4. Kapitel

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Sie musste endlich aufhören sich noch mehr Sorgen zu machen. Das half alles nichts. Sie musste Nausikaa finden! Mittlerweile war es stockdunkel und Maila konnte nicht einmal mehr ihre Hand vor Augen sehen. Überall knackte und krachte es. Ob dies wohl ein gefährliches Tier war, das sich zum Angriff bereit machte? Oder waren es die Entführer, die Nausikaa erpressen wollten, damit sie dieses komische Amulett hergab? „Maila jetzt komm schon! Was auch immer diese Geräusche macht, ist bestimmt nicht gefährlich!", versuchte sich Maila einzureden.
Doch das klappte nicht.
So ging es jetzt schon Stunden, aber von Nausikaa war noch immer keine Spur. Der Wind frischte auf und es wurde kalt. Doch zurück konnte sie auch nicht, denn sie wusste nicht wo sie war.
Um Hilfe rufen wollte sie nicht. Aus dem selben Grund hatte sie auch nicht nach Nausikaa gerufen. Was wäre, wenn jemand anderes auf sie aufmerksam wurde, der sie fressen wollte? Und damit hatte Maila vollkommen recht, denn es lauerten unzählige Gefahren auf sie, die nur darauf warteten, bis sie ihren Standort verriet!
So irrte sie die ganze Nacht muxmäuschenstill durch den Wald.

Die Frau stürzte. Doch immer weider schrie sie: „Lauf mein Kleines! Lauf! Immer weiter laufen. Du wirst es schaffen!" Es war Traurigkeit in ihren Augen zu sehen. Sie wollte der jungen Frau helfen, doch das ging nicht. Sie musste weiter.

Irgendwann musste sie eingeschlafen sein, denn als sie aufwachte lag sie unter einer Decke und hatte wieder so einen schrecklichen Traum gehabt. Mittlerweile hatte Maila sich daran gewöhnt, doch die Träume wurden immer verwirrender.
Sie schaute sich um, wer ihr die Decke gegeben hatte und sah neben ihr ein schlafendes Mädchen. Sie traute ihren Augen kaum, aber es war Nausikaa.
Zwar war es unhöflich jemanden zu wecken, aber Maila hatte so viele Fragen, dass diese einfach nicht warten konnten!
Das Mädchen flüsterte einmal leise: „ Nausikaa!", Dann lauter, „Nausikaa!", Dann noch lauter, „Nausikaa!", Und zum Schluss schrie sie, „Nausikaa!"
Endlich schreckte die Moun aus ihrem Schlaf hoch. Beiden Kindern dröhnten die Ohren und sie mussten lachen. Das hatte Maila vermisst. Dieses unbeschwerte Lachen!
Die ganze Zeit war die Lage so gefährlich gewesen, dass man nicht lachen konnte. Doch jetzt, wo Nausikaa da war brauchte sie keine Angst mehr zu haben. Sie kannte sich ja aus.
Nausikaa fand als erstes ihre Sprache wieder: „Maila wo warst du? Ich habe dich überall gesucht!" „Ich habe DICH überall gesucht! Aber um auf deine Frage zurückzukommen: Ich wurde fast von einem Stachelmonster verputzt, als du weg warst!"
„Wenn ich den Leina, also den Stachelmonstern zu nahe komme, werde ich zurück zum Baumhaus teleportiert. Das ist ein Schutz für mich, den ich erfunden habe. Ich dachte nicht, dass wir so weit in den Wald hinein gehen werden.", verteidigte sich Nausikaa, „Aber als ich zurück gelaufen bin warst du nicht mehr da!"
„Natürlich nicht, weil ich ja entführt worden bin! Von einem Mann und einer Frau! Sie wollten mich einsperren und warten, dass du kommst und ihnen irgendein Amulett aushändigst!" „Das waren Liss und Bron! Sie wollten das ich Ihnen das Amulett des Bösen gebe, damit haben sie sehr viel Macht! Ich erzähle dir die Geschichte später, aber erst erzähl du bitte zu Ende. Ich will alles erfahren!" „Lolo hat mich gerettet. Und Liss hat irgendwas mit Namis gesagt, was heißt das?" „Das heißt "nicht magischer Mensch" in Naval, unsere Sprache."
„Dann sind Lolo und ich zu einer Schlucht gerannt und die Leina haben uns verfolgt. Es gab keinen anderen aus Weg als in die Schlucht hinein zu springen. Doch die Leina haben es auch getan. Die Schlucht ging endlos hinunter.
Dann haben uns Vögel gerettet! Sie haben sich einfach an meine Kleider festgekrallt und sind mit mir wieder auf den sicheren Erdboden geflogen. Die Fahrt war etwas holprig, doch wir sind gut angekommen. Lolo ist auch mit den Vögeln nach oben geflogen."
„Wow, Gilbert hat wahrscheinlich die ganzen Vögel gerufen, damit er dich retten konnte. Ihr müsst eine echt starke Verbindung zu einander haben, dass Gilbert das für dich riskiert. Es ist für einen so jungen Vogel sehr anstrengend einen anderen Vogel zu rufen! Die Schlucht, indie ihr hinein gesprungen seit, ist die unendliche Schlucht. Sie hört niemals auf. Die Leila fallen wahrscheinlich immer noch. In dieser Schlucht stirbt man nur durch verdursten oder verhungern. Aber erzähl weiter!"
„Dann habe ich Lolo mit Gilbert allein gelassen um nach dir zu suchen. Irgendwann wurde es dunkel und überall hat es geknackt!"
„Oh nein, das waren die Leina und andere böse Kreaturen. Komisch, dass sie dich nicht angegriffen haben. Sie greifen eigentlich jeden an außer...", Nausikaa blickte wie versteinert! „Nausikaa, was ist los?"
„Nichts, erzähl weiter" , meinte Nausikaa. „OK. Ich habe dich den ganzen Tag und Nacht gesucht. Es war schrecklich!" „ Dass ist lieb, dass du versucht hast mich zu finden, aber bitte suche nicht noch einmal nach mir. Ich verstehe, dass du dir Sorgen machst, aber ich finde hier gut zurecht und das ist zu gefährlich für dich. Ich kenne mich hier aus, aber du nicht!"
„Okay", Maila wirkte ein bisschen beleidigt, denn sie hatte schließlich eine Entführung und einen Sprung in die Tiefen überlebt. Sie konnte selbst auf sich aufpassen. Doch sie verstand Nausikaa,. Sie war ihre Freundin und wollte sie nur beschützen. „Und wie wird alles wieder gut? Ich meine, die ganzen Gefahren, waren die schon immer da?", Maila wollte unbedingt wissen, wie sie helfen konnte. „Nein die Gefahren die, es hier gibt, gab es erst, als diese eine Sache vor zehn Jahren passierte. Ich werde sie dir erzählen, aber ich kenne nicht alle Details, denn ich war erst drei. Ich weiß nur noch, dass ich einen Blitz sah und etwas explodierte. Alle schrien und rannte davon. Auch meine Mutter. Ich wollte hinterher, doch dann sah ich ein Stück eines Amulettes. Wie sich herausstellte war das das Amulett des Bösen. Es lag einfach so im Gras und ich war noch so klein. Es war schön, also habe ich das größte Werkzeug des Bösen in der Mounwelt, ohne etwas zu ahnen, mitgenommen.
Die andere Hälfte haben Liss und Bron, deine Entführer. Sie hatten dich mitgenommen, weil sie wahrscheinlich die andere Hälfte des Amulettes haben wollten. Sie sind Geschwister. Sie haben die andere Hälfte von ihrer Mutter, Annabella. Sie war es, die die Unruhe gestiftet hatte. Annabella wollte die Macht über das ganze Mounvolk. Das hatte aber nur die Mounkönigin.
Aber nach Annabellas Ansichten missbrauchte die Königin diese Macht. Eigentlich war die Königin die beste Herrscherin von allen. Sie war großherzig und ich bin oft auf den Hügel geklettert, auf dem ihr Thron stand und habe mich mit ihr unterhalten.
Annabella und noch ein anderer Mann, von dem die Legende sagt, er sei ein Namis und hieße Reverares, wollten die ganze Macht über das Mounvolk. Dazu benutzten sie das Amulett. Doch die Macht, die sie erzeugten, um die Macht von ganz Hanaha zu bekommen war nicht groß genug, nicht vom Amulett und auch nicht von den beiden, sodass die ganze Welt in Ungleichgewicht kann. Das Amulett zersprang durch dieses Ungleichgewicht und ich fand die eine Hälfte. Die Welt ging kaputt und böse Stachelmonster kamen und verjagten jede gute Seele. So entstand auch die unendliche Schlucht. Annabella starb bei dieser Aktion.
Von Annabella weiß man sicher, dass sie Kinder hatte. Eben Liss und Bron. Bei diesem Namis ist man sich nicht sicher, aber eine Legende besagt, dass sein Kind am 13. Geburtstag eine Nachricht von ihm erhält und dieses Kind soll zusammen mit Liss und Bron das, was er angefangen hatte, zu Ende bringen.
Viele Moun konnten sich bei dem Untergang der Welt retten, aber noch mehr sind dabei umgekommen.
Die, die sich retten konnten mussten zu den Menschen. Und sie wussten, dass sie sich verändern mussten. Schon einmal kamen die Moun zu den Namis. Sie wollten nur einmal sehen, wie diese ganz ohne Magie leben konnten.
Aber die Menschen jagten sie. Doch jetzt mussten sie flüchten, denn das Land wurde verstört. Und den Rest kennst du.
Nun wollen Liss und Bron die Ehre ihrer Mutter wiederherstellen. Und das Kind von Reverares wird ihnen helfen. Sie wollen es schaffen die Herrschaft zu übernehmen. Doch dazu brauchen sie mein Stück des Amulettes. Manchmal glaube ich, es war gut, dass ich das Amulett mitgenommen habe, denn so stehe ich in ihrem Weg und kann sie aufhalten. Aber wenn sie wirklich versuchen das Gleiche zu tun, wie ihre Eltern, dann wird etwas noch Schrecklicheres passieren, denn auch sie haben nicht genug Kraft die Welt zu erobern. Und noch eine solche Katastrophe wird Hanaha nicht überstehen.
Also muss ich mein Stück das Amuletts sehr gut beschützen und auch die fehlende Hälfte bekommen. Dann müssen wir es der Mounkönigin geben. Sie wird es im Guten vereinen und die Welt retten.
Ich weiß nicht wie ich es fertigbringen will, aber ich werde meine Welt retten! Das ist die einzige Chance!"
„Wow, das ist viel zu verarbeiten. Aber was du da erzählt hast, mit den Blitzen, den Schreien und der explodierenden Sonne, das habe ich auch erlebt!"
„Was? Wie denn das?" Nausikaa war außer sich, wie konnte denn das sein? „Also ich habe es nicht wirklich erlebt, aber in meinen Träumen. Manchmal träume ich von einer explodierenden Sonne, von einer jungen Frau die wegrennt und von Schreien. Ich glaube, ich war dabei, denn ich habe es wie aus kleinen kindlichen Augen erlebt! Ich wollte es dir erst nicht sagen, weil es mir peinlich war, dass ich solche Träume habe, aber weil du das Gleiche erzählst, weiß ich, dass es wichtig ist!"
„Wann hattest du als erstes so eine Vision?", fragte Nausikaa. „Na als ich hier angekommen bin. Gleich darauf im Baumhaus. Ich hatte das noch nie in meinem Leben, erst als ich hier war."
„Oh Mann, kommt dir noch irgendwas komisch vor?"
„Naja, ich habe mit Lolo geredet. Ist das normal?"
„Nein! Das kann nur eine Moun. Das ist unmöglich! Es sei denn... Nein das kann nicht sein. Oder doch?"
„Nausikaa! Was meinst du? Bitte sag es mir! Sprich mit mir! Ich muss das wissen!"
Du sagtest, du kannst mit Lolo reden. Das kann ich zwar auch, aber bei mir hat es etwas gedauert. Du konntest es schon von Anfang an. Dann hast du komische Versionen und die Leina haben dich nicht angegriffen. Und die Vögel haben dir auch geholfen.
Das mit den Vögeln und, dass du mit Lolo reden kannst deutet nur darauf hin, dass du eine Moun bist. Aber dass du Visionen hast und dich die Leina nicht an gegriffen haben bedeutet, dass du keine normale Moun bist. Sag mir, wenn ich Unrecht habe, aber ich glaube du bist das Kind von Reverares. Den bösesten Namis, den es in unserer Welt je gegeben hat. Und an deinem 13. Geburtstag bekommst du einen Brief von ihm und in der Legende steht, dass er dich bittet mit ihm die Welt an sich zu reißen." Fassungslos starrte Maila Nausikaa an.
„Ich will dir nicht zu nah treten aber du lebst nicht bei deinen richtigen Eltern.", fuhr Nausikka fort.
„Das heißt, du weißt nicht, wer deine Eltern sind! Das darf doch nicht wahr sein! Und dass du die Kräfte oder wenigstens ein paar Kräfte der Moun zu haben scheinst, heißt, dass deine Mutter eine Moun war! Dein Vater ist der böseste Mensch, der in Hanaha jemals war und deine Mutter ist wahrscheinlich eine Anhängerin von ihm. Und diese beiden verstecken sich, bis das Amulett wieder vereint ist und sie die Macht bekommen. Diese Welt hat deine Kräfte erweckt!"
Maila war sprachlos. Das konnte doch nicht sein! Sie war doch nicht das Kind des bösesten Menschen, das Hanaha je gesehen hatte. Sie hatte sich immer gewünscht ihre Familie zu finden, aber doch nicht so! Sie wollte das nicht. Sie hatte hier Nausikaa und wusste, dass es unmöglich war die ganze Macht an sich zu reißen. Oder sollte sie ihren Vater unterstützen? Sie wusste nichts mehr.
Eine Welle von Heimweh überschwemmte Maila. Sie wollte nur noch nach Hause und alles, was sie hier herausgefunden hatte einfach vergessen. Doch auch sie wusste, dass das nicht so einfach ging. Sie musste sich entweder der guten oder der bösen Seite anschließen. Sie wusste, sie musste eine Entscheidung treffen. Sie war kein ganz normales Mädchen, das sich hinter ihren Schulbüchern versteckte. Sie musste helfen.

Doch sie hatte noch eine andere Sorge, die nicht ganz so groß war, doch die Maila eben beschäftigte: Was würden Ihre Freundin Liv, die Schule und ihre Pflegeeltern sagen, denn sie war schon sehr lange weg. Würden sie sich Sorgen machen? Bestimmt sogar.

Endlich fand Maila ihre Stimme wieder: „Musst du nicht auch mal wieder nach Hause? Die Moun beobachten dich doch!" Nausikaa lachte. Sie war froh über den Thermenwechsel: „Ach Maila, du weißt ja, dass ich immer von 16:00 Uhr bis 19:00 Uhr in meiner Welt bin. In Hanaha herrscht eine andere Zeit! Eine Woche hier ist bei euch nur eine Stunde! Also keine Angst, du bist noch nicht einmal 1 Stunde fort. Deine Mutter macht sich noch keine Sorgen. Außerdem brauchen wir dich doch hier! Es ist kein Zufall, dass du mir gefolgt bist. Nichts ist Zufall hier. Wenn du mit mir kämpfen willst dann kämpfe mit mir. Wenn du mit Liss und Bron kämpfen willst dann kämpfe mit denen. Aber du musst dich entscheiden! Es ist nur noch wenig Zeit!
Ich wollte es dir nicht sagen, aber die Welt zerfällt immer mehr. Bald wird hier alles rot sein!
Und dann ist mein Zuhause zerstört. Ich dachte ich könnte das allein regeln, doch ich brauche Hilfe!"

Twice-Das Amulett der Macht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt