3. Kapitel

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Als sie dort ankamen, wachte Maila endlich aus ihrem Koma auf und hörte den Wasserfall. Sie hatte schon wieder so ein komischer Traum! Laut tosend, lauter als man es sich vorstellen konnte, schoss tonnenweise Wasser in eine tiefe Schlucht, die man von hier oben nicht erkennen konnte. Zu Mailas Pech, hatte sie Höhenangst und der Wasserfall war ihre einzige Fluchtmöglichkeit, denn ringsum war der tiefschwarze Wald und hinaus strömten Schatten mit Stacheln.
Die Stachelmonster waren schon fast bei ihnen.
Ohne Weiteres sprang Lolo in die Tiefe und Mailas Vogel tat es ihr gleich. Maila zögerte, doch die Stachelmonster waren schon in griffbarer Nähe und sie hatte keine andere Wahl.

Mit einem lauten gellenden Schrei, der aber nicht gegen das Tosen des Wasserfalls ankam, sprang Maila mit zusammengekniffenen Augen in die Tiefen.

Liv war an ihrem Lieblingsplatz im Park. Ihre Eltern glaubten immer noch, dass sie lernte und sie wollte sie auch noch in diesem Glauben lassen. Freiheit war so schön. Sie liebte es, heimliche oder sogar verbotene Dinge zu tun. Sie war eine Rebellin!
Aber sie wurde von ihren Gedanken abgelenkt, denn Ryan und seine Gang hatten sich vor Liv aufgebaut und wollten sie anscheinend einschüchtern. Doch so schnell war sie nicht zu verängstigen. Dafür war sie bekannt. Sie wollte nicht weglaufen, wie ein kleines Mädchen. Also blieb sie einfach sitzen. Nur fragte sie sich, was dieses menschliche Ungeziefer von ihr wollte.
Zwar waren Liv und die schwarzen Phantome gleich alt, aber alle drei waren größer als sie, denn sie war schon immer etwas kleiner.
Ryan beugte sich über sie: „Was ist mit Nausikaa? Was weißt du über sie? Sag uns alles!"
Liv wusste gar nicht wovon er sprach: „Was ist mit Nausikaa? Was sollte ich über sie wissen?" Doch Zeit das zu fragen hatte sie nicht, denn schon fragte Ryan weiter: „Wird sie meinen Plan durchkreuzen? Ist sie schon dabei? Sag es mir! Wir müssen sie kriegen bevor sie alles kaputt macht. Sie ist gefährlich für uns, oder? Los antworte!"
„Ja, sag es uns!", mischte sich jetzt auch Jacqueline ein, ein weiteres Mitglied der schwarzen Phantome. Liv verstand gar nichts mehr: „Was sollte ich über Nausikaa wissen? Sie hat mir nichts erzählt. Welche Pläne durchkreuzt sie? Nausikaa ist doch nicht gefährlich, oder?"
„Ich glaube sie ist nicht eingeweiht. War das wirklich so eine gute Idee?" Dean(auch ein Mitglied in Ryans Gang) fing an das Ganze zu überdenken.
„Ich weiß nicht genau. Vielleicht stellt sie sich auch nur blöd. Aber wenn sie wirklich nichts weiß, könnte das eine Gefahr für uns sein. Wir machen Notfallplan Y. Auch wenn es ein bisschen gefährlich, hier in aller Öffentlichkeit ist. Aber wir müssen sowieso für unseren Plan viele, viele Opfer bringen. Da ist das nicht so schlimm."
Als Liv noch gerade überlegte, was er mit seinen Worten meinte, wurde es schwarz vor ihren Augen. Und sie konnte nicht mehr denken.

Maila schrie immer noch. Ihr Fall schien unendlich. Es war immer noch kein Boden in Sicht und Lolo und das Vogelbaby waren im dichten Nebel verschollen. Was sollte sie bloß tun? Die Chancen standen schlecht, dass sie dies hier überlebte.
Vertieft in ihre Angst und der Überlegung, wie sie aus dieser Situation herauskommen sollte, erweckte sie ein tiefer langgezogener Schrei aus ihren Grübeleien. Es hörte sich nach dem Schrei eines Monsters an, denn es gab kein anderes Wesen, welches solch ein Geräusch machte.
Maila schaute nach oben und sah, dass die Stachelmonster ihr nach gesprungen waren. Doch sie hatte einen großen Vorsprung und den konnten die Stachelmonster nicht aufholen, dachte sie zumindest.
Diese bösen Kreaturen waren jetzt nur noch ein paar Meter von ihr entfernt. Maila schämte sich, dass sie nicht daran gedacht hatte, dass größere und damit schwerere Wesen natürlich schneller fielen, als sie. Aber sie hatte jetzt andere Probleme, denn die Stachelwesen waren nun nur noch einen Meter von Maila entfernt, der Dickste nicht einmal mehr einen halben Meter.
Auf einmal zog etwas an ihr. Sie schaute sich um, ob es schon die Stachelmonster waren. Jetzt hörte sie auch noch ein angestrengtes Piepen. Wurde sie verrückt? Aber nein. Dieses Piepen kannte sie. Es stammt von ihrem Vogel.
Sie schaute an sich herab und sah ihren Helfer. Er zog mit aller Kraft und versuchte sie schwerer zu bekommen.
Maila sah ihren kleinen Schützling an und musste schmunzeln. Er wollte ihr wirklich helfen. Doch leider brachte das nichts, denn er war doch noch so klein und konnte sich fast nicht auf den Beinen halten. Wie sollte er denn dann Maila helfen? Doch zu ihrer Verwunderung wurde der Fallwind um sie wirklich schneller! Das konnte doch nicht...
Als das Mädchen hinauf schaute, sah sie, dass sich hunderte Vogel, die verschieden farbig und von verschiedener Größe waren, auf sie gesetzt hatten, damit sie schwerer war. Alle Vögel im Wald halfen ihr! Und Maila wusste auch, wer die Tiere hier her gebracht hatte. Stolz schaute sie ihren kleinen Helden an.
Die Monster konnte nur hilflos zuschauen. Die Siegerin war so erleichtert, dass sie sogar lachen musste. Doch gleich darauf bekam sie wieder dieses mulmige Gefühl. Der Boden war immer noch nicht zu sehen und die Höhenangst hatte sie auch noch nicht überwunden. Plötzlich fiepte einer der Vögel ängstlich, denn eines der Stachelkreaturen streckte gerade seine Pranke nach ihm aus und wollte den Vogel von Maila abschütteln.
Maila blickte entsetzt nach oben. Zwei der Kreaturen hatten es ihr nachgemacht und sich verbunden. So waren sie schwerer. Was sollte sie jetzt machen? Noch mehr Tiere bitten ihr zu helfen? Nein, sie konnte es nicht zulassen, dass sie noch mehr Tiere in Gefahr brachte! Außerdem konnte sie gar keine Tiersprache. Doch die Entscheidung wurde ihr abgenommen.
Ihr Vogelbaby gab ein Zeichen und alle Vögel schlugen mit ihren Flügel und Maila und die Vögel bewegten sich in die Höhe. Doch die Freude hielt nicht lange an, denn jetzt rasten sie direkt auf die Monster zu und diese mussten nur abwarten, bis ihre Beute zu Ihnen kam.
Maila wurde Angst und Bange, was machten diese Tiere nur? Alle würden in den sicheren Tod Fliegen!
Aber dies geschah nicht. Die Federfreunde weichten geschickt den Kreaturen aus und kein einziges Monster bekam auch nur einen Vogel zu fassen.
Doch noch war das Ganze nicht geschafft. Wo war Lolo? Stürzte sie immer noch in die Schlucht? Was würde Nausikaa denken, wenn Lolo nicht mehr da wäre?

Twice-Das Amulett der Macht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt