Yoongi erwachte mit starken Kopfschmerzen, sein Kopf pochte und er hatte Schwierigkeiten, seine Augen zu öffnen.
Es war hell - ungewöhnlich hell, heller als in seinem Schlafzimmer zuhause. Zuhause.
Yoongi riss die Augen auf. Er wurde mit einem Raum konfrontiert, den er nicht kannte. Die massiven Steinwände waren das Erste, was er entdeckte, darunter ein Fenster mit Gitterstäben. Er lag auf einem Bett - das Gestell aus hellem Holz, die Matratze offenbar mit Stroh und Federn gestopft. Ein paar Felle übe ihm hielten ihn warm.
Er zog die Stirn in Falten, setzte sich langsam auf, im Versuch den Schmerz in seinem Kopf nicht stärker aufflammen zu lassen. Er sah sich genauer um, suchte die Wände ab.
Auf der anderen Seite des Raumes war eine Gittertür, ein kleiner Tisch stand daneben, auf dem eine Waschsschüssel und ein großer Krug stand. Darunter war ein kleiner Eimer mit Deckel - Yoongi wollte gar nicht darüber nachdenken, wofür der Gedacht war.Er konnte sich nicht daran erinnern, wie er hier her gekommen war. Das Letzte, an das er sich entsinnen konnte, waren die Männer, die in das Haus seiner Eltern eingebrochen waren.
Yoongi fasste sich verwirrt an den Kopf, fühlte einen Verband. Er musste sich die Schläfe aufgeschlafen haben, denn an dieser Stelle tat die Berührung besonders weh. Bevor er weiter über seine Situation philosophieren konnte, stieg ein fremder Geruch in seine Nase.
Sofort flog sein Blick Richtung Gittertür, in der Hoffnung, jemanden ausmachen zu können. Und gerade, als er aufstehen und nachschauen wollte, kam jemand in sein Blickfeld.
Es war ein Junge, vielleicht zwei Jahre jünger als er selbst, zierlich und in etwa genauso groß. Er trug mit Erde verdreckte Boots, die ihm bis über die Knöchel gingen, dazu eine dunkle Hose. Ein weißer Sweater, offensichtlich aus Wolle, bedeckte seinen Oberkörper und schien ihm leicht zu groß zu sein. Ein großes Fell hing über seine Schultern, vor der Brust mit einer goldenen Klemme festgehalten.
Er machte einen seltsamen Eindruck, das offensichtlich hochwertige Fell und die alten, durchgelaufenen Boots.
Der Junge schien nicht zu bemerken, dass er wach war, er blickte gar nicht in seine Richtung. In einer Hand trug er ein Tablett, ein Teller darauf, offensichtlich mit Essen gefüllt und ein Becher, aus dem Dampf empor stieg. Yoongi konnte nicht ausmachen, um was es sich handelte, es roch nach nichts, das er jemals gegessen hatte.
Ein weiteres Indiz darauf, dass er sich weit weg von Zuhause befinden musste.Der Junge schloss mit dem Schlüssel in seiner anderen Hand die Gittertür auf und stieß sie dann vorsichtig vorwärts, bis er das Tablett sicher hineinbringen konnte.
Erst jetzt war es Yoongi, durch das Licht, das durch das Fenster kam, möglich, das Gesicht des Jungen auszumachen.
Er hatte feine Gesichtszüge, plumpe Lippen und runde Wangen, die mit einem zarten Rosa schimmerten. Ein feiner Geruch nach Gänseblümchen und Sommerregen kroch in Yoongi's Nase.Der Junge war ein Omega, ganz offensichtlich.
Er stellte das Tablett auf dem Tisch neben der Waschschüssel ab und drehte sich sofort danach wieder zur Tür.
Für einen Moment schoss der Gedanke der Flucht in Yoongi's Kopf. Er könnte den Omega zur Seite stoßen, schließlich hatte dieser offenbar nicht bemerkt, dass er wach war, zur Tür heraus - aber sofort verwarf Yoongi den Gedanken. Er wusste nicht, was außerhalb dieses Hauses auf ihn wartete. Er konnte nicht allein eine Armee von Wölfen bezwingen.
Stattdessen also, rutschten ihm ein paar Worte heraus, bevor er sie stoppen konnte.
"Hey! Wo zur Hölle bin ich?"
Der Omega drehte sich sofort um und Yoongi konnte sofort die Angst in seinen braunen Augen erkennen. Der Junge stolperte rückwärts aus dem Raum heraus zog die Tür schnell zu und schloss mit zitternden Fingern ab, starrte Yoongi dann für zwei Sekunden panisch an, und floh dann den Gang entlang und damit aus seinem Sichtfeld.
Yoongi rannte praktisch zu der Tür, rüttelte an ihr und rief dem Omega mit einem komm zurück hinterher, aber der war schon lange fort. Es war wieder still, bis auf Yoongi's nun aggressives Rütteln, dass ein metallisches Geräusch erzeugte.
Bald gab er es aber auf.Stattdessen trottete er zu dem kleinen Tisch in der Ecke und starrte auf den gefüllten Teller, und obwohl er wirklich Hunger verspürte, konnte er sich nicht dazu bringen, es tatsächlich zu verschlingen.
Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, hörte er ein dumpfes Geräusch, und kurz darauf Stimmen im Gang.
Yoongi zog angespannt die Luft ein.Die Stimmen kamen näher, schneller als erwartet und Yoongi stand wie eingefroren in seiner Zelle. Seine Nase erwischte den Geruch nach Tanne und einer Note von Tabak - offensichtlich Alpha. Sofort schlug sein Kopf Alarm.
Doch bevor er sich darüber Gedanken machen und eine Taktik entwickeln konnte, um ihm zu begegnen, stand er auch schon dort, hinter den Gittern, und starrte ihn an.
Er war groß, unheimlich groß, vor alle im Vergleich zu Yoongi selbst. Seine Augen sahen aus, wie die eines Drachens, so wie er ihn niederstarrte, fast schwarz und undurchdringlich. Ein Schauer kroch über Yoongi's Rücken.
Ihm wurde klar, wo er sich hier befinden musste. Sein Vater hatte ihm erzählt, dass die Menschen im Tal - egal ob Alpha, Omega oder Beta - großgewachsen waren und eine stämmigere Statur aufweisten. Das würde auch erklären, warum der Omega vorhin so nah an Yoongi's Größe heranreichte.
Der Alpha war ihn hochwertige Kleidung gehüllt, ein fast militärischer Look. Der Mann hinter ihm, den Yoongi jetzt erkannte, scheinbar ein Beta, trug die gleichen schwarz gefärbten Felle, also war seine Vermutung nicht weit hergeholt.
Auf der Brust des Alphas prangte ein Abzeichen - das Abzeichen eines Clan-Anführers, und sofort musste Yoongi schwer schlucken. Ein Fehler, und er würde für den Rest seines Lebens hier feststecken - oder gleich von ihm getötet werden.
"Ich sehe, du bist endlich wach."
Yoongi antwortete nicht darauf. Die tiefe Stimme des Mannes, der nicht älter zu sein schien als er selbst, wirkte beständig und verwirrte ihn noch mehr. Wie konnte jemand in diesem jungen Alter der Anführer eines Clans sein?
Aber sein Auftreten und Selbstbewusstsein ließ Yoongi's Zweifel fast automatisch verpuffen.
"Du warst mehrere Tage bewusstlos, hast geschlafen wie ein Stein."
Was sollte das alles? Wieso erzählte er ihm diese Sachen? Sie waren nicht wichtig, oder irrte er sich da?
"Ich vermute, du willst erfahren, wieso du hier bist.", sprach der Alpha weiter. "Aber davor solltest du wissen, das ich der Anführer dieses Clans bin und ich hier keine Lügner dulde. Ich will dir auch ein paar Fragen stellen und ich würde es bevorzugen, wenn wir ehrlich sein können."
Yoongi zog die Stirn in Falten, als der Alpha die Gittertür aufschloss und aufstieß. Er hielt Yoongi die Hand hin, wohl um sie zu schütteln, aber er ergriff sie nicht sofort.
"Mein Name ist Kim Namjoon, der Beta hinter mir ist Jung Hoseok. Wir werden uns darum kümmern, dass du dich hier zurecht findest."
Yoongi verstand nichts mehr. Sich zurechtfinden? Dieser Clan hatte ihn offensichtlich verschleppt. Und jetzt stand ihr Anführer vor ihm, mit einem ehrlichen Lächeln auf den Lippen und bot ihm seine Hand - er verstand absolut nichts mehr.
Zögernd griff er die Hand des Alphas, es war wohl sein Instinkt, der ihm sagte, dass er nichts zu fürchten hatte, er wusste es nicht.
Die Hand umschloss Seine für ein paar Sekunden, bevor der Alpha erneut sprach.
"Willkommen."
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ICED HEARTS
FanfictionYoongi's kleine, heile Welt wird erschüttert, als sein Rudel angegriffen, er gefangen und verschleppt wird, seine Eltern im Kampf gefallen. Sein Hass gegen die Entführer und Mörder verebbt aber langsam, als er den stillen Omega Jimin kennen lernt, d...