Happy New Year

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Ein kleiner Silvester-OS von mir, mit einem Pair, das ich sehr mag... Vielleicht kommt bald etwas mehr zu Paddy und Johannes.

Ich wünsch euch allen ein gutes, erfolgreiches, gesundes neues Jahr und hoffe für uns alle, dass es besser wird als 2020.

Eure Reniawen

**

Er wusste tief in seinem Herzen, dass es die richtige Entscheidung war. Viel zu lange hatte Johannes es vor sich her geschoben, aber nun konnte er Ina nicht länger hinhalten. Es war nicht fair, und er mochte sie viel zu sehr, um sie noch weiter zu verletzen. Es war ein beschissener Zeitpunkt, kurz vor Silvester, aber er war zu lange feige gewesen. Feige, bequem und hatte seine wahren Gefühle nicht wahrhaben wollen, weit von sich geschoben, weil es doch viel leichter war, als Musiker, der gerade nach all diesen Jahren große Erfolge feierte, mit einer Frau zusammen zu sein. Aber seit er so viel Zeit mit Paddy Kelly in Südafrika verbracht hatte, konnte Johannes nicht mehr leugnen, dass es diese Seite an ihm gab. Die Seite, die er so lange verdrängt hatte, und die plötzlich so deutlich spürbar war, dass er sich fragte, warum es all die Jahre nicht der Fall gewesen war. Vermutlich einfach, weil es nie einem Mann gelungen war, diese Gefühle in ihm wieder wach zu rufen.

Natürlich wusste Paddy nichts davon, und er würde es hoffentlich auch nie erfahren. Johannes wollte ihre Freundschaft nicht aufs Spiel setzen, auch wenn Paddy sich ebenfalls vor etwa einem halben Jahr von seiner Frau getrennt hatte. Er wusste nicht, ob es inzwischen jemand Neues in Paddys Leben gab, seltsamerweise war das zwischen ihnen nie ein Thema. Wenn sie zusammen waren, zählte nur die Musik, ihre Gespräche und ihr Beisammensein. Johannes genoss es, mit Paddy zu singen, Songs zu schreiben, die nie jemand zu hören bekam, weil das eine unausgesprochene Absprache zwischen ihnen war. Es war ihre gemeinsame Leidenschaft, und Johannes war dankbar, dass sich ihre Freundschaft nach der Sing meinen Song-Show vertieft hatte. Er hatte gedacht, dass die Gefühle, die ihn anfangs überfallen und verwirrt hatten, zuhause keine Rolle mehr spielten, hatte es für eine Schwärmerei gehalten, aber als sie sich zu ein paar Auftritten und vor allem zur Show auf der Waldbühne wiedergesehen hatten, waren die Gefühle mit aller Macht zurück und Johannes wusste, dass er es nicht länger leugnen konnte.
Er war in Paddy verliebt, und auch wenn das mit ihnen niemals etwas werden würde, konnte er Ina nicht länger etwas vorspielen.

Dennoch klopfte Johannes‘ Herz nervös, als er an Inas Tür klingelte. Es war ja nicht etwas, das er jeden Tag machte. Sie waren lange zusammen gewesen und auch, wenn sich in den letzten beiden Jahren abgezeichnet hatte, dass sie eher ihre eigenen Wege gingen, so hatte wohl keiner von ihnen den Mut gehabt, den entscheidenden Schritt zu gehen. Johannes holte tief Luft, legte sich in Gedanken die Worte zurecht, die er Ina sagen wollte. Er hoffte, dass es nicht allzu schmerzhaft werden würde, aber Ina war eine selbstbewusste Frau, die sicherlich schon längst bemerkt hatte, dass etwas anders war. Er wollte gerade klingeln, hatte die Hand schon am Türknopf, als sich die Tür zu Inas Wohnung von selbst öffnete, und erstaunt fuhr er ein wenig zurück.
Ina erschien in der Tür, hinter ihr irgend ein Mann, der sich gerade den Mantel überwarf. Kurz überlegte Johannes, wer zum Henker das war, das Gesicht kam ihm sehr bekannt vor. Sprachlos starrte er Ina an, konnte nun doch nicht glauben, was er da sah.
Mindestens genauso überrascht erwiderte Ina seinen Blick. »Oh, Johannes!«, entfuhr es ihr. »Ähm… waren wir verabredet?«

Johannes schüttelte den Kopf, deutete auf den Typen, der sich nun ihnen zuwandte. »Nein, ich wollte eigentlich… wer ist er?«, fragte er, obwohl das doch jetzt gar keine Rolle spielte.
»Also… Mein Keyboarder, aber… Johannes, ich…«, begann Ina und Johannes dachte kurz, dass er Ina selten so unsicher erlebt hätte. Sie war eine kluge, wortgewandte Frau, aber jetzt schien sie nicht zu wissen, was sie sagen sollte. »Bitte, können wir… reden?«
Johannes schluckte, wollte einem erstem Impuls nachgeben und einfach auf dem Absatz kehrt machen, aber schließlich hatte er sich trennen wollen. Also, was zur Hölle war sein Problem? Zumal er nicht einmal wusste, was genau vorgefallen war, ob dieser Typ wirklich… er räusperte sich. »Ja, deshalb bin ich hier. Wir sollten… reden.«
»Meldest du dich?« Der Typ ging zu Ina, die ihm lächelnd zunickte. Dann gab er ihr unumwunden einen Kuss auf die Wange, nickte Johannes zu und schob sich an ihm vorbei durch die Tür. Falls Johannes noch einen Beweis gebraucht hatte, so war es das Lächeln auf Inas Lippen, das sanfte Strahlen ihrer Augen, das so lange ihm gehört hatte und das er irgendwann während ihrer gemeinsamen Zeit verloren hatte. Vielleicht hatte es so sein sollen.
Johannes bemühte sich, keine Szene zu machen, presste kurz die Zähne aufeinander, sodass seine Wangenknochen zuckten, und folgte Ina in die kleine Küche.
Sie hatten sich kaum in die Essecke gesetzt, da hatte Ina ihre Fassung längst wieder gefunden. »Es tut mir leid, Johannes«, sagte sie bedrückt. »Ich werde nicht sagen, dass es nicht nach dem aussah, was du denkst, das… wäre nicht fair.«
»Das musst du auch nicht, alles gut«, sagte Johannes. »Ich wollte ohnehin mit dir genau darüber reden, ich meine… das mit uns, wir sind keine Teenager mehr, Ina. Es ist nicht mehr, was es einmal war, und ich wollte dir eigentlich sagen, dass… naja, dass ich mich auch verliebt habe.«

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