7. Kapitel

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„Jetzt bleib doch endlich stehen! Wir müssen nicht den Schnelligkeitsrekord brechen, wir können auch eine Minute später Ryan antreffen. Das macht keinen Unterschied. Der einzige Unterschied ist, wenn wir jetzt nicht sofort stehen bleiben, dass ich ins Krankenhaus eingeliefert werden muss! Mein Herz hämmert wie ein Presslufthammer! Ich kann nicht mehr!" Maila keuchte.
Doch auch von Mailas Stöhnen ließ Liv sich nicht erweichen. Sie wollte so schnell wie möglich bei Ryan ankommen, bevor er noch etwas Dummes anstellte.
Schon stand sie vor dem Hauptquartier der schwarzen Phantome. Sie wollte gerade anklopfen, als Maila schrie: „Stop! Wir müssen doch erst überlegen, was wir sagen. Außerdem dürfen die anderen Mitglieder der Gang nicht dabei sein. Es ist schon schwierig Ryan ein Geheimnis anzuvertrauen, aber wenn die anderen das auch hören, dann wird es kein Geheimnis mehr sein. Sie werden alles erzählen!"
„Stimmt!", gab Liv ihr Recht und stürmte in den Schuppen.
Maila wollte gerade noch „stopp" rufen, doch es war zu spät. Liv war schon mittendrin.
Ein paarmal schrie jemand und es gab viel Gestöhne, aber nach ein paar Minuten kam die Eingedrungene mit Ryan am Kragen wieder heraus und strahlte am ganzen Gesicht.
„Ich hätte es zwar nicht genauso gemacht, wie du, aber das läuft auf das Gleiche hinaus", Maila war erstaunt, wie leicht das gegangen war. Trotzdem schob sie den Riegel vor die Tür, damit Jacqueline und Dean nicht aus dem Schuppen heraus kamen. Sicher war sicher!

Als Ryan endlich hinter dem Schuppen gezerrt worden war, konnte sich Liv nicht mehr zurück halten. Die ganze Wut, die sie auf ihn hatte sprudelte auf einmal heraus: „Weißt du, dass du nicht nur in dieser Welt, sondern auch in Hanaha nutzlos bist? Die Bösen brauchen dich gar nicht! Sie können auch alleine versagen, ohne dich!"
„Hey, Liv, sollten wir ihn nicht lieber fragen, ob er es überhaupt weiß? Es kann ja sein, dass wir falsch kombiniert haben. Sonst verraten wir ihm etwas, das er nie hätte wissen dürfen!"
„Ach, der würde uns sowieso nicht sagen, ob er nun von Hannah weiß oder nicht! Er ist hoffnungslos!" Livs Wut war in vollem Gang.
„Du warst immer so fies, du hast mich fast erschlagen und jetzt weiß ich auch warum! Die Dummheit liegt in der Familie! Dein Vater ist genauso. Stimmt's?!" Liv wurde rot vor Zorn.
Maila schüttelte nur den Kopf. Liv hatte alles genau so gemacht, wie sie es eben nicht gemacht hätte. Doch zu ihrer Verwunderung gab Ryan nach: „Okay, es stimmt. Ich weiß von Hanaha und ich weiß, dass mein Vater böse ist!
Reverares, so heißt er, hat mich nie sonderlich gut behandelt. Meistens war er weg und wenn er da war, war er böse zu mir. Eines Tages, als er mal wieder nicht da war, habe ich in seinen Sachen geschnüffelt. Er hielt sie immer von mir geheim und ich dachte, dass dort etwas interessantes drin stände. Doch dass es so interessant war, hätte ich nicht gedacht!
Es waren Geschichten über ein seltsames Land. Und Pläne, über die Herrschaft dieses Landes.
Als erstes dachte ich mein Vater wäre im Geheimen Schriftsteller, aber als ich an meinem 13. Geburtstag einen Brief erhielt, in dem stand, ich sollte ihm helfen dieses Land in seine Herrschaft zu bringen, wusste ich irgendwie, dass es real war.
Und seitdem versuche ich mehr Informationen über Hanaha heraus zu bekommen. Ein Namen in diesen Notizen war Nausikaa! Rot unterstrichen. Also dachte ich sie wäre gefährlich. Ich wollte unbedingt meinem Vater helfen und deswegen habe ich auch dich Liv, ausgefragt. Ich konnte ja nicht wissen, dass du überhaupt nichts weißt." Liv schaute empört.
„Aber ich habe bemerkt, dass es falsch war. Ich versuche nicht mehr meinem Vater zu helfen. Aber bitte lass ihn gehen. Er ist immer noch mein Vater und ich werde ihm seinen Plan ausreden. Versprochen!" Ryan blinzelte. Er hatte Tränen in den Augen.
„Gut, Reverares würde es eh nicht schaffen, die Weltherrschaft zu bekommen. Seine letzten zwei Versuche sind gescheitert. Wir lassen ihn gehen, wenn er es nie wieder versucht. Ich weiß, wie es ist, ohne seine richtigen Eltern aufzuwachsen!" Zum ersten Mal hatte Maila Mitleid mit Ryan.
Auch Liv ging es nicht anders: „Wow, so eine rührende Geschichte habe ich noch nie gehört! Aber du musst uns versprechen, dass du sie niemanden weiter erzählst. Sonst wäre Hanaha in Gefahr!"
Ryan nickte stumm.
Als die beiden Mädchen wieder gingen, lächelte Ryan hämisch. Sie waren ihm genau in die Falle gegangen.

„Die Ältesten hätten mir fast die Füße geküsst! Sie waren echt dankbar, dass wir das Land gerettet haben! Ich glaube sie werden mich nie wieder blöd anschnauzen! Ein voller Erfolg!", sagte Nausikaa stolz.
Die drei Freundinnen waren wieder in Nausikaas Schuppen.
Nach getaner Arbeit freuten sie sich ganz besonders auf Hanaha. Denn dort würden sie jetzt hingehen.
Liv, Maila und Nausikaa sprangen gleichzeitig in das Potal. Wie immer war das Gefühl überwältigend.
Auf dem weichen Moos angekommen hatte Liv keine Zeit zu staunen, denn Nausikaa und Maila, die beide in Moun-Gestalt waren, zerrten sie weiter, weil sie unbedingt so schnell wie möglich zum Baumhaus wollten. Die Sonne ging bald unter und die schönste Aussicht auf Hanaha hatte man auf Nausikaas Terrasse.
Ihren Eltern hatten sie gesagt, dass sie noch einmal zusammen lernen wollten. Ab jetzt würden alle drei immer von 17:00 Uhr bis 19:00 Uhr nach Hanaha gehen. Und darauf warteten sie alle.

Der Abend war wunderschön. Die Sonnenstrahlen glitten über die weit entfernten Bergen und alles war in ein rötliches Licht getaucht. Die Tiere tobten durch den Wald und die Vögel erfreuten alle mit einen wunderschönen Gesang. Hannah war einfach wundervoll. Durch die verschiedenen Farben bekam alles eine besondere Stimmung, die niemand hätte beschreiben können. Viele Moun waren  in ihre Welt zurückgekehrt und man hörte hier und da ein fröhliches Lachen.

Das Geheimnis, dieser fantastischen Welt, welches die drei Freundinnen bewahrten, war einfach wundervoll und das sollte auch so bleiben.

Twice-Das Amulett der Macht Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt