wissen. Wie siehst du in Moun-Gestalt aus?" Nausikaa war neugierig.
„Ich habe mir nie Gedanken über meine Moun-Gestalt gemacht. Aber wenn du das jetzt so sagst, ich würde es schon gern wissen. Wie geht das?"
„Du musst es dir wünschen. Wünsch dir einfach, dass du so aussiehst wie ich, Liss und Bron. Wahrscheinlich hat deine Mutter dich verzaubert, so wie meine, sodass du eine Menschengestalt bekommen hast. Am Anfang musste ich es mir auch wünschen meine Menschengestalt zu bekommen. Doch umso mehr du dich verwandelst, umso schneller geht es." Nausikaa war begeistert, dass sie Maila helfen konnte.
Maila stellte sich auf die Terrasse des Baumhauses und ließ sich den Wind ins Gesicht blasen. Gleichzeitig stellte sie sich das Gesicht von Nausikaa vor und wiederholte immer wieder den Satz: Ich will mich verwandeln. Ich will mich verwandeln! „Ich will mich verwandeln!!!" Der Wind wurde stärker als sie ein leichtes kribbeln in ihrem Körper spürte, welches immer stärker wurde.
Nach ein paar Sekunden fühlte sich Maila, als ob sie in einem anderen Körper steckte. Doch irgendwie war ihr der Körper bekannt. Bekannter als ihr menschlicher Körper je war. Mit einem Schlag kamen alle Erinnerungen an ihre Kindheit in Hanaha zurück. Wie sie mit ihrer Mutter und allen Tieren im Wald verstecken spielte und wie sie die frische Luft in ihrem Versteck einsog. Plötzlich erschreckte ein Mann sie und kitzelt ihren ganzen Körper. Sie lachte. Der Mann war ihr Vater. Er hatte kurzgeschorenes angegrautes Haar mit grünen Strähnchen. Seine ledrig blaue Haut hatte Lachfalten. Seine Augen waren nachtschwarz, doch die Wärme, die von ihnen ausstrahlte, konnte man nicht übersehen.
Das war ein Vater!, dachte sie. Sie hatte ihren Vater gesehen! Und sie würde ihn finden!
„Wow! Du hast das schönste Haar, das ich je gesehen habe! Hier, nimm den Spiegel" Nausikaa weckte sie aus ihren Gedanken.
Sie nahm den Spiegel und sah hinein. Der Anblick überwältigte sie. Sie hatte hüftlanges schwarzes welliges Haar. Ihre grüne Strähnen leuchteten in allen Grüntöne die es gab.
Ihr Gesicht war dunkelblau und wunderschön. Ihre Augen leuchteten voller Kraft. So hatte sich Maila immer ihr Aussehen in den Träumen vorgestellt!
„Du siehst genauso aus, wie deine Mutter!", meinte Nausikaa.
Langsam ging die Sonne unter und die beiden erinnerten sich wieder an ihr eigentliches Ziel: „Wir müssen jetzt zurück in die Menschenwelt, bevor deine Eltern es merken! Schnell, lass uns gehen!" fiel es Nausikaa siedend heiß wieder ein.
„Warte, ich rufe Gilbert." Maila kletterte so schnell es ging die Leiter vom Baumhaus hinunter. Gilbert entdeckte sie und flog freudig auf sie zu. Als Maila erklärte, was sie vorhatte, fiepte Gilbert jedoch einmal empört und flog wieder in den Wald.
Enttäuscht kletterte Maila wieder zu Nausikaa: „Warum kommt Gilbert nicht mit? Ich dachte er mag mich."
„Das hat gar nichts mit dir zu tun,", meinte Nausikaa , „hier ist sein zu Hause. Er will nicht weg. Aber du kannst ihn doch jeden Tag besuchen, wenn du mit mir nach Hanaha gehst."
Etwas enttäuscht, aber einverstanden, folgte Maila Nausikaa ins Innere des Waldes. Den Weg kannte Maila und auch den Platz, andem Nausikaa stoppte. Hier war sie gelandet, als sie durch das Potal gestiegen war. Doch weit und breit war keines zu sehen. Wie sollten sie denn von hier zurückkommen, in die Menschenwelt?
Maila machte großen Augen, als Nausikaa sich hinter einem Busch bückte und etwas hervor holte. Es war ein kleiner unscheinbarer Spiegel.
„Natürlich, die Portale waren immer Spiegel! Wieso habe ich das nicht  schon bei meiner Ankunft untersucht. Ich hätte nur mal unter diesem Busch schauen müssen!", ärgerte sich Maila.
Nausikaa lächelte: „Keine Sorge, es ist auch wirklich schwer ihn zu finden. Ärgere dich nicht!" Sie legte den kleinen Spiegel auf einem Stein: „Wir haben eine Mission! Wir müssen alle Moun davon erzählen, dass unsere Welt wieder geheilt ist!", meinte sie. Beide Mädchen wussten, was zu tun war. Maila verabschiedete sich noch einmal von Nausikaas und jetzt auch ihrer Welt, in dem Wissen, dass sie bald wieder kommen würde.
Die Freundinnen nahmen sich an der Hand und wurden in das Potal gezogen.

Maila hatte die gleichen Gefühle, wie bei ihrer Hinreise nach Hanaha. Sie hatte etwas Angst. Doch diesmal war es nicht mehr so schlimm. Sie wusste ja jetzt, dass nichts passieren würde. außerdem war Nausikaa sicher bei ihr. Sie würde ihr helfen.

Der Aufprall war härter, als Maila gedacht hätte. Die Holzdielen, auf die sie gefallen war knarzten laut.
Das magische Kribbeln, dass Maila in Hanaha in ihrer zweiten Gestalt gespürt hatte, war verschwunden. Nausikaa und Maila waren wieder in ihrer menschlichen Gestalt.
Nausikaa stöhnte: „Oh Mann, ich habe vergessen die Decken vor das Potal zu legen. Tut mir echt leid, ich hätte dich vorwarnen sollen."
„Nicht schlimm, ist ja nichts passiert" Maila fluchte leise und rieb sich ihre Schulter.
Nausikaa starrte an die Wand. Ihre Augen waren glasig.
„Nausikaa? Was ist los?" Maila war besorgt.
Endlich erwachte sie aus ihrer Schockstarre: „Keine Sorge Maila, es ist alles in Ordnung. Ich habe nur gerade gesehen, dass Liv uns etwas sagen will. Ich glaube wir sollten mit ihr reden."
Maila wunderte sich gar nicht mehr. Sie hatte so viel erlebt und war gar nicht mehr erstaunt, dass Nausikaa Gedanken lesen konnte. Deshalb wusste sie also, dass die Lehrer eine Ex vorbereitet hatten.
Aber es stimmte. Sie mussten mit Liv reden, sonst würde sie misstrauisch werden: „Wo ist Liv denn gerade? Dann können wir zu ihr gehen und sie schöpft keinen Verdacht!

„Oh Mann, das hatte ich ja völlig vergessen! Wie konnte ich nur? Ich habe Ryan und seine Gang in ihrem Hauptquartier belauscht! Sie haben irgendetwas über dich gesagt. Sie wollten dich finden! Deswegen habe ich dich ja auch gesucht. Aber ich weiß nicht warum. Weißt du es?", sagte Maila.
„Was? Ach, diese dumme Gang! Immer bringen sie nur Ärger! Aber ich glaube, sie wollten mich einfach ärgern, weil ich Ryan mit einem Fluch belegt habe, als er dich so fest gehalten hat. Und was Liv betrifft, sie steht vor meiner Tür. Komm gehen wir lieber zu ihr raus, bevor sie zu uns rein kommt und Fragen stellt", meinte Nausikaa.
Als Maila die Tür aufmachte stand Liv vor ihr und wollte gerade anklopfen: „Oh, hallo Maila! Was habt du und Nausikaa so lange gemacht? Ich habe euch überall gesucht! Bei Nausikaa ist das ja normal, aber bei dir? Aber zum Wesentlichen: Ich habe etwas ganz komisches aufgeschnappt! Das müsst ihr euch anhören!"
Nausikaa und Maila waren froh, dass sie nicht genauere Antworten geben mussten, was sie denn die ganze Zeit gemacht hätten. Stattdessen hörten sie interessiert Liv zu: „... Und als ich endlich wieder aufgewacht bin, war ich immer noch immer an meinem Lieblingsplatz. Ich war ungefähr eine Stunde im Koma, denn die Kirchturmuhr klingelte zur 19. Stunde. Mein Kopf schmerzte, also haben diese Schwarzen Phantom-Nervensägen mir wohl eins drüber gehauen.
Danach bin ich sofort auf gebrochen, um euch zu suchen. Ich kannte dein Haus, Nausikaa, denn ich bin eines Nachmittags Maila gefolgt, die dir gefolgt ist.

Aber ich wusste nicht, dass auch Maila da ist. Du hast noch nie jemanden zu dir nach Hause eingeladen. Wieso dann jetzt Maila?"
„Ich glaube wir müssen dir vieles erklären! Wir wollten dir es zuerst nicht sagen, aber was du jetzt von den schwarzen Phantomen erzählst, ist vielleicht eine Gefahr!" Maila schaute fragend zu Nausikaa hinüber und sie nickte.
Sie erzählten immer abwechselnd von ihren Ereignissen auf Hanaha und von Ryan, als sie fertig erklärt hatten, war Livs Kinnlade so weit hinunter geklappt, dass es ziemlich merkwürdig aussah. Doch sie fing sich gleich wieder. Wenn jemand so etwas schnell verkraften konnte, dann Liv!
„Ich weiß nicht was ihr glaubt, aber Ryan ist eindeutig Reverares Sohn! Alle Hinweise deuten auf ihn! Und Ich glaube er ist schon 13. Er hat es mir mal unter die Nase gerieben. Das heißt, er hat den Brief schon bekommen!", schlussfolgerte Maila.
„Wir müssen diesen Drecksack so schnell wie möglich stoppen, bevor er einen weiteren Krieg anzettelt!" Liv war schon dabei loszurennen.
„Aber wir müssen doch auch allen Moun bescheid geben, dass es Hanaha wieder gut geht! Umso früher desto besser. Dazu muss ich nur zu den Ältesten gehen und sie kümmern sich dann um alles", überlegt Nausikaa
„Okay, dann gibst du Nausikaa den Ältesten Bescheid und Liv und ich gehen zu Ryan!", entschied Maila.

Twice-Das Amulett der Macht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt